Glaubt man den Zahlen, dann gibt es kein sichereres Verkehrsmittel als das Kreuzfahrtschiff.
Pro Milliarde Passagiermeilen beträgt die Todesopferrate gerade einmal 0,08 (im Vergleich: 0,8 Luftfahrt, 3,3 Automobilverkehr; Quelle: G.P. Wild International Cruise Survey 2011).
Und dennoch sorgen Zwischenfälle und Unglücke wie zuletzt auf der „Viking Sky“ immer wieder für Schlagzeilen. Besonders brisant: Der Luxusliner, der vor der norwegischen Küste mit 1.300 Passagieren in Seenot geriet, wurde erst 2017 gebaut und sollte eigentlich den neuesten Sicherheitsvorschriften entsprechen.
Wie es trotzdem zum gleichzeitigen Ausfall aller vier Motoren (!) kommen konnte? Die im März im hohen Norden nicht selten stürmische und extrem aufgewühlte See hat die Schiffstanks so stark bewegt, dass der ohnehin schon grenzwertig niedrige Ölstand unter die Minimumanzeige fiel und die Pumpen daraufhin ihren Dienst quittierten. Klingt komplex, ist aber ungefähr so, als würde man sich mitten im Winter mit abgefahrenen Sommerreifen ins Gebirge wagen und hoffen, dass es keinen Schnee gibt – und wenn doch, dann zieht einen schon irgendeiner aus dem Graben …
Für mich ist so etwas ein absoluter Skandal – und eine grobe Fahrlässigkeit, die fernab der Küste auch leicht in einer Katastrophe hätte enden können. Denn dort gibt es keine Rettungshubschrauber und Schlepper, die Passagiere und Schiff (auf wessen Kosten eigentlich?) in einen sicheren Hafen bringen können. Und ob die Viking Sky bei acht Meter hohen Wellen tatsächlich über die Rettungsboote hätte evakuiert werden können, bleibt auch zu bezweifeln!
Ob’s Konsequenzen geben wird? Noch sind die offiziellen Untersuchungen nicht abgeschlossen. Die Viking Sky wird laut Eintrag auf der Reederei-Website aber schon in diesem Monat wieder auf große Nordland-Fahrt gehen. Lediglich die Preise für die 14-tägige Reise von Bergen nach Stockholm wurden in der Owner’s Suiten von 18.789 Euro auf wohlfeile 18.207 Euro pro Person gesenkt …