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Das Glück ist leicht (3/3)

11. Jänner 2018

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Der letzte Teil meiner Erlebnisse auf La Palma

Die nächsten Tage umrunde ich die Insel mit dem Auto. Ich entdecke die ersten Mandelblüten und habe eine Ahnung davon, wie diese in wenigen Wochen das ganze Tal verzaubern werden. Ich wandere durch dichte Regenwälder und entdecke kleine verträumte Küstenorte.

Am Silvesternachmittag steht mir der Sinn nach Strand und Meer. Ganz in meiner Nähe befindet sich der Charco Verde. Felswände überragen den schwarzen Naturstrand. In einer kleinen Bucht schlagen die Wellen sanft an den Strand. Fasziniert sehe ich, wie die Sonnenstrahlen den Atlantik in ein Lichtermeer verwandelt.
Und obwohl das Wasser doch recht frisch ist, zieht es mich magisch an. Schwimmen im strahlenden Licht – es ist also ob ich von einem wunderbaren 2017 in ein genauso intensives, schönes, aufregendes, inspirierendes 2018 hinübergleite – mein ganz persönlicher Jahresübergang – schöner kann es nicht werden.

Und so bin ich auch überhaupt nicht traurig, dass in Puerto Naos heute schon 19 Uhr alle Restaurants schließen, denn hier ist Silvester ein wichtiger Feiertag, den man im Kreise seiner Familie verbringt . So plündere ich die Vorräte in meinem Kühlschrank und köpfe eine Flasche Cava. Glück ist leicht.

Am nächsten Morgen ist das Wetter viel zu schön, um nicht noch einen Ausflug zu machen. Der Himmel ist tiefblau und es weht ein leichter Wind, als ich Richtung Nationalpark Caldera de Taburiente losfahre. Der Reiseführer verspricht den wohl schönsten Blick der Insel.
Das Schild „ocupado“ an der Auffahrt zum Cumbrecita ignoriere ich geflissentlich, bis ich tatsächlich an einer Schranke angehalten werde. Der kleine Parkplatz auf dem Gipfel, auf dem der Wanderweg startet ist besetzt. Spontan entscheide ich, wenn ich nicht hinfahren kann, dann laufe ich eben hoch. Sanft steigt zunächst ein Waldweg an, dann beginnt die Kletterei. Es ist schweißtreibend und ich teile mir mein Wasser unterwegs sorgsam ein. Der Weg ist herausfordernd, steinig und schmal – an Höhenangst sollte man hier möglichst nicht leiden – und gleichzeitig ist es ein Fest für die Sinne. Die steilen Felsen der Cumbrecita sind bewachsen mit unzähligen Pinien, deren lichtes Grün in der Sonne leuchtet und mich mit Energie füllt. Die heruntergefallenen Piniennadeln fühlen sich an, als ob ich auf einem weichen Teppich laufe und der Duft der warmen Luft erinnert mich an eine finnische Sauna – und auch hier kommt mir in den Sinn: „Glück ist leicht“ –und eigentlich nicht mehr zu toppen, bis ich auf dem Gipfel ankomme – das Panorama ist unbeschreiblich .
Schmunzelnd bleibe ich an einem Hinweisschild zu meiner soeben beendeten Wanderung stehen: Zu den Fakten: 7 Kilometer Länge und 673 Höhenmeter steht da noch der Hinweis, dass man den steilen Weg nur in Begleitung, mit Bergstiefeln und mit genügend Wasser im Gepäck absolvieren sollte – naja, es geht auch anders.

Zurück laufe ich die in Serpentinen verlaufende Landstrasse. Theoretisch könnte ich auch mit dem Taxi zurückfahren, doch würde ich nicht einen Meter von der Landschaft verpassen wollen.

Für den Neujahrsabend, der gleichzeitig mein letzter Abend auf der Insel ist, wünsche ich mir ein stilvolles Dinner. Wenige Kilometer entfernt befindet sich die Hacienda de Abajo, ein Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert, das liebevoll als Hotel und Restaurant renoviert wurde. Bereitwillig führt mich die Rezeptionistin durch das Haus mit seinen vielen Antiquitäten und dem wunderschönen Garten. Zum Abendessen ist es noch einen Moment zu früh und so genieße ich einen Aperitif an der Bar, um dann im Restaurant des Hauses verwöhnt zu werden.

Natürlich darf man bei einem Aufenthalt auf La Palma nicht die Inselhauptstadt Santa Cruz de La Palma versäumen. Hier verbringe ich die letzten Stunden vor meinem Abflug und bin ganz verzückt von ihr. Prunkvolle Stadtpaläste, lebendige Plätze, bunte Straßencafes sorgen für Flair. Von der Seepromenade, wo sich die Wellen am Strand brechen, bis zur Altstadt ist es nur ein Katzensprung. Ich lasse mich einfach treiben. So entdecke ich auch das Inselmuseum, das in einem ehemaligen Franziskanerkloster residiert. Ich staune über die Vielfalt von altem Handwerk bis zur zeitgenössischen Kunst, die hier ausgestellt sind und verweile einen Moment in der Inselbibliothek. Danach schlendere ich durch die kleine Markthalle, amüsiere mich köstlich über den Weihnachtsbaum direkt neben den Palmen, trinke im Bistro La Placeta einen letzten Café con leche und weiß eines genau: La Palma – wir beide sehen uns wieder...

Text: Yvonne Simon



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