Cuxhaven, 22. Januar 1891: Besetzt mit 174 Passagieren und 245 Besatzungsmitgliedern sticht die „Augusta Victoria“ in See. Doch dieses Mal geht es nicht im Liniendienst auf die stürmische Nordatlantik-Route, sondern zum reinen Vergnügen ins Mittelmeer. Knapp zwei Monate wird der Luxusliner unterwegs sein und den Weg dabei zum Ziel erklären.
Es ist die erste Kreuzfahrt der Welt – und eine ziemlich teure Angelegenheit: 1.600 bis 2.400 Goldmark – das entspricht heute ungefähr 28.500 bis 42.800 Euro – kosten die Kabinen. Und trotzdem wird die von Albert Balin, dem jungen Direktor der „Hamburg Amerikanische Packetfahrt Actien Gesellschaft“ (HAPAG) organisierte Reise zum Riesenerfolg. Die HAPAG von damals gibt es noch immer. Heute ist sie als Hapag-Lloyd-Cruises auf den Weltmeeren unterwegs. Und der Erfolg ist der Reederei auch geblieben: Mit der „Europa“ und der „Europa 2“ verfügen schließlich gleich zwei, der insgesamt vier Schiffe über die Höchstwertung „5 Sterne plus“! Konkurrenzlos kreuzen die Hanseaten aber schon lange nicht mehr auf: Etwa 350 Kreuzfahrtschiffe mit etwa 400.000 Betten sind derzeit rund um den Globus unterwegs sein. Einige von ihnen fühlen sich noch immer der guten alten Seefahrertradition verpflichtet. Andere haben Kleiderordnung und Captain’s Dinner längst über Bord geworfen und bieten stattdessen legeren und familientauglichen Cluburlaub auf See. Oder sie setzen auf Singles, Nudisten, Heay-Metal-Fans, Golfspieler, Fahrradfahrer ... Jeder findet inzwischen „sein“ Schiff, in jeder Größe und jeder Preisklasse. Und genau so wie damals die Passagiere an Bord der „Augusta Victoria“ wird auch heute noch jeder „moderne Kreuzfahrer“ beim ersten Ablegen der Reise an Deck stehen, sich den Seewind um die Nase wehen lassen, das Land am Horizont verschwinden sehen und sich auf einen Urlaub ohne festen Boden unter den Füßen freuen. Gut, dass sich manche Sachen eben nie ändern ...