Magie zwischen Dschungel und Meer
Mexikanische Karibik: Traumhotels, Service-Dekadenz, sterneverdächtige Spitzenküche: Die Boom-Region Cancún legt die Latte immer höher.
70 Millionen Dollar hat die zum weltgrößten Luxuskonzern LVMH gehörende Hotelgruppe Belmond in die Renovierung und Behübschung ihres Resorts an der Playa Maroma, einem der schönsten Strände an der Riviera Maya, gesteckt. Dafür hat sie das Haus für mehr als zwei Jahre dicht gemacht, bis zum Sommer 2023. Und dann sind es nach der Wiedereröffnung doch wieder die kleinen Dinge, die den größten Unterschied machen, und nicht allein die voluminösen Finanzspritzen.
Ein Sandflüsterer für die Liegen: Es passierte früh am Morgen. Noch schlaftrunken blinzle ich vom Frühstücks-Logenplatz fast direkt am Wasser über den Strand. Eine Fata Morgana? Die Konsequenzen einer verhängnisvollen Bestellung vom Vorabend – „mas Tequila, por favor!“? Oder pustet da ein dienstbarer Geist mit Strohhut allen Ernstes mit einer Art geräuscharmem Laubbläser Sand von den ultrabequemen Strandliegen? Ja, in der Tat. Selbst die kleinste Ansammlung von Körnern muss weg – eine von mehreren Aufgaben von „Beach Server“ Sergio, der seit 2006 eine der treuesten Seelen unter den Beschäftigten ist. Diskrete Helfer sind auch in den 70 Zimmern und Suiten sowie in den zwei Villen unterwegs: Belässt man ein Blatt Papier als Lesezeichen in einem Buch, kann es vorkommen, dass man nach dem Turndown-Service ein echtes, hoteleigenes „Bookmark“ zwischen den Seiten findet. Dass sich das Belmond Maroma auch in Sachen Spa, Gartengestaltung, Unterkünfte und Restaurants nicht lumpen lässt, kommt da fast schon erwartungsgemäß. Das erste, höchst gelungene Guerlain-Spa Lateinamerikas lockt mit Anwendungen, die von der Maya-Kultur inspiriert wurden, und speziellen Massageliegen, die das wolkige Gefühl von Schwerelosigkeit vermitteln. Außerhalb, vor dem Spa-Brunnen der Fruchtbarkeitsgöttin Ixchel, sprießt ebenfalls Einmaliges: „El Abuelo“, ein 90 Jahre alter Baum, liebevoll „Großväterchen“ getauft. Generell sticht in der Hotelanlage die Harmonie zwischen üppigem Dschungel und „Nachhilfe“ durch Landschaftsgärtner und Architekten ins Auge. Auch Nasenbären genießen die Nähe von Mensch und Natur und streifen wie selbstverständlich über die Wiesen und Wege.
Im „Casa Mayor“ wird die lokale Küche mit einer lukullischen „Reise durch Mexiko“ (Monterrey, Guadalajara und „eine Prise Yucatán“) hochgehalten.Das zweite Restaurant, das „Woodend“ des australischen Celebrity-Chefs Curtis Stone, huldigt Seafood und Fleischspezialitäten, die über offener Flamme gegrillt werden. Ein wahres Feuerwerk: Rock Cod mit Fenchel, King Crab und Salat mit frittiertem Quinoa. Danach Panna Cotta. Göttlich. Nur die sprechende Waage in der Suite war danach weniger enthusiastisch: „Your weight is 86,3 kg. Good-bye“.
Kaktussalat und Melonen-Gazpacho: Und Rettung war nicht in Sicht. Denn das erst zwei Jahre alte Waldorf Astoria Cancún, nur eine kurze Fahrt vom Belmond Maroma entfernt, hat sich dank seiner Kulinarik im Blitztempo zu einem echten Hospitality-Schwergewicht entwickelt. Das romantische Oceanfront-Dinner im Signature Restaurant „Malpeque“ liefert schon mit seinen Vorspeisen famose Kostproben: Sopa de Elote, Maissuppe mit Limette, Chili und Basilikum, oder als kühle Alternative Melonen-Gazpacho mit Shrimps, Minze und Mandel. Hauptspeise: Grouper mit fußballgroßem Blumenkohl aus dem Ofen. Als Dessert wird ein sagenhaftes Himbeer-Tiramisu gereicht.
