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Das Glück ist leicht (2/3)

11. Jänner 2018

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Der zweite Teil meiner Erlebnisse auf La Palma

Am nächsten Morgen breche ich zu meiner ersten Wanderung auf.
In unmittelbarer Nähe läuft die Vulkan-Route entlang und so klappere ich kurze Zeit später mit meinen Stöcken los. Am Waldrand entscheide ich mich für den steilen und steinigen Aufstieg zum Vulkan San Antonio. Oben angekommen amüsiere ich mich ein wenig über die wenigen Fahrzeuge auf dem angrenzenden Parkplatz – es geht auch weniger schweißtreibend, sicher aber nicht so schön.

Ich betrete den Kraterrand und bestaune die Kiefern, die sich in dem erloschenen Krater angesiedelt haben. Immer wieder an diesem Tag werden mir die wunderbaren Farbkompositionen auffallen: das Schwarz der Lava im Einklang mit dem Grün der Bäume, das Blau des Himmels und des Meeres, das fast ständig am Horizont sichtbar ist. Genaugenommen ist die Lava auch niemals tiefschwarz, sie funkelt in allen Facetten. Je nachdem wie das Sonnenlicht auftrifft, sehe ich rote, braune oder gelbe Töne aufblitzen.

Von der Spitze des Vulkans habe ich freien Blick auf den jüngsten Vulkan hier auf der Insel, dem Teneguia, der 1972 letztmalig ausgebrochen ist. Von hier aus scheint er so nah, dass ich beschließe, meinen Weg dorthin fortzusetzen. Die Landschaft fasziniert mich so sehr, dass ich ständig einen Fotostopp einlege. Doch keines der Bilder wird dem tatsächlichem Anblick gerecht. Heute ist der Weg ist das Ziel, ich lasse den Teneguia links liegen und wandere auf schmalen Pfaden dem Meer entgegen.

Eine ganze Weile später erreiche ich die Strasse. Von hier fährt ein Bus zurück, doch ich habe mich schon anders entschieden. Gemäß meinem Routenplaner wandere ich entspannt die fünf Kilometer auf der Landstraße zurück. Was mich ein wenig verwundert, ist die Richtung, in der er mich schickt . Schlau wäre auch gewesen, den Hinweis „Route beinhaltet unbefestigte Strassen“ ernst zu nehmen, denn nach der nächsten Biegung heißt es zurück auf den Berg ... Keuchend erreiche ich die Anhöhe und werde für meine Ausdauer belohnt. Ich befinde mich im Weinanbaugebiet von Las Machuqueras. Eigentlich würde niemand, der bei gesundem Menschenverstand ist, daran denken, hier etwas anzubauen, doch die große Anzahl von Parzellen, die mein Auge erblickt, lehrt mich etwas anderes. Jede Rebstockreihe hat hier ihre eigene kleine Schutzmauer, um sich vor den ständig wehenden Passatwinden zu schützen. Tief beeindruckt durchquere ich die das Gebiet und freue mich darauf, den hiesigen Wein bald kosten zu dürfen.

Die Landschaft macht süchtig – schon am nächsten Tag breche ich wieder auf. Zunächst erreiche ich den Roque de Teneguia, einen bizarren Felsen, an dem einmal eine Heilquelle entsprungen sein soll. Intuitiv zieht es mich zu ihm hin, wohl wissend, dass ich den ganzen Weg hinunter auch wieder hoch laufen muss. Doch es ist fast Magie, ich kann mich nicht wehren. Unten angelangt, treffe ich eine Schweizerin, die mir verrät, dass auch von hier ein Weg zum Teneguia führt. Sie verschwindet hinter dem Felsen und läßt mich allein. Vorsichtig klettere ich ihr nach – tatsächlich gibt es hier eine alte Wasserleitung, auf der man laufen kann. Kurze Zeit später erreiche ich den Teneguia, spüre die Wärme, die er immer noch ausstrahlt und genieße den Moment.

Später steige ich ab zum Leuchtturm am Meer und besichtige die Saline, in der heute noch immer das Salz per Handarbeit abgeschöpft wird.

Einen Café con leche und einen kleinen Imbiss ist es Zeit für den Rückweg: gleiche Strecke – andere Perspektive. Es ist schon Nachmittag, als ich wieder auf Höhe des Vulkans ankomme. Außer mir ist niemand hier und plötzlich höre ich es ganz deutlich: die absolute Stille – nur durchbrochen durch meine lauten Gedanken. Ich konzentriere mich auf meinen Atem, versuche, die Gedanken loszulassen und lache plötzlich laut auf. Ein Jogger überholt mich strahlend, in seinen Händen rechts und links kleine Gewichte, als ob ihm die Anstrengung noch nicht genügt. Ich hatte bereits darüber gelesen, dass hier jährlich ein Berg-Marathon stattfindet und Training dafür gehört sicher dazu. Willkommen im Hier und Jetzt.

Text: Yvonne Simon



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