Auf diese „Breaking News“ haben viele im Wallis sehnsüchtig gewartet: Die Vail Resorts steigen in Crans-Montana ein und erlösen den berühmten Schweizer Skiort von seinem schwierigen Skigebietsbetreiber Radovan Vitek. Die in Colorado/USA beheimateten Vail Resorts sind die größten Skigebietsbetreiber der Welt und kompetente, finanzstarke Partner. 14 Monate nach der Übernahme von Andermatt-Sedrun kauft der amerikanische Ski-Gigant damit das zweite Skigebiet in der Schweiz. Für Crans-Montana ist der Einstieg von Vail ein Game-Changer. Jahrelang herrschte in dem bekannten Stillstand, jetzt kann Crans-Montana durchstarten und sein großes Potential als Genießer-Skidestination entfalten.
Diesen Aufbruch hatte man sich schon vor einigen Jahren von Radovan Vitek versprochen. Der tschechische Milliardär hatte 2015 für 65 Millionen Euro die Mehrheit an der Skiliftgesellschaft in Crans-Montana gekauft. Damals war von großen Investitionen in die in die Jahre gekommenen Liftsysteme die Rede. Am Ende aber gab es mehr Streit als alles andere. 2018 stoppte Vitek im Streit mit der Gemeinde sogar kurzerhand mitten in der Hochsaison die Bergbahnen. „Ein Super-Gau“, wie mir Touristiker noch in diesem Sommer gestanden. Die Liebe zwischen dem öffentlichkeitscheuen Immobilienmogul Vitek und Crans-Montana war schon lange erloschen. Um die endgültige Trennung zu vollziehen, musste jedoch ein Käufer für das Skigebiet gefunden wurde.
Dass dies nun die erfahrenen Skigebiete-Profis aus Vail sind, ist für Crans-Montana ein Glücksfall. Schließlich bringt die Einbeziehung in das Vail-Imperium viele neue Gäste aus den USA und anderen Ländern. Dies haben die Erfahrungen aus Andermatt gezeigt. Grund ist das übergreifenden Saisonticket, Epic Pass, das mit Frühbucherrabatt nur 969 Dollar kostet. Der Epic Pass wird ab der Saison 24/25 auch in Crans-Montana gültig sein. In der kommenden Saison 23/24 gilt der Epic Pass in Crans Montana noch nicht.
Der Epic Pass ermöglicht den Zugang zu allen Skigebieten des Unternehmens in den USA und Kanada, darunter Top-Adressen wie Vail, Beaver Creek, Park City, Heavenly und Whistler Blackcomb. Der Epic Pass bietet derzeit zudem Zugang zu Andermatt-Sedrun-Disentis sowie zu europäischen Partnergebieten. In Verbier4Vallées kann man damit fünf Tage fahren, in Les 3 Vallées in Frankreich sieben Tage, in Skirama Dolomiti in Italien sieben Tage und in der Ski Arlberg-Region in Österreich drei Tage.
Vail Resorts erwirbt nach eigenen Angaben eine 84-prozentige Beteiligung an der Remontées Mécaniques Crans Montana Aminona (CMA) SA, die alle Lifte des Skigebiets und die dazugehörigen Betriebe, einschließlich vier Einzelhandels- und Mietstationen, betreibt. Darüber hinaus kaufen die Amerikaner eine 80-prozentige Beteiligung an der SportLife AG, die eine der Skischulen im Skigebiet führt. Zudem übernimmt Vail Resorts elf Restaurants im Skigebiet und im Ort.
Vorbehaltlich abschließender Anpassungen bewertet Vail Resorts das Skigebiet Crans-Montana für den Deal mit 118,5 Millionen Schweizer Franken. In den nächsten fünf Jahren sollen Investitionen in Höhe von rund 30 Millionen Schweizer Franken getätigt werden. Kirsten Lynch, CEO von Vail Resorts, ist überzeugt, einen guten Deal gemacht zu haben: „Crans-Montana ist eine ikonische Skidestination im Herzen der Schweizer Alpen, mit einem einzigartigen Erbe, einem unglaublichen Terrain, einem leidenschaftlichen Team und einer Gemeinschaft, die sich dem Erfolg der Region verschrieben hat", sagte Lynch.
Auch Bruno Huggler, CEO von Crans-Montana Tourismus, ist erleichtert. Vor wenigen Monaten saß ich noch mit ihm zusammen und wir sprachen über das Potential des Ortes und die Probleme mit dem Liftbetreiber. Nun atmet Huggler auf: "Das Engagement von Vail Resorts in Crans-Montana belohnt die Dynamik, die Innovation, die Positionierung und die Strategie der Walliser Destination für einen nachhaltigen Tourismus", sagt Huggler. Dass es zu dem Vail-Deal kam, ist auch sein Verdienst.