Das „Problem“: Auch Frühstück (in der Laube des „Chaya“) und Lunch (im „JA’O“) sind von ähnlich herausragender Qualität. Mittags Kaktussalat, Fisch-Tacos, Blue-Corn-Pudding – der siebente Himmel für Genussmenschen. Nur ein paar Schritte von den Tischen entfernt, erstreckt sich eine gediegene Pool-Landschaft, in der die Gäste noch in echten Büchern schmökern, eine Frau tut’s sogar im Stehen. Getreu dem Motto des 5*-Refugiums, das sich in aller Bescheidenheit „Juwel von Cancún“ nennt: runterkommen, sich ausklinken aus dem Krisen-Stakkato der realen Welt, wieder mehr Analoges zulassen. Diese Übung gelingt ganz leicht für ein verlängertes Wochenende. Die Freundlichkeit des Personals und das edle Interieur aus Marmor und Holz tun ein Übriges: Im Zimmer im sechsten Stock lässt sich der Sonnenaufgang vom bodentiefen Fenster der geräumigen Dusche aus bestaunen. Der Strand und das Meer sind hingegen nicht „top-notch“, und das unwegsame Dickicht rund um die kilometerlange Zufahrtsstraße kann man getrost den Affen, Krokos und Schlangen überlassen.
Klassischer Luxus im ehemaligen Ritz: Mitten in Cancúns Hotelzone, umgeben von All-inclusive-Burgen und umspült vom fabelhaft türkisen Meer, setzt das Kempinski Cancún das fort, was Ritz-Carlton im selben Hotel-Palazzo fast 30 Jahre lang zelebriert hat: verlässlichen Old-School-Luxus. Das Essen in der Club Lounge ist sogar noch besser geworden. Morgens Mini-Bagels, Nuevos Revueltos, Rührei auf mexikanische Art mit Tomaten, Kräutern und Zwiebel, dazu Jugo de Sandia, frisch
gespressten Wassermelonensaft. Zum Afternoon Tea dann köstliche Pistazien-Makaronen. Und am Abend dampfen Meeresfrüchte-Paella, Ribs mit Wedges und Huhn mit Erbsenreis. Auf Wunsch werden von den Kellnern auch noch Mojitos und Margaritas aus dem Ärmel geschüttelt. Wen es stattdessen nach Action dürstet, die nach Sonnenöl, Schweiß und Cerveza riecht, muss ausbrechen und rechts den Strand runter. Auf der Bühne des „Oasis Beach Club“ röhrt am Wochenende eine Band die Rolling-Stones-Klassiker. Zum gepflegten Chillen empfiehlt sich dann wieder das Kempinski: Wenn beim Jacuzzi die Blätter der Kokospalmen im lauen Abendwind rascheln und die Sterne blinken, ist das auch „Satisfaction“, aber eben auf sinnliche Art.
Ein Insta-Paradies für Verliebte: Eine knappe halbe Stunde nördlich der Zona Hotelera wurde das jüngste Tourismus-Projekt aus dem Küstenboden gestampft: Costa Mujeres. Das heißt: noch mehr riesige Hotels, für Familien oder Adults-only, kilometerlanger Spaß am Strand, Tauchspots, ein von Greg Norman designter 18-Loch-Golfplatz, Mangroven und Dschungel. Im Januar diesen Jahres erfuhr die neue In-Destination noch mehr Aufwertung: Die SHA Wellness Clinic Mexico öffnete in bevorzugter Lage ihre Pforten, mit Gesundheitsprogrammen, die sich am spanischen Schwester-Retreat orientieren. Praktisch für VIP-Gäste: Sie können auf einem Heliport einschweben oder mit dem Boot andocken. Auch die vorgelagerte Isla Mujeres, durch ihre Fährverbindungen als beliebtes Tagesausflugsziel bekannt, scheint eine finanzkräftige Klientel nun zum längeren Verweilen animieren zu wollen: Neben dem brandneuen Almare Isla Mujeres, dem ersten Luxury-Collection-All-Inclusive-Erwachsenenhotel auf mexikanischem Boden, will auch die Hyatt-Gruppe mit ihrem Impression Isla Mujeres by Secrets Pärchen und Hochzeitsreisende ködern: 125 edle Suiten, vier Pools, sieben Restaurants, Butler-Service, Katamaran-Transfer von und nach Cancún und vieles mehr inbegriffen. Erster Erfolg für das Resort im Inselsüden: die Website Luxury Travel Advisor schwärmte vom „most instagrammable hotel in the world“.
Mehr Informationen
www.belmond.com
www.waldorfastoria.com
www.kempinski.com
www.mexicancaribbean.travel
www.shawellness.com
www.the-luxury-collection.marriott.com
www.hyattinclusivecollection.com