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Ein Terlaner in Amerika

15. Dezember 2016

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Eigentlich hatte ich mich darauf gefreut, mich während unserer Miami-Recherche kreuz und quer durch die Anbaugebiete der USA zu trinken.

Doch das war leichter gesagt als getan, denn die Weinkarten der meisten Restaurants strotzten nur so vor europäischen, südamerikanischen und neuseeländischen Gewächsen. Deren Großhändler müssen regelmäßig ihre besten Verkäufer nach Florida schicken, die der örtlichen Gastronomie Pinot Grigio Lagaria, Albariño Lagar de Cervera, Riesling Sankt Anna von der Mosel oder Sauvignon Blanc Wither Hill aus Marlborough containerweise verkaufen. Amerikanische Weine sind merkwürdigerweise – von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen – eher sparsam vertreten. Wenn gar nichts mehr geht, weil dem Weinfreund die meisten Weine auf der Liste suspekt vorkommen, dann findet sich immer ein ordentlicher und bezahlbarer Sauvignon Blanc von der Südhalbkugel. Apropos bezahlbar. Die Preise, vor allem für offene Weine, sind in Miami ziemlich happig. So werden etwa für ein Glas Riesling Sankt Anna im Schnitt zehn Dollar fällig plus Service plus Tax – und eingeschenkt wird eine bessere Pfütze. Der durchaus süffige Tropfen Marke „Terrassenwein für warme Sommertage“ ist in Miami so falsch am Platz zwar nicht, aber hierzulande schon für 4,90 Euro in der Literflasche zu haben. Mangels Auswahl aus Sonoma oder Nappa Valley landet man so schnell bei alten Bekannten. Immer eine sichere Wahl und in Miami des Öfteren mit einem ansprechenden Preis-Genuss-Verhältnis auf der Weinliste ist der Weißburgunder von Terlan aus Südtirol, der in Deutschland um die 10 Euro kostet. Er passt wunderbar zum Klima in Florida und auch zur dort derzeit angesagten „modern latin kitchen“ mit ihren zahlreichen Ceviche-Variationen. Das spürt man schon in der Nase an den Aromen von Stachelbeeren und Limetten gepaart mit kräuterigen Noten. Am Gaumen schmeckt der klassische, trockene Weißburgunder dann angenehm fruchtig nach Birnen und Quitten, zeigt sich gleichzeitig aber auch mit einer angenehmen mineralisch-salzigen Komponente. Ein vorbildlicher Miami-Begleiter also, der erstaunlicherweise auch immer zu den günstigsten angebotenen Flaschen zählte.



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