Beim Wettbewerb um die schönsten Männerbeine an Bord ist er zwar nur Dritter geworden. Für seinen Versuch das beste (und amüsanteste) Kreuzfahrtbuch überhaupt zu schreiben, gebührt David Foster Wallace aber mein ganz persönlicher erster Platz.
„Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich“, heißt sein Werk, das im Jahr 2005 erstmals auf deutsch erschien. Zehn Jahre nach dem Selbstmord des genialen US-Autors ist nun eine hübsch illustrierte Neuauflage erschienen, die an Aktualität nichts verloren hat. Ganz im Gegenteil: Wer sich die neuen Megaliner und ihr Publikum heute so anschaut, der kann sich sicher sein, dass an Bord auch weiterhin gefragt wird, ob man beim Schnorchelausflug denn wirklich nass wird oder um welche Uhrzeit denn bitteschön das Mitternachtbuffet serviert wird ...
Fast noch schlimmer: die „was kostet die Welt und was sollen wir hier überhaupt“-Mentalität vieler (zumeist amerikanischer) Kreuzfahrer an Land. Pünktlich zum Beginn der diesjährigen Mittelmeersaison letzte Woche live in Barcelona erlebt: Passagiermassen, die sich rücksichtslos und lärmend durch Altstadtgassen drängen sowie Kreuzfahrt-Ausflügler, die auf dem Markt in die Auslage greifen um sich mit einem Fischkopf fotografieren zu lassen oder auf dem Passeig de Gracia nach dem nächsten Disney-Store fragen...
Alles eben schrecklich amüsant – aber in Zukunft bitte auch ohne mich!
P.S. Das Buch mit Illustrationen von Chrigel Farner ist in der Edition Büchergilde erschienen, um € 20,60 zu haben und als Sommerlektüre unbedingt zu empfehlen!