Zumindest der konservativen deutschen Weinnase ist immer noch ein rebsortenreiner Wein am liebsten. Riesling, Weiß- oder Grauburgunder, Silvaner – am besten aus einer bekannten Lage, dann ist der Weinfreund glücklich. Ein Rebsortenmix ist da doch eher verdächtig. Vielleicht liegt das auch daran, dass Cuvée im Deutschen noch oft mit „Verschnitt“ übersetzt wird, was in der Tat nicht allzu vertrauenerweckend klingt. Dabei sind Cuvées die hohe Kunst des Weinmachens.
Aber selbst Bordeauxweine, die klassischen Cuvées aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc, werden von vielen Weintrinkern nicht als Blends wahrgenommen, sondern nur als Bordeaux, was wiederum für die Marke spricht. Was die französischen Châteaus perfekt beherrschen – die gekonnte Assemblage verschiedener Trauben –, können jedoch auch immer mehr deutsche Winzer. Dabei entwickelt sich vor allem im Rotweinbereich die Pfalz zum gelobten Cuvée-Land. In „Verschnitten“ wie Pas de Deux von Gaul, Philipp’s Zwei von Philipp Kuhn oder Schneider’s Klassiker Black Print finden internationale und heimische Rebsorten wie Cabernet Sauvignon und Dornfelder harmonisch zueinander. Der Black Print ist sogar ein fast schon abenteuerlicher Blend aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Mitos, St. Laurent, Merlot, Syrah und Cabernet Dorsa. Ganz so wild treibt es Gabriel Huber, Winzer auf dem VDP-Weingut Karl Schäfer in Bad Dürkheim, nicht. Seine trockene „Cuvée S“ aus 50 Prozent Merlot, 25 Prozent Cabernet Sauvignon und 25 Prozent Spätburgunder vereinigt dafür elegant das Bordeaux mit dem Burgund. Der universell einsetzbare Trinkwein war ein Jahr im gebrauchten Holzfass und ist mit seiner ausgewogenen Säure und Frucht, den fein integrierten Tanninen und nicht zuletzt dem trinkfreudigen Preis von acht Euro ein überaus Spaß machender Einsteiger in die Welt der deutschen Cuvées. Eher für Fortgeschrittene ist – nicht nur wegen des Preises von 30 Euro – eine Cuvée aus dem württembergischen Lemberger- und Trollinger-Land. Junge WinzerInnen der Lauffener Weingärtner haben einen beeindruckenden Blend aus allen in der Genossenschaft angebauten Rotweintrauben abgefüllt. Und das sind immerhin neun Sorten von Lemberger über Schwarzriesling und Cabernet Cubin bis Spätburgunder. Herausgekommen ist mit der „vinitiative“ Lauffener WG Rotwein Cuvée 2009 ein im Barrique ausgebauter, kräftiger Spitzenwein mit edlen Tanninen, Vanille- und Röstaromen und einem intensiven Duft von dunklen Beeren, Schwarzkirschen und Cassis. Der Tropfen sollte auch den letzten Cuvée-Skeptiker überzeugen.