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Der Unterschätzte

20. Oktober 2016

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Bei Cabernet denkt der Weinfreund sofort an Sauvignon – nicht an Franc.

Nach dem Motto: „Hörst Du Hufgeklapper, denk an Pferde, nicht an Esel!“ Schließlich ist der Cabernet Sauvignon die mit Abstand renommierteste Rebe, rund um die Welt häufig Ausgangsstoff für die besten Weine, sei es als Cuveé oder als reinsortig ausgebauter Tropfen. Der Cabernet Franc hingegen läuft irgendwie mit, ist mit unterschiedlich hohem Anteil oft mittendrin dabei, wird aber doch zumeist unterschätzt. So ist er die Traube Nummer drei nach Sauvignon und Merlot in vielen der großen Bordeaux Weine – man bezeichnet ihn auch gern als Rückgrat und Herz der roten Bordeaux Weine. Nicht nur, weil er in den meisten von ihnen direkt vorkommt, sondern auch, weil die eher anspruchslose Rebe als ein Elternteil des Cabernet Sauvignon gilt.

Einige Top-Weingüter wie Château Angelus oder Château Cheval Blanc in St. Emilion verzichten teilweise komplett auf letzteren und verschneiden für ihre Grand Crus gleich einen bis zu fünfzigprozentigen Anteil an Cabernet Franc mit Merlot. Weder dem 2014 Château Angelus noch dem 2009 Château Cheval Blanc hat das beispielsweise geschadet. Schon jetzt beides Hammerweine am Gaumen, die ihren Preis haben. Daher sollte man ihnen auch die nächsten Jahre noch nicht mit dem Korkenzieher zu Leibe rücken, sie legen noch deutlich zu. Aber, während man den Angelus bei Lobenbergs Gute Weine immerhin noch für 185 Euro erstehen könnte, müsste man dort für den Cheval Blanc schon 1.100 Euro auf den Tresen des Weinhauses blättern – Cabernet Franc am Ende der Preisrange. Sortenrein baut ihn, vielleicht deshalb, in Bordeaux auch kaum ein Winzer aus. Dabei gibt es sie, die Top Cabernet Francs für bezahlbares Geld.

Dafür schauen wir über die Grenze nach Italien, genauer ins Veneto zu Monteforche. Der 2014er Cabernet Franc ist eine schon fast sensationelle Empfehlung von Ivo Ebert aus dem Restaurant einsunternull (einsunternull.com) in Berlin, der ihn zu seinem „Berliner Abendbrot“ ausschenkt. Dort hält er bei Mixed Pickles, Tatar, Bratenaufschnitt, Hirschsalami und Wildschweinschinken prächtig mit. Dass es sich bei diesem perfekt ausbalancierten Rosso del Veneto IGT von Alfonso Soranz auch noch um ein minimal geschwefeltes Bio-Gewächs handelt, ist ein angenehmer Nebeneffekt.



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