Naturjuwel in der Karibik
Endlos lange, weiße Sandstrände mit Blick auf das türkisblaue Meer, exotische Flora und Fauna sowie eine vielfältige Unterwasserwelt machen Barbados zu einem Naturparadies wie es im Buche steht.
Ganz leicht streift die Karettschildkröte meinen Arm. Unversehens und sanft. Und schwimmt dann gemächlich weiter. Ich hatte sie gar nicht kommen sehen. Im Carlisle Bay Marine Park ist sie nicht die einzige Panzerträgerin, die mir im kristallklaren Wasser der Hauptstadt Bridgetown begegnet. Ein Blick auf den Meeresboden bestätigt, dass ich in einer üppigen Naturlandschaft gelandet bin: Um das Wrack des 1919 gesunkenen Schiffes „Bajan Queen“ tummeln sich silbern schillernde Tarpune und kleine, blau leuchtende Papageienfische. Auf dem Katamaran mit dem Namen „Cool Runnings“ bin ich nur wenige Kilometer von der Marina im Stadtzentrum entfernt. Vom Schiff blicken wir auf den Pebbles Beach, einen schönen, zentral gelegenen Strand. Hier werden weiße Sandstrände von den sanften Wellen des türkisfarbenen Karibischen Meeres geküsst und von stilvollen Restaurants sowie coolen Bars gesäumt. Dahinter steht ein einfacher Bau aus den 1950er-Jahren. Es ist das Amtsgebäude von Premierministerin Mia Amor Mottley, die 2022 vom „Time Magazine“ unter die 100 einflussreichsten Menschen der Welt gereiht wurde. Ihr Porträt zierte sogar das Cover der Ausgabe.
Umfassender Klima- und Umweltschutz: Mia Mottley ist bekannt dafür, dass sie sich national und international für einen umfassenden Klimaschutz ausspricht. So sollen auf dem Inselstaat, der vom steigenden Meeresspiegel und Hurricanes besonders bedroht ist, die Brennstoff-emissionen bis 2050 um 70 Prozent gesenkt werden und jedes Haus der Republik soll in naher Zukunft mit Solarpaneelen ausgestattet werden. Auch gibt es finanzielle Anreize für den Kauf von Elektrofahrzeugen. 100 Millionen US-Dollar werden in den nächsten Jahren investiert, um die vielfältige Flora und Fauna in der Küstenregion zu erhalten.
Auch im Tourismus bewirbt das Land seine Öko-Initiativen. Urlauber können beim „Sea Turtles Project“ mitmachen und dazu beitragen, die Meeresschildkrötenpopulation zu erhöhen, indem sie gerade eben geschlüpften Schildkröten ins Meer helfen. Wurden die Tiere bis in die 1990er-Jahre noch für ihre Panzer und ihr Fleisch gejagt, so erholt sich die Population jetzt langsam. „Wir haben zwischen 600 und 800 Schildkröten auf der Insel,“ erklärt Carla Daniel, Direktorin des Projekts stolz. Ein weiteres Projekt, bei dem die helfenden Hände von Touristen erwünscht sind, sind die „kitchen gardens“. Um der Bodenerosion entgegenzuwirken, werden auf öffentlichem und privatem Grund Gemüsegärten angelegt. Reisende können bei Anbau und Ernte mithelfen und dabei sowohl die Bewohner als auch das Gemüse der Insel kennenlernen. Zu den robustesten Gemüsearten, die selbst Wirbelstürmen trotzen können, zählen Maniok, Tarowurzeln, Süßkartoffeln, Kürbisse und Zitronengras. Auch beim Pflanzen von Bäumen wird Unterstützung gebraucht. Denn: Über die nächsten Jahre sollen im Land eine Million neue Bäume aus dem Boden sprießen.
Faszinierende tropische Flora und Fauna: Auf einer Inselrundfahrt erkunde ich die Pflanzen- und Tierwelt. Dabei zeigt sich, dass die Aufforstung der Landschaft, die durch den jahrzehntelangen Anbau von Zuckerrohr in Monokultur geprägt wurde, erste Erfolge aufweist. Und was steht da in der Wiese zwischen den Bäumen herum? Eine Ziege! „Doch keine Ziege! Das ist doch ein Schaf!“ erklärt mir mein Guide Omar. Die braunen, kurzhaarigen „black belly sheep“ sehen ihren geisbärtigen Vettern wirklich zum Verwechseln ähnlich. In den Bäumen der Insel schwingen viele kleine „green monkeys“ herum. Die frechen grünen Meerkatzen mit ihrem süßen Gesicht sind ursprünglich vor Hunderten von Jahren aus Westafrika nach Barbados gebracht worden.
