facebook
Drucken
Seite mailen

Singapur - mehr als nur ein Stopover

02. März 2018

700394
700394
700394
700394
700394
700394

Ich gebe es ehrlich zu - ich hatte Vorurteile. Singapur - Asien für Einsteiger, eine seelenlose Stadt, durchgestylt und langweilig - doch wie ist sie denn wirklich?

Auf meinem Flug nach Kambodscha wird mir Singapur als Zwischenstopp direkt vor meine Nase gelegt hat. Zeit, mir ein eigenes Bild von dem Stadtstaat zu verschaffen. Und so buche ich mir für die nächsten drei Tage ein Hotel in dieser Stadt. Getreu meinem Motto: Ich mach’s jetzt einfach.

Einfach macht es mir Singapur nicht: 30 Grad Celsius bei über 80% Luftfeuchtigkeit zeigt das Barometer an. Das muss man erstmal aushalten.

Singapur - einstmals nur als „little red dot“ bezeichnet- die Insel ist gerade mal 42 Kilometer lang und 23 Kilometer breit- ist eine relativ junge Nation. Seit 1819 war sie Teil des britischen Empires, das insbesondere an der Sicherung des Seeweges von Indien nach China interessiert war. Als Freihafen zog Singapur schnell Händler aller Nationalitäten an und wuchs in atemberaubenden Tempo. Arbeitskräfte wurden in den Docks gebraucht, so kamen junge CD Chinesen, Inder und Malaien auf die Insel. Seit 1965 unabhängig, zeigt Singapur dem Rest der Welt, was es so draufhat. Innerhalb einer Generation erreichte es den Sprung von der dritten in die erste Welt und erwirtschaftet weltweit das siebthöchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, belegt Spitzenplätze in den Pisa Studien und gilt als eine der sichersten Städte der Welt.

3,8 Millionen Menschen leben hier, 74 Prozent chinesischen Ursprungs, 13 Prozent malaiisch und 9 Prozent indisch. Und natürlich leben und arbeiten hier auch jede Menge Expats.
Auf engstem Raum kommen die verschiedenen Religionen neben– und miteinander aus: die Moschee direkt neben dem Hindutempel, katholische Kirchen in enger Nachbarschaft zum buddhistischen Tempel. Rücksichtsvolles Miteinander bestimmt das Bild.

Meine ersten Schritte lenken mich direkt nach Downtown, wo sich die beeindruckende Skyline der Wolkenkratzer vor mir auftut. Direkt vor mir das Marina Beach Hotel, das als heimliches Wahrzeichen Singapures gilt. Auf dem Dach des dreisäuligen Hotels thront ein riesiges Schiff mit einem großen Pool und mehreren Dachterrassen. Doch ich bin viel mehr an den „Gardens by the Bay“ hinter dem Hotel interessiert. 54 Hektar gross ist der Park und hat landschaftlich ganz schön was zu bieten. Nicht zuletzt Achtzehn bis zu 50 Meter hohe „Super Trees“. An den aus Beton und Stahl bestehenden „Baumstämmen“ wachsen tropische Pflanzen. Das sieht nicht nur einzigartig aus, sondern erfüllt auch noch einen Zweck: die Bäume speichern neben der hohen Luftfeuchtigkeit zur Wassergewinnung, auch den Solarstrom, der für die Stromversorgung des Parkes genutzt wird. Auf dem Baumwipfelpfad in 20 Meter Höhe bestaune ich den Park von oben.

Schon wird es dunkel über der Stadt. Ich gönne mir einen Prosecco in einer der Skybars und genieße die Sound&Lightshow, die hier jeden Abend auf dem Fluss geboten wird.

Am nächsten Morgen strolche ich durch die Stadt, um das historische Zentrum zu entdecken. Der Heritage Distrikt war einst der Mittelpunkt der britischen Verwaltung. Die ehemalige City Hall wurde in die Nationalgalerie umgewandelt und lädt mich förmlich ein, einzutreten, denn es gießt in Strömen. Mit Unterstützung des Musée Orsay in Paris wird hier gerade eine Impressionisten-Ausstellung gezeigt.

