Im Interview: Gastgeber aus Leidenschaft
Dina Letrou und George Papamarkakis, Gastgeber des Luxus-Boutique-Hotels The Capra, über gelebte Gastfreundschaft, die zeitlose Magie des Seins zwischen Kaminfeuer, duftendem Zirbelholz und dem Genuss heimischer Küchenkunst.
Ein griechisches Ehepaar aus London hat die Absicht, sich ein privates Chalet zu bauen und aus lauter Gastlichkeit wird unversehens ein 5-Sterne-Boutique-Hotel daraus. George Papamarkakis und Dina Letrou haben sich im friedlichen Schweizer Bergdorf Saas-Fee mit dem Luxusresort The Capra ein wahrhaftes Zuhause geschaffen – und geben dieses Wohlgefühl jeden Tag an ihre Gäste weiter.
Umrundet von schneebedeckten 4000er-Bergipfeln , ist Saas-Fee im Kanton Wallis ein Rückzugsort. Schweizer Geruhsamkeit mischt sich mit lokalem Genuss und umfassender Ruhe. Hier auf 1800 Meter Höhe haben George Papamarkakis und Dina Letrou sich mit dem 5-Sterne-Superior Chalet-Hotel „The Capra“ ihren Lebenstraum erfüllt und teilen ihn mit ihren Gästen - eine Herzensangelegenheit.
Ursprünglich kommen Sie beide aus der internationalen Finanzwelt. Wie kommen Zahlenmenschen dazu, in einem Schweizer Bergdorf ein Chalet-Hotel zu bauen und zu betreiben?
George Papamarkakis: Wir sind beide immer schon viel gereist und haben mit der Zeit gedacht: Es wäre mal schön, sich irgendwo ein passendes Zuhause zu schaffen und dann dort Zeit zu verbringen. Also einen Ort, an dem man sich sofort wohl und zuhause fühlt – und wir lieben die Schweizer Berge.
Dina Letrou: Als unsere Pläne dann um das Jahr 2011 herum konkret wurden, haben wir uns gefragt: Warum nicht einen Ort schaffen, an dem sich auch andere Menschen zuhause fühlen? Damit war die Idee des „The Capra“ geboren. Unser eigentlich privat gedachtes Zuhause ist also einfach nur ein wenig größer geworden.
Könnte es sein, dass das irgendwas mit Ihren griechischen Wurzeln zu tun hat? Immerhin sind die Griechen dafür bekannt, dass sie gern im großen Kreis mit möglichst vielen Familienmitgliedern zusammen feiern.
(Beide lachen): Ja, das ist durchaus im Bereich des Möglichen. Es bereitet uns tatsächlich zutiefst Freude, wenn Menschen sich wohlfühlen und an nichts mehr denken müssen. Das Essen und Trinken, sich einfach fallen lassen, gehört dazu. Unsere lange Tafel im Weinkeller, an der alle Gäste zusammensitzen, steht dafür.
Und auch die Herzen, die im Haus überall präsent sind – in Bildern, an Wänden, auf Kissen, als Skulptur?
Dina: Ja, die Herzen, das ist so eine Sache. (lacht) Praktisch Herzenssache. Tatsächlich ist das ein typisches Motiv für die Schweiz und ganz ausgeprägt hier in Saas-Fee. Deshalb finden Sie es im „The Capra“. Aber ich persönlich liebe Herzen eben auch sehr und so haben sich hier zwei Herzenswelten gefunden – was sprichwörtlich für die gelebte Herzlichkeit in unserem Haus steht.
Warum Saas-Fee? Es hätte auch ein x-beliebiger anderer Ort in der Schweiz sein können.
George: Wir waren ein paar Mal hier als Urlauber zu Gast. Die Intensität der Atmosphäre hat uns einfach beeindruckt und berührt. Die urtypischen Holzhäuser, die kleinen Gassen, die zeitlose Gastfreundschaft, über allem wacht der Gletscher – das ist schon einzigartig. Noch dazu fahren in Saas-Fee nur Elektrowagen. Das macht die ausgeglichene Ruhe komplett.
