Ich habe die 480, eine Junior Suite mit seitlichem Seeblick. Das Interieur ist von ausgesuchtem Geschmack, mit Nussholzboden im Wohnbereich sowie mit Pölstern und Vorhängen von Dedar, einer großen Nummer in Mailand. Sofa und Sessel sind von Minotti und Turri. Über dem Bett schimmert eine Seidentapete, Reverenz an die Seidenmetropole Como. Das Bad ist mehr als einladend, hell, lichtdurchflutet, mit edlem, aber nicht protzigem Marmor, cooler, geräumiger Duschkabine, freiste- hender Wanne, Etro-Pflegeprodukten und – selten genug, selbst im Hochpreissegment – flauschigen Handtüchern und Bademänteln. Aber auch DesignPannen sind offensichtlich: Der Toilettenpapierhal- ter wurde zu weit entfernt vom Thron angebracht, der Stecker des Föhnkabels muss – „aus Sicherheitsgründen“ – mit Gewalt in die Buchse gedrückt werden.
Die Haare zu Berge stehen einem im Rooftop-Ristorante Sottovoce garantiert nicht. Den Gruß aus der Küche – „Italian Sushi“ (Quinoa, Streichkäse, Basilikumöl) – untermalt ein live swingendes Jazz- Duo. Es folgen„Green Scallops“ mit eingearbeitetem Spinat und als Hauptspeise„Bombe del Lago“, Pasta gefüllt mit Seebarsch und Salbei. Generell liebt Küchenchef Stefano Mattara Experimente – zum Beispiel „die Fusion der italienischen Cucina mit der asiatischen“. Der Vista Palazzo als Ganzes ist auf jeden Fall sehr gekonnt abgeschmeckt – zwischen historischer Außenoptik und elegant-schickem Innenleben.