Zu sehen: Colin James, CEO, Antigua & Barbuda Tourism Authority, Gaston Browne, Premierminister von Antigua & Barbuda, Sanovnik Destang, CHTA-Präsident, Vanessa Ledesma,

Caribbean Travel Marketplace wartet mit Neuerungen auf

Plus: Connoisseur Circle sprach mit Vanessa Ledesma, CHTA-CEO

      

Vom 20. bis zum 22. 5. 2025 fand auf Antigua die 43. Caribbean Travel Marketplace Messe statt. Veranstaltet wurde sie von der Caribbean Hotel & Tourism Association (CHTA), seit 1962 die führende Interessensvertretung für den Fremdenverkehr in der Region. Sie begleitet ihre 1000 Mitglieder besonders in Sachen Verkauf- und Marketing, Nachhaltigkeit, neue Gesetzgebung und Technologien, sowie Klimawandel und Datenanalyse.

Obwohl Antigua mit rund 94.000 Bewohnern bevölkerungsmäßig das kleinste Gastgeberland in der Geschichte der Messe war, wurden mehr als 9.300 Geschäftstermine mit Käufern aus 16 globalen Märkten und Anbietern aus 23 Destinationen durchgeführt, was die Messe zu einer der aktivsten Veranstaltungen der letzten Jahre macht. Einen guten „Flow“ durch die Messe und den leichten Austausch zwischen den Teilnehmern garantierte das moderne Design, bei dem auf traditionelle Messestände verzichtet und auf beleuchtete Lichtboxen und offene Standkonzepte gesetzt wurde.


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Karin Hanta und Charles Henry Fernandez, Minister of Tourism, Investment & Economic Development, Antigua & Barbuda.



Zu den neuen Features zählten auch die Linkages Showcases, die Tourismusexperten mit Partnern aus Landwirtschaft, Industrie, Kunst und Unterhaltung aus Destinationen wie Jamaica, St. Lucia und Trinidad & Tobago zusammenbrachte . Ein weiteres Highlight war der Tag des nachhaltigen Tourismus am 19.5., bei dem Delegierte die Gelegenheit hatten, Antiguas Naturschutzbemühungen (z.B. die Rettung der harmlosen Zornnatter) und reichhaltige kulturelle Praktiken (Steel Drum-Spielen) kennenzulernen, und dies, obwohl heftige Regenfälle am Tag zuvor der Insel stark zugesetzt hatten. Am 22.5. fand der erste Direct-Booking-Summit in der Geschichte des Caribbean Travel Marketplace statt. Der erweiterte Teilnehmerkreis – Destination Weddings, MICE und Direktbuchungen – spiegelt den Wandel der Branche wider.


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Ein Eindruck von CTM 2025



Connoisseur Circle traf Vanessa Ledesma, die Geschäftsführerin von CHTA zum Gespräch



CC: Sie sind nun seit 26 Jahren bei der CHTA. Was haben Sie in dieser Zeit erlebt? Was hat sich verändert?

VL: Eines der Dinge, die sich definitiv verändert haben, ist die Diversifizierung des Angebots in der Region. Das unabhängige Produkt ist nach wie vor stark und gehört zur DNA der Karibik. In den letzten 20 Jahren haben wir zudem eine zunehmende Präsenz von Hotelketten in verschiedenen Destinationen. Es gab auch ein Umdenken was die Einbindung von örtlichen Gemeinden in Tourismusprojekte betrifft. Man hat erkannt, dass diese Gemeinden einen Mehrwert für die Branche liefern. Mehrere Hotels haben trotz All-inclusive-Konzepts Programme mit Restaurants vor Ort eingeführt, damit die Gäste außerhalb des Resorts authentische Erfahrungen sammeln können. Die Entwicklung von Fachkräften steht außerdem im Brennpunkt unseres Interesses: Wir wollen die nächste Generation dafür sensibilisieren, dass sie im Tourismus nicht nur als Servierkraft oder Koch arbeiten können, sondern auch als Buchhalter oder Anwalt.

In Sachen Karriereentwicklung hat die CHTA 2019 ein Forum für junge Führungskräfte ins Leben gerufen. Die zweite Generation von Alumni im Alter von 25 bis 40 Jahren hat unser Programm bereits abgeschlossen. Wir fördern nicht nur die Vernetzung untereinander, sondern bieten auch Webinars und Mentorship-Programme an, damit sie sich nicht nur in der Branche, sondern auch in unserer Organisation weiterentwickeln und Führungsrollen übernehmen können.

CC: Und was hat sich innerhalb der Organisation verändert?

VL: In den letzten Jahren haben wir den Fokus wieder verstärkt auf die Mitgliederentwicklung gelegt. Unsere Interessenvertretung ist sehr stark. Während der Pandemie konnten wir keine Veranstaltungen in den verschiedenen Destinationen abhalten – das holen wir jetzt nach. Zudem treten wird bei Branchenveranstaltungen verstärkt auf, um das Bewusstsein für die CHTA zu stärken – obwohl wir bereits gut etabliert sind. Aber es ist wichtig, dass die globale Tourismus- und Hotelbranche die Arbeit der CHTA kennt.
Ein weiterer großer Wandel: Neben Hotelketten sehen wir auch die Auswirkungen von Ferienwohnungen weltweit. Obwohl die Besucherzahlen steigen, stagniert in manchen Fällen die Hotelauslastung, weil sich die Gäste vermehrt für alternative Unterkünfte entscheiden.

