Designhotels im Mountain-Style sind großartig: schlicht, geradlinig, zeitgemäß. Ich mag diese coolen neuen Häuser, die überall in den Alpen aus kargen Almböden sprießen. Schade nur, dass man angesichts des weltweit boomenden Alpin-Stils manchmal im Skiurlaub vergisst, in welchen Bergen man sich da eigentlich gerade befindet. So austauschbar scheinen viele Berghotels im modernen Alpin-Loock. Ganz anders die Post in Lech.
Das Traditionshotel am Arlberg ist einzigartig -wegen seiner historischen Stuben und Zimmer, seiner eng mit dem niederländischen Königshaus verbundenen Geschichte, seiner charmanten Hoteliersfamilie und seiner Beständigkeit. Die Welt rund um Lech mag sich ändern. Zuweilen rasant und nicht immer zum Guten. In der Post bleibt vieles, wie es immer schon war, in diesem Hotel unter dem fast 2173 Meter hohen Kriegerhorn, das natürlich nicht nach mir benannt ist – auch wenn ich das gerne mal behaupte.
Seit mehr als 80 Jahren ist die Post im Besitz der Familie Moosbrugger. Und manches sieht fast noch so aus wie in den Anfangsjahren. Die historischen Zimmer im Vorderhaus der Post verströmen wegen ihren niedrigen Decken und der antiken Möbel fast schon musealen Charakter. Viele Gäste aber lieben diese alten Zimmer, weil es sie genauso eben nirgendwo anders gibt.
Und das sind nicht nur ältere Generationen, die nicht loslassen wollen. Auch jüngere Gäste fragen explizit nach den historischen Zimmern und Suiten, die so gar nichts mit ihrem oft minimalistischen Interieur zu Hause zu tun haben. Manche schütteln über die Unmengen an Heiligenfiguren, alpinen Landschaftsbildern und Geweihen auf den Fluren vielleicht sogar heimlich den Kopf. Aber irgendwie finden auch die Jungen dieses bewusste Festhalten an alten Traditionen dann doch auch wieder cool. Zumal es authentisch ist. Hausherr Florian Moosbrugger liebt die Berge rund um Lech und er ist passionierter Jäger.
In einer Welt, in der so vieles austauschbar und einheitlich geworden ist, ist ein Haus wie die Post in Lech wunderbar einzigartig. Das Fünfsternehaus am Arlberg ist sehr traditionsbewusst, stehengeblieben ist es nicht. Sehr behutsam haben die Moosbruggers das Haus modernisiert. 2010 kam hinter dem Haus ein Flügel mit neuen Suiten und ein imposantes Spa hinzu. Der große Außenpool ist gerade auch im Winter ein Traum. Dank großer Fensterflächen verschmelzen die Ruheräume des Spas mit der Bergwelt. Für die Kinder gibt es eine Etage tiefer einen eigenen Pool, damit die Kids unbeschwert herumtollen können und die Erwachsenen ihre Ruhe haben.
Nach einem langen Skitag am Arlberg, der neben unendlich vielen Pistenkilometern auch eine riesige Auswahl an gesicherten Freeride-Varianten bietet, gibt es nichts Schöneres als eine Runde im warmen Pool zu drehen. Erst recht, wenn sich auf der Wiese rund um das im Boden versenkte Edelstahlbecken der Schnee auftürmt, was am Arlberg zum Glück immer noch häufig vorkommt. Einzig einen richtig heißen Außen-Whirlpool könnte man sich zum Relaxen unterm Sternenhimmel vielleicht noch wünschen.
Wunschlos glücklich dagegen macht die Küche von Michael Rieser in der Post, die seit mehr als 40 Jahren Mitglied der Relais & Châteaux-Vereinigung ist, die bekanntlich größten Wert auf die Kulinarik legt. Serviert wird in der urigen Kutscherstube neben der Bar, in der feinen Jägerstube, im Fondue-Stübchen Emo und seit neuestem im Panoramarestaurant Postblick. In Letzterem ermöglicht eine bodentiefe Fensterfront nun einen wunderbaren Blick auf die Skihänge von Lech. Das zum 80-jährigen Postjubiläum eröffnete Panoramarestaurant fügt sich trotz seiner modernen Fassade perfekt in das historische Bild des Gasthofs mit seiner traditionellen Wandmalerei ein.
Den im Panorama-Restaurant gelungenen Mix aus Traditionellem und Modernem spiegelt auch die Karte von Chefkoch Rieser wider. Und die Weinkarte muss sich ebenfalls wahrlich nicht verstecken. Unbedingt probieren sollte man die Weine von Schloss Gobelsburg. Nicht, weil sie von Moosbruggers Bruder, Michael, gemacht werden, sondern weil sie zu den besten Österreichs zählen.
Auch die Post gehört als Traditionshaus zu den besten der Alpen. In der Post fühlt man sich umsorgt, willkommen und einfach wohl - ja geradezu königlich. Kein Wunder, dass auch die niederländische Königsfamilie seit den 1960er Jahren über Generationen hinweg zum Winterurlaub regelmäßig in der Post absteigt.
Text: Bernhard Krieger