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Krank vor Seesucht

11. Dezember 2015

Bringen wir sie also einfach hinter uns, die immer gleichen Fragen, die mir immer wieder gestellt werden, wenn man mehr über meinen Kreuzfahrt-Journalisten-Alltag wissen möchte.

Frage 1: „Ist Ihnen auf so einem Schiff noch nie langweilig gewesen?!“ Und Frage 2: „Sind Sie noch nie seekrank geworden?!“ Meine Standard-Antwort auf beide Fragen: „Nein, bislang noch nicht – und ich hoffe auch, dass es so bleibt!“
Doch während ich mir ziemlich sicher bin, dass die allermeisten Kreuzfahrer Frage 1 genau so wie ich beantworten, weiß ich aber auch, dass sich 9 von 10 Seereisende mindestens einmal nicht ganz so wohl (um nicht zu sagen speiübel!) an Bord gefühlt haben. Und das bringt mich dann auch gleich zu Frage 3: „Haben Sie ein paar gute Tipps gegen Seekrankheit?“ Auch da habe ich eine Standard-Antwort: „Ja, die hab’ ich!“

1.Wenn es Ihnen auch im Auto, Zug oder Flugzