Der Schlüssel, den ich beim Check-in erhalte, muss noch ein Überbleibsel aus dieser goldenen Ära sein. Er ist so schwer, dass er die Nähte meiner Hosentasche einem echten Stresstest unterzieht. Unversehrt – und ohne Loch in den Hosentaschen – im Zimmer 417 mit grandiosem See- und Bergblick und kleinem Balkon über der Uferstraße angekommen, ist dann im Marmorbad gleich wieder Nos- talgie Trumpf: Anstelle einer Duschkabine wurde, wie in vielen anderen Zimmern auch, eine faltbare Glaswand auf die Badewanne geschraubt.
Im Ristorante La Terrazza wird ebenfalls der Vergangenheit gehuldigt, hier lebt der Mailänder Kochpapst Gualtiero Marchesi im köstlichen Degustationsmenü oder mit seinem legendären Klassiker„Risotto, Goldblatt, Safran“ weiter. Valentina De Santis, CEO und Enkelin von Hotelgründer Giovanni Battista, ist liebgewordenen Traditionen auch nicht abhold. 1983, an ihrem ersten Geburtstag, bekam sie von Küchenchef Osvaldo Presazzi eine ganz spezielle Torte.
„Auch heute noch bäckt er mir die ‚Torta Valentina’ aus Kakao und Mandeln – eine andere darf ich an meinem Ehrentag nicht verputzen!“ Das Familiäre ist ihr heilig. Dieses Amici-Gefühl soll auch die Gäste umschmeicheln. Noch wichtiger allerdings: ihr femininer Touch bei den Modernisierungsschritten – gut sichtbar schon an den Fauteuils in den Salons und Lounges, die sie mit leuchtenden Farben ausstaffiert hat.
Wenn jetzt auch noch der kleine Napoleon, der die Restaurant-Crew anführt, Grandezza statt Grant verströmen würde, wäre der Glamour schnell wieder zurück – und das ganz ohne Zutun Garbos.