CC: Wie sieht Ihre Vision für die CHTA aus?

VL: Ich möchte gern unsere Mitgliederbasis vergrößern, mehr Mitglieder aus den verschiedenen Destinationen gewinnen und die langfristige Entwicklung von Tourismusfachkräften sichern. Wir haben verschiedene, für die Region wichtige Initiativen gestartet. Ein Beispiel ist die Veranstaltung „Taste of the Region“ im November in Miami, bei der wir die Weiterbildung von Food & Beverage-Fachkräften fördern. Diese Veranstaltung liegt allen sehr am Herzen – es ist eine der wenigen Gelegenheiten, bei der die Branche die Kreativität von F&B-Profis würdigt. Ich wünsche mir, dass dieser Bereich mehr Öffentlichkeit bekommt, denn diese Gastro-Künstler machen die Karibik erst richtig schmackhaft. Die Veranstaltung findet im Rahmen unserer CHIEF-Konferenz statt.

CC: Wie unterscheidet sich die CHIEF-Konferenz von der Caribbean Travel Marketplace-Messe?

VL: CTM ist eine B2B-Veranstaltung für Anbieter und Reiseveranstalter. CHIEF – das Caribbean Hospitality Industry Exchange Forum – ist eine Bildungs- und Wissensplattform mit Vorträgen über akut anstehende Themen, neue Chancen und Herausforderungen. Der Fokus liegt auf Best-Practice-Beispielen aus der Region. Die Vortragenden kommen meist aus der Karibik, aber auch aus anderen Ländern. Es ist eine sehr praxisnahe Konferenz mit konkreten Empfehlungen, die Hotelmanager an ihre Teams weitergeben und im Betrieb umsetzen können.

CC: Und innerhalb der CHTA gibt es auch die Society of Hotel Executives.

VL: Die CHTA ist ein Verband von 32 Hotel- und Tourismusverbänden. Die Caribbean Society of Hotel Executives ist eine kleine, aber sehr einflussreiche Peer-to-Peer Gruppe, die Hotelmanager bei ihrer beruflichen Entwicklung unterstützt. Durch Zusammenarbeit, Mentoring und Erfahrungsaustausch unterstützt die Gruppe den Aufbau starker Hotelverbände und stellt sicher, dass diese das Rüstzeug für Freiwilligenmanagement, Finanzen, Governance, Interessenvertretung und Mitgliedergewinnung haben.

CC: Was sind derzeit die größten Herausforderungen für die Karibik?

VL: Die geopolitische Lage ist eine große Herausforderung, da sie weltweit für Unsicherheit sorgt – auch wenn die Karibik weiterhin ein beliebtes Reiseziel bleibt. Der US-Markt ist für unsere Mitglieder besonders wichtig, aber es herrscht Unsicherheit darüber, was dort passieren wird. Die Nähe zu den USA ist ein Vorteil, doch wir sehen aktuell eine gewisse Verlangsamung bei den Buchungen. Wir beobachten genau, ob und wie stark der US-Markt betroffen ist. Ein weiteres Thema sind steigende Betriebskosten. Auch wenn derzeit vieles positiv läuft, gibt es Diskussionen über Hafenabgaben und Zölle, die sich auf Lieferketten und die Produktverfügbarkeit in der Region auswirken könnten.

CC: Wie bewerten Sie die Bedeutung des deutschsprachigen Markts?

VL: Jeder Markt ist wichtig. Wir freuen uns sehr, dass dieses Jahr ein deutscher Reiseveranstalter an der CTM teilgenommen hat. Condor hat außerdem wieder die Flugverbindung mit Antigua & Barbuda und Barbados aufgenommen. Der Markt hat sich über die Jahre immer wieder verändert. Vor Covid war er auf einem sehr guten Weg. Dann kam die Pandemie, Flüge wurden gestrichen, aber mit der Rückkehr einer Fluglinie sehen wir ein erneutes Interesse. Entscheidend ist die Erreichbarkeit der Destinationen aus dem DACH-Raum. Wenn es für deutschsprachige Reisende schwierig ist, in die Karibik zu kommen, suchen sie sich andere, besser angebundene Reiseziele.

CC: Welche Ratschläge würden Sie sich von „Friends of the Caribbean & Central America“ wünschen?

VL: Ich würde mir Einblicke in das, was in anderen Regionen vorgeht, wünschen. In unserer Organisation denken wir uns manchmal, wir sind in einer Blase. Aber im Austausch mit anderen merkt man: Wir haben ähnliche Herausforderungen. Netzwerke, in denen man Fragen stellen kann, sind sehr wichtig. Da werden dann viele Fragen besprochen wie z. B.: Gibt es Veränderungen bei Nachhaltigkeitsthemen? Welche Innovationen wurden in DACH-Hotels umgesetzt? Vielleicht bringt uns das auf neue Ideen. Es geht um Erkenntnisse, um den Aufbau von Beziehungen, bei denen man sagen kann: „Ich habe dieses Problem – kennt ihr das auch? Habt ihr eine Lösung dafür?“


Interview von Karin Hanta