Besonders beeinruckt bin ich auch von den Rennpferden auf der Garrison Savannah Rennbahn. Fast jeden Tag bringen Stallburschen die edlen Tiere aus ihren nahegelegenen Ställen zum morgendlichen Bad an die Carlisle Bay. Einigen begeisterten Zuschauern erlauben sie sogar, ein paar Minuten am Rücken der Vollblutrösser zu sitzen. Natürlich nur unter ihrer Führung. Im zentralen Hochland der Insel werden wir tief in die Urzeit entführt. 1970 wurde hier die Wunderwelt von „Harrison’s Cave“ entdeckt – ein einzigartiges, 2,3 km langes Kalkstein-Höhlensystem mit vielen, jahrtausendealten Stalaktiten, die von der Decke hängen, und Stalagmiten, die aus dem Boden ragen. Dazu strömt kristallklares Wasser von atemberaubenden Wasserfällen herab und bildet tiefe smaragdgrüne Teiche. Gefragt sind zwischenmenschliche Kontakte, die über eine Cocktailbestellung an der Strandbar hinausgehen. Barbados ist ein sehr sicheres Land – also ran an den Mann oder die Frau! Bei einer Fahrt in einem der vielen Kleinbusse, die in Bridgetown ihre Runden drehen, komme ich schnell ins Gespräch und kann mich von der Offenherzigkeit der Menschen überzeugen. Die Bashment-Soca-Klänge, bei denen Keyboards den Rhythmus vorgeben, dringen laut aus den offenen Fenstern.
Popstar und Nationalheldin Rihanna ist ein Vorbild für viele Bajans: Über den Rihanna Drive geht es zu dem einfachen Haus mit grüner Fassadenfarbe, in der der Popstar als Kind lebte. „Shine bright like a diamond“ heißt einer ihrer berühmtesten Songs. Träumte sie hier damals schon davon, wie ein Diamant zu strahlen? „Wir kennen sie hier nur als Robyn,“ erklärt mir eine kurvige Nachbarin im einfachen Rum-Shop an der Ecke. Rihanna, die mit ihrem vollen Namen Robyn Rihanna Fenty heißt, ist ein großes Vorbild für viele Bajans – wie man zu den Insulanern auch sagt. Die nach ihrer Großmutter benannte Clara Lionel Foundation unterstützt Klimaschutzprojekte und vergibt Stipendien an junge Menschen mit guten Ideen. Oft nimmt Rihanna an der Kadooment Day-Parade am ersten Montag im August teil. Sie bildet das Finale des sechswöchigen „Crop Over“-Festivals, mit dem eine erfolgreiche Zuckerrohrernte gefeiert wird. Dabei tanzen die Menschen in bunten Federkostümen durch Bridgetowns Straßen.
Die Kulisse für das Festival könnte nicht pittoresker sein. Der historische Kern der Stadt wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, starteten die Briten von der Garnison im 17. Jahrhundert doch die Eroberung der Neuen Welt. An die Tatsache, dass dabei viele unschuldige Menschen starben, erinnert eine Kunstinstallation im Golden Square Freedom Park. Dieser wurde am 29.11.2021 eingeweiht. Am Tag darauf wurde in Barbados Geschichte geschrieben: Der Inselstaat verabschiedete sich am 30. 11. 2021 von der konstitutionellen Monarchie und Premierministerin Mia Mottley erklärte das Land in Anwesenheit von Prinz Charles zur parlamentarischen Republik. Gleichzeitig wurde Rihanna zur Nationalheldin erhoben. Wenn die Pop-Diva nach Barbados kommt, dann hält sie sich jedoch nicht lange in Bridgetown auf – obwohl sich an der in der Nähe gelegenen Südküste Luxushotels wie das alteingesessene Hilton, das gediegene Sandals oder das luxuriöse O2 befinden. Die Popikone zieht sich lieber auf ihr Anwesen innerhalb der One Sandy Lane Residences an der Westküste zurück. Sandy Lane liegt in Holetown, wo sich auch andere 5*-Häuser angesiedelt haben.
Mount Gay – die älteste Rumbrennerei der Welt: Zum Abschluss besuche ich Mount Gay, die älteste aktive Rumbrennerei der Welt. Barbados war im 18. Jh. der größte Zuckerproduzent der Welt. Eines der Abfallprodukte der industriellen Herstellung von Zucker ist Melasse, aus der in der Mount-Gay-Destillation seit 1703 Rum hergestellt wird. Seinen aromatischen Geschmack erhält der Mount-Gay-Rum durch die Destillation der fermentierten Melasse in Kupfer-Alambiques. Nach Zimt und Muskat schmeckt die Marke Eclipse, etwas rauchiger die Sorte Black Barrel. Wie der Regierung sowie dem gesamten Inselstaat steht auch der Rumproduktion eine Frau vor: Trudiann Branker darf als erste Frau in der Geschichte des Unernehmens den Titel „Master Blender“ führen. „Die Zeit ist vorbei,
in der sich Rum nur für Cocktails geeignet hat,“ erklärt sie selbstbewusst. Sie will Spirituosenliebhaber zu „sophisticated sippers“ ausbilden – die lernen, verschiedene Rumsorten aufgrund ihres großartigen
Eigengeschmacks zu schätzen. Na, dann „cheers“!