Sie haben das „The Capra“ Anfang 2015 eröffnet. Trotzdem wirkt das Hotel wie eingewachsen in die alte Dorfstruktur. Wie haben Sie das geschafft?
George: Es war uns von vornherein ein Anliegen, hier nicht als Fremde zu kommen und etwas Fremdes im Dorf zu errichten. Das Haus-Design, die Baumaterialien, sogar die Bauarbeiter – das alles stammt von hier. Wir haben in vielen Teilen Recycling-Holz verwendet und auch die Natursteine sind aus der Region. Das The Capra sollte von Anfang an ein natürlicher Teil des Dorfes sein und so haben wir auch bei der Einrichtung auf lokales Flair geachtet.
Dina: Kuschelige Felle auf den Bänken, Kamin-Sitzecke an der Bar, natürliche Accessoires vom Birkenstamm bis zum Filzkissen in der Bibliothek – das „The Capra“ spiegelt das Lebensgefühl im Tal und im Ort bis hin zum Namen wider. „Capra“ ist eine einheimische, schwarz-weiße Ziegenart, die nur hier vorkommt.
Apropos lokal: Findet sich das auch in Ihrer Küche wieder?
George: Absolut. Unser Chefkoch Sebastian Walczak nimmt mit Vorliebe lokale Rezepte und verfeinert sie mit seiner eigenen Note. Das reicht von der handverlesenen Gemüsesuppe mit selbst gepflückten Kräutern bis zum Fleischgericht mit intensiv reduzierter Gewürz-Soße oder der „Tour de Valais“, bei der wir regionale Weine und regionales Essen in unserem Weinkeller anbieten. Die Zutaten für unsere Gerichte holen wir direkt hier im Ort oder von Landwirten aus der Region. Fast nichts hier in der „The Capra“-Küche hat mehr als 150 Kilometer zurückgelegt. Das ist uns ein großes Anliegen, um die Natur zu schützen – heißt aber auch im Positiven, dass es manche Dinge hier eben nicht gibt: Mangos zum Beispiel.
Identität ist Ihnen offenbar nicht nur beim Hotel und beim Essen wichtig. Sie haben auch eine eigene Wellness-Marke mit dem „The Capra“ gegründet und etabliert?
Dina: Ja, das stimmt: Peak Health. Wir hatten einige Angebote von Wellness-Premium-Anbietern, die gern hier eröffnet hätten. Wir wollten aber etwas Ganzheitliches, Persönliches und Nachhaltiges - aus ökologischer Sicht und mit einem Angebot, das auch nach dem Aufenthalt im The Capra noch langfristig wirkt. Es sind die Bedürfnisse der Gäste, die die Behandlung bestimmen, und nicht das Spa-Produkt. Für einige der Behandlungen verwenden wir natürliche pflanzliche Heilmittel - darunter auch Kräuter, die unsere Spa-Managerin selbst hier im Tal sammelt.
Inzwischen ist Ihr Hotel durch zwei weitere Chalet-Häuser von ursprünglich 14 Zimmern auf heute 38 Zimmer gewachsen. Zwei Michelin Keys stehen als Auszeichnung für die Gastlichkeit. Wie sieht die Zukunft im „The Capra“ aus? Noch mehr Wachstum?
George: Nein, die jetzige Größe bietet für jeden Gast genügend Privatsphäre und hat gleichzeitig durch die versteckten Ecken und Winkel immer noch etwas Heimeliges. Dabei wollen wir es belassen. Dina und ich denken jedoch darüber nach, uns aus dem Geschäft zurückzuziehen und an die nächste Generation zu übergeben.
Dina: Unsere Tochter Phaedra wird eine Führungsrolle im The Capra übernehmen. Sie ist buchstäblich in diesem Hotel aufgewachsen, hat gerade ihren Abschluss an der Yale University gemacht. Sie versteht The Capra auf einer tiefen Ebene, bringt aber auch eine frische, moderne Vision und Leidenschaft mit. Sie ist genau die Richtige für den weiteren Weg des „The Capra“ und was mich am meisten freut: Sie mag Herzen auch.“
www.capra.ch
















































