Am 15. Juli wurde die „Mein Schiff 5“ feierlich in Lübeck-Travemünde getauft. Wir durften schon drei Wochen vorher an Bord und waren mit dem jüngsten Premiumliner von TUI Cruises eine Nacht lang auf der Elbe unterwegs.
Teil 1: Von altem Kaffee, moderner Kunst und einem klasse Schiff
Kaffeemaschinen also. Und Kapseln. So akkurat im Regal aufgereiht, wie man es zu Hause vom Elektro-Discounter kennt ... Wenn es denn tatsächlich stimmt, dass man keine zweite Chance für den ersten Eindruck bekommt, dann hätte die „Mein Schiff 5“ bereits kurz nach dem Betreten verloren. Denn erstens: Wofür braucht man gleich neben der Rezeption eines Kreuzfahrtschiffs ausgerechnet die schwimmende Verkaufsniederlassung jenes Kaffeeherstellers, der mit seinen anachronistischen Alukapseln noch immer die Müllmeere flutet?! Und zweitens: Wofür braucht man auf einem Kreuzfahrtschiff überhaupt einen Ort, um eine neue Kaffeemaschine zu kaufen?!?!
Trotzdem, noch einmal herzlich Willkommen auf der neuen „Mein Schiff 5“ – und bitte lassen Sie uns gleich weiterziehen auf unser Tour. Bloß weg von Deck 3, dem konzeptionell und innenarchitektonisch wohl misslungensten Ort auf diesem ansonsten so großartigen Schiff. Gehen wir also hoch auf Deck 4, wo in der TUI-Bar tags wie nachts eine virtuelle Band auf vier riesigen Leinwänden spielt und man in den Geschäften am „Neuen Wall“ viele sinnvolle und schöne Sachen einkaufen kann. Außerdem befindet sich auf Deck 4 auch die „LUMAS–Galerie“. Ganz genau 5.681 Fotokunstwerke hat die renommierte und in vielen deutschsprachigen Großstädten vertretene Editionsgalerie über das ganze Schiff verteilt. Deckrunden werden da schnell zu spannenden Kunstspaziergängen – und Seetage zu „Sehtagen“.
Wer seinen Augen einmal bewusst nicht trauen will, sollte auf Deck 4 auch einmal im „Studio“ vorbeischauen. Mit Hilfe des sogenannten „Pepper’s Ghost Effects“ werden hier Künstler wie Ute Lemper oder Dieter Hallevorden auf die Bühne „gebeamt“ – zum Anfassen nah und doch ungreifbar weit entfernt ...
Und dann gibt es auf Deck 4 auch noch das „Hanami by Tim Raue“. Im Schatten eines riesigen, korallenroten Origami-Baums und mit Blick auf die Heckwelle genießt man hier feines Sushi und die Signature-Dishes des Berliner Zwei-Sterne-Kochs wie etwa den gedämpften Zander mit Lauch und Ingwer, die Ente mit Tamarinde und Fives Spices oder den Yuzu-Cheesecake mit Baiser und Karamell.
Ihnen steht der Sinn kulinarisch eher nach Austria und Amerika, als nach Asien? Kein Problem, dann folgen Sie mir bitte hinauf auf Deck 5, wo im „Schmankerl“-Restaurant alpenländische Tapas, flaumiger Kaiserschmarrn und Schnitzel in bester Panier serviert werden. Gleich gegenüber, im „Surf & Turf“ können Sie sich Ihr Lieblingsfleisch direkt in der Vitrine aussuchen und bei schönem Wetter sogar im Freien grillen lassen. Etwas weiter vorne macht die „Schau Bar“ ihrem Namen alle Ehre: Drei Decks tief kann von hier aus hinunter in die Schiffsrestaurants blicken – und das ist tatsächlich ein spektakulärer Anblick. Was Deck 5 sonst noch so zu bieten hat? Zugang zum großen Theater, dessen Shows an diesem Abend leider nicht gespielt wurden, ein Casino mit Lounge, den Nightclub „Abtanzbar“ – und, als Highlights für Nachtschwärmer oder den mehr oder weniger kleinen Hunger zwischendurch, die „Osteria“ und das „Tag&Nacht-Bistro“. Rund um die Uhr werden hier Pizza, Pasta, Currywurst & Co. serviert – und das im ungezwungenen Ambiente und mit der Möglichkeit, den Snack auch draußen an Deck verspeisen zu können.
Weiter geht unsere Tour auf Deck 11, wo im „Himmel&Meer-Spa“ tagsüber (und manchmal sogar nachts) die unterschiedlichsten Schwitzbäder heißlaufen. Top zur Abkühlung danach: der großzügige Ruhebalkon im Freien mit (endlich einmal) ausreichend Liegen und tollem Weitblick. Ein Deck höher befinden sich dann die Behandlungskabinen samt Spa-Rezeption und gegenüberliegendem Fitness- und Gym-Bereich. Auch hier gilt: alles sehr großzügig, edel, luftig und so ambitioniert gestaltet, dass man tatsächlich anfängt, über eine der bevorstehenden Yoga-, Workout-, Flying-Pilates-, Modern-Tai-Chi- oder Golfreisen mit der Mein Schiff 5 nachzudenken ...
Inzwischen haben wir die Außendecks erreicht, und da es der Himmel über Hamburg an diesem Tag gut, sonnig und warm mit uns meint, ließe sich sogar über einen Sprung in den 25-Meter-Pool nachdenken. Oder sollte man vielleicht doch lieber im Whirlpool der (Achtung: Neuerung!) nach oben offenen Lagune entspannen? Auch das wäre an diesem Tag kein Problem. Im Hinblick auf bevorstehende Nordlandreisen, oder launiges Frühlings- und Herbstwetter im Mittelmeer ist das fehlende Glasdach aber durchaus eine mutige Entscheidung.
Weiter heckwärts präsentiert sich die Mein Schiff 5 dann wieder baugleich mit ihrer etwas älteren Schwester der „Mein Schiff 4“: die wunderbare Backstube mit einer ebenso köstlichen wie umfangreichen Auswahl an schiffsgemachtem Brot und Gebäck, das riesige Buffet-Restaurant „Anckelmannsplatz“, die Dependance von „GOSH Sylt“ mit Sitzplätzen drinnen und draußen ...
Weil Seefahrer nicht nur an den Klabautermann glauben, sondern auch sonst recht abergläubig sind, fehlt Deck 13. Dafür ist aber auf Deck 14 wieder all das vorhanden, was der Mein-Schiff-Gast kennt und liebt: die „Außenalalster“-Bar am Heck, der liebevoll gestaltete Kinderbereich sowie jede Menge Liegeflächen mittschiffs und ganz vorne am Heck die exklusive „X-Lounge“, die nur Suiten-Passagieren offensteht. Neu hier: Ab 19 Uhr sind die Getränke nicht mehr inklusive, dafür wird aber ein Abendessen serviert – was gerade während der Stoßzeiten im Hauptrestaurant „Atlantik“ ganz sicher eine gute Alternative ist. Neu auf Deck 15: die geänderte Position der Entspannungslogen, die nun tatsächlich absolute Privatsphäre sowie uneingeschränkten Meerblick bieten und für alle Gäste auf Stundenbasis mietbar sind.
Und wie schläft es sich nach so einer Entdeckungstour an Bord? Lesen Sie mehr über die Kabinen und Suiten der „Mein Schiff 5“ im zweiten Teil unseres Cruise-Reports.
Text: Jörg Bertram