CC-Tipp Wyndham Grand Barbados
Sam Lords war ein wilder Pirat. Vor seiner Villa am Strand von Barbados hängte er Anfang des 19. Jahrhunderts Lichter auf, damit die Besatzungen ankommender Schiffe glaubten, in Bridgetown gelandet zu sein. Die Schiffe zerschellten jedoch am Riff vor seinem Anwesen und er sammelte das Treibgut aus dem Meer. Noch heute ist der Strand beleuchtet, doch seit letztem Jahr thront das All-Inclusive-Hotel Wyndham Grand Barbados, Sam Lords Castle Resort & Spa darüber. Das Hotel mit 422 übergroßen Zimmern und Suiten verfügt über vier Pools, die teilweise wie Lagunen angelegt sind. In den Cabanas lässt es sich herrlich entspannen. Das Resort erstreckt sich über einem weitläufigen Gelände, auf dem Aktivurlaubern mehrere Tennis- und Pickleballplätze zur Verfügung stehen.
www.wyndhamgrandbarbados.com
Barbados
Die 430 km² große Republik liegt nördlich von Trinidad und südöstlich von Martinique. Im Gegensatz zu den Inseln der Großen Antillen, auf denen im Winter manchmal kein Badewetter herrscht, liegen die Temperaturen auf Barbados gleichmäßig um die 30 Grad Celsius und die Sonne scheint 3.000 Stunden im Jahr.
www.visitbarbados.org
Restaurants
■ Eco Lifestyle Lodge, Bathsheba
Die junge Küchenchefin Alisha Stoute kreiert in diesem Wellness-Resort gesunde Küche auf Spitzenniveau. Ihre gluten- und laktosefreien Spezialitäten verdienen Michelin-Sterne. So serviert sie Crostini mit hausgemachtem Cottage Cheese aus Cashewnüssen und Kürbisbeignets mit Joghurt- und Muskatsauce. Alkoholisch werden diese Leckerbissen von einem Grapefruit-Blisstini untermalt. www.ecolifestylelodge.com
■ Oistins Fish Fry, Bridgetown
Freitag- und Samstagabend zieht es Jung und Alt, Touristen und Einheimische nach Oistins zum Fish Fry Markt. In der Fischbraterei in diesem Vorort von Bridgetown sitzen die Gäste in sehr unge-
zwungenem Ambiente auf einfachen Stühlen und lassen sich frisch zubereitete Spezialitäten wie gegrillten Hummer oder gebratene Brotbaumfrucht schmecken. Auch das Nationalgericht von Barbados – Fliegender Fisch – ist ein Muss, wenn Sie den Fischmarkt besuchen. Auf der Bühne in
der Mitte des Markts sorgen Live-Bands für gute Stimmung.
■ Zemi, Bathsheba
Im entspannten Ort Bathsheba an der wilden Ostküste von Barbados haben Gayle Talma und Kenny Hewitt mit ihrer Tochter Ella das „Zemi Café“ eröffnet. Besucher genießen den wunderbaren Ausblick auf die Wellen und lassen sich dabei „Bilimbi Sour“-Cocktails schmecken. Die Frucht des Gurkenbaums bringt eine angenehm frische Note in den heißen Tag. Neben diesem ausgefallenen Obst stehen auch Barracuda in Kokoskruste, Schweinebauch in Rummarinade und ein herrlicher Guava-Cheesecake auf der Speisekarte.
www.instagram.com/zemicafebarbados
■ Champers, Skeetes Hill, Bridgetown
Im exklusiven Stadtteil St. Lawrence Gap werden Leckerbissen mit französischen Einflüssen serviert. Zur Hühnerleberpastete wird ein Chutney aus tropischen Früchten gereicht und in die gratinierte Crêpes kommt Krabbenfleisch. Vegetariern schmeckt die Tarte aus geröstetem Blumenkohl und Ziegenkäse.
www.champersrestaurant.com
■ Cobblers Cove, Speightstown
Im wohl romantischsten Hotel der Insel kann das Restaurant durchaus mit den Nobellokalen in der Gegend mithalten. Auf der hübschen Terrasse oder gleich direkt am Strand erfreuen sich Genießer an Gurkenkaltschale mit Kokosmilch und Entenbrust in Portwein- und Thymiansauce. www.cobblerscove.com
■ Cocktail Kitchen, St. Lawrence Gap
Wer es am Abend so richtig krachen lassen will, den zieht es nach St. Lawrence Gap, einem Vorort von Bridgetown. Hier interpretiert der junge karibische Top-Chef Damian Leach die „Bajan Cuisine“ neu. Gebratene Brotbaumfrucht serviert er mit Hummer und einem Risotto mit geräuchertem „black belly lamb".
www.ckbarbados.com