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China oder Chile?

01. Dezember 2014

Noch zeigt sich Google, die alles wissende Suchmaschine, beim Stichwort „chinesi­sche Weine“ ein wenig verwirrt. „Meinten Sie chilenische Weine?“, fragt sie frei nach dem Motto „Braucht irgendjemand Weine aus dem Land der aufgehenden Sonne?“.

Nein, man braucht sie nicht, aber es gibt sie. Und was es gibt, das wird ­getrunken. Jedenfalls wenn es trinkbar ist. Noch sind die Chi­­ne­­­sen davon scheinbar nicht restlos überzeugt. Der Wein-pro-Kopf-Verbrauch ist mit rund einem halben Liter sehr niedrig, und wenn, dann greift man in China lieber zu europäischen Tropfen, vorzugswei­se aus dem Bordeaux, und kauft die dortigen Wein­­gü­ter gleich komplett auf. Da aber die Zahl der renommierten, zum Verkauf stehenden Châteaus naturgemäß begrenzt ist, bauen sich die aufstreben­den chinesischen Weinerzeuger eben ihr eigenes Château.

Ganz vorn mit dabei ist Changyu, der ältes­te, bereits 1892 gegründete Weinproduzent Chinas. Von ihm beackert werden allein in der an der Gren­­ze zur Wüste Gobi gelegenen Provinz Ningxia 5.000 Hektar, die hauptsächlich mit Merlot, Cabernet Sauvignon, Chardonnay und Italian Riesling bestockt sind. Gerade erst wurde für rund 70 Millionen Euro ein neues, im klassischen Stil erbautes Château in die Weinberge gesetzt mit Weinkeller für 800 Barriques und moderner Abfüllanlage.

Ein Wunder ist es nicht, dass auch ein Österreicher involviert ist. Schließlich hat August Wilhelm Freiherr von Babo, Leiter der Klosterneuburger Weinbauschule, als ers­ter Winemaker mit Zhang Bishi, dem Gründer von Changyu, zusammengearbeitet. Heute ist es Laurenz Maria Moser V., der sowohl seinen „Singing Grüner Veltliner“ nach China exportiert als auch seit 2005 sein Know-how bei Changyu einbringt. Kein Wunder also, dass der Changyu-Spitzenwein, eine 50 Euro teure, im Barrique ausgebaute Cuvée aus 85 Prozent ­Cabernet Sauvignon, 10 Prozent Merlot und 5 Pro­­zent Syrah „Chateau Changyu Moser XV“ heißt und der Zweitwein „Moser Family“. Damit nicht genug: Changyu hat gleich das gesamte Weingut nach dem Öster­reicher benannt: Château Changyu Moser XV.

Und was tut sich derweil in Chile? Seit Neuestem sind die Andenweine für chinesische Weinliebhaber eine echte Alternative. Die können seit Kurzem in Beijing im neuen chileni­schen Weinshop „La Cava de Laoma“ so herrliche Tropfen wie einen O. Fournier „Urban Maule“ Cabernet Sauvignon erstehen.



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