Das heutige Art-House beherbergte früher das Parlament. Die St. Andrews Cathedral erinnert mich stark an London und über das ehrwürdige Gebäude nur durch die drei Buchstaben „SCC“ gekennzeichnet, muss ich schmunzeln. Es ist der Singapore Cricket Club, der auch heute noch nur Mitgliedern vorbehalten ist.

Ich wandere weiter Richtung China Town und lasse die Wolkenkratzer hinter mir. Bunte zweistöckige Häuser bestimmen nun das Bild. Im Thien Hock Keng Temple,, dem ältesten chinesischen Tempel der Stadt, werfe ich eine Münze in den Brunnen, läute die kleine Glocke und darf mir etwas wünschen. Ich wandere durch die Straßen an Hindu-Tempeln, Moscheen und vielen winzigen Geschäften vorbei. Der Hunger treibt mich in einen Hawker. Waren sie früher die Garküchen Singapurs, sind dies jetzt überdachte Food-Meilen, die sehr leckere Kost anbieten.

Es ist schon dunkel, als ich nach Down Town zurückkehre. In China wird das Neujahrsfest je nach Mondstand immer Ende Januar/ Anfang Februar gefeiert. Dieses Jahr fand dieses Ereignis am 16. Februar statt. Die Festivitäten dauern 15 Tage an und da in Singapur vorwiegend Chinesen leben, ist alles noch bunt geschmückt. Es gibt verschiedene Vorführungen und ein Feuerwerk und ich bin mittendrin. Übrigens ist 2018 das Jahr des Hundes - in dem es um Beständigkeit geht und in dem Ausdauer und Fleiß belohnt werden.

Und schon bricht der letzte Tag meines „Stop overs“ an. Nach dem Frühstück wandere ich nach Kampong Glam. Hier leben traditionell die Muslime der Stadt. Schonen von weitem entdecke ich die schönste Moschee Singapurs. Genau wie ihr Name „Sultan-Moschee“ , wirkt sie wie aus einer Geschichte von Shezerade entsprungen. Doch wird sie heute noch sehr aktiv genutzt und auch Besucher sind willkommen.

Das arabische Viertel hat sich auch zum Szene-Viertel entwickelt. Schicke Bars, Restaurants und Geschäfte säumen die Straßen. Weiter geht es per pedes nach „Little India“.. Ähnlich wie schon in Chinatown oder in Kampong Glam überwiegen hier die kleinen bunten Häuser mit den Fensterläden aus Holz. Vielleicht ein bisschen mehr indisch, wobei von Indien ist das Viertel sicher meilenweit entfernt.

Mich zieht es in den Leong San Tempel in einer der vielen kleinen Seitenstraßen. Nicht wegen der 15 Meter hohen Buddha-Statue, die auch sehr beachtlich ist, sondern wegen der Replik des Fußabdruckes von Buddha auf dem Adams Peak. Dort mit einem Tuch verhüllt, bekomme ich in Singapur eine Vorstellung davon, was ich in Sri Lanka nicht gesehen habe.

Pflasterwandern macht müde und so gönne ich mir am Nachmittag ein Taxi zum Botanischen Garten. In dieser wunderbaren Oase durchstreife ich den Orchideenpark und schlendere über die Wiesen.

Das Ende des Tages ist der Orchard-Street gewidmet. Mehrere Kilometer lang reiht sich hier Shoppingtempel an Shoppingtempel. Straßenkünstler säumen die Fußwege und geben der Szenerie ihren ganz eigenen Flair.

Fast schon wieder im Hotel angekommen, ziehen mich brennende Kerzen und Musik magisch an. In der Peter & Paul Cathedrale zelebrieren Hunderte von Jugendlichen eine Zeremonie. Teelichter werden vom Eingang bis nach vorn in der Kirche getragen. Alle singen mit. Der Augenblick ist so friedlich. Auf den Bänken nebenan schauen traditionell gekleidete Hindufrauen der Prozession zu.



facebook
Drucken
Seite mailen