Unser Mann in Istanbul

In seinem neuen Buch „Nice to meet you, Istanbul!“ präsentiert Erol Sander die Highlights seiner Geburtsstadt. Claudia Bette-Wenngatz hat mit dem Schauspielstar über die Faszination der alten Heimat gesprochen.

Sie sind mit 5 Jahren von Istanbul nach München gezogen. Welche Kindheits-
erinnerungen verbinden Sie noch mit Ihrer damaligen Heimatstadt?
Was man bis zum 5. Lebensjahr erlebt, bleibt ja bekanntlich später nicht als klare Erinnerung im Kopf. Ich habe Momentaufnahmen vor Augen. Da ist z. B. ein Moment mit meiner Mutter in einer fabelhaften Konditorei namens Inci (über die ich im Übrigen auch im Buch berichte). Die Gerüche, wenn man durch die Straßen läuft, werfen mich auch immer wieder in die Kindheit zurück. Das sind Eindrücke, die bleiben.

Sie haben die Stadt dann beruflich als Drehort für Ihre Serie „Mordkommission Istanbul“ wiedergesehen. Wie oft waren Sie da und worauf haben Sie sich immer am meisten gefreut?
Für die Mordkommission war ich über 14 Jahre lang jeweils zwei bis drei Monate dort. Das war eine wunderschöne Zeit, in der mir Istanbul sehr ans Herz gewachsen ist. Ich habe mich immer sehr auf all meine Kollegen gefreut und auf die abwechslungsreichen Drehorte in der Stadt. Jeden Tag Istanbul auf diese Art und Weise – und während man den Job ausübt, den man liebt – neu zu entdecken, ist schon ein besonderes Privileg.

Wo haben Sie während der Dreharbeiten oft gewohnt und sich zuhause gefühlt?
Ich war immer in unterschiedlichen Hotels untergebracht. Eines davon war das InterContinental. Von dort aus hat man einen unglaublichen 270-Grad-Blick auf die Stadt.

Sind Sie ein Shopper? Und wenn ja, was sind Ihre Top-3-Shopping-Tipps?
Nein, ehrlich gesagt gehe ich nicht gerne shoppen, außer ich kann meine Familie und meine Freunde damit glücklich machen. Aber wenn man gerne shoppt, ist Istanbul die ideale Stadt dafür. Top-3-Shopping-Tipps sind schwierig zu sagen. Es gibt einfach alles und überall, ob riesige Malls, Märkte oder kleine, gemütliche Boutiquen in den Künstlervierteln. Für jeden ist etwas dabei.

Wo treffen für Sie in Istanbul Orient und Okzident am spürbarsten aufeinander?
Auf der Istiklal. Dort gibt es auf einer einzigen, großen Straße unter anderem eine Kirche,
Moscheen, eine Universität und die unterschiedlichsten Geschäfte. Da werden die unterschiedlichen Einflüsse sehr deutlich.

Welches Istanbul würden Sie Ihrer Familie, also Ihren großen Kindern und Ihrer Partnerin Rebecca, gern einmal zeigen?
Am liebsten das mystische, romantische Istanbul ein wenig abseits. Die schönen Künstlerviertel und natürlich den Bosporus, ob auf dem Schiff oder an einer der zahlreichen Promenaden.

Werden Sie in Istanbul auf der Straße eigentlich oft erkannt?
Da die „Mordkommission Istanbul“ in ganz Europa gelaufen ist, werde ich in Istanbul zwar nicht von Einheimischen, aber von vielen Touristen aus Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und anderen Ländern erkannt.

Sie schreiben, dass Sie Istanbul mit dem Duft Ihres Lebens verbinden. Was meinen Sie damit?
Der Duft der vielen unterschiedlichen Gewürze, allgemein der kulinarischen Köstlichkeiten und des Meeres sind mir aus meiner Kindheit im emotionalen Gedächtnis geblieben. Das kommt immer wieder hoch, sobald ich dort durch die Straßen laufe.


Welcher Moment in Istanbul ist unauslöschlich in Ihrem Gedächtnis?
Aus der Kindheit ist ein besonderer Moment, in dem ich meinem Vater, der damals Basketball-
Spieler in der Nationalmannschaft war, bei einem Spiel zugesehen habe. Weil ich so klein war,
ist es aber nur eine ­verschwommene, aber ­dennoch sehr eindrucksvolle Erinnerung. Ansonsten gab es einen wunderschönen Sonnenuntergangsmoment, nachdem wir eine Folge der „Mordkommission“ abgedreht hatten, in dem ich einfach am Ufer des Bosporus stand und tiefe Dankbarkeit für diesen Moment und alles, was ich erleben durfte/darf, empfand.

Welcher Platz löst die meisten Glücksgefühle aus?
Ich liebe die Steinpromenade zwischen Harem und Üsküdar. Da kann man auf den von der Sonne aufgewärmten Steinen abends wunderbar den Sonnenuntergang genießen.


Travelguide
„Nice to meet you, Istanbul! Auf Entdeckungstour ins Herz der Stadt“ von Erol Sander ist bei Polyglott erschienen.
www.graefe-und-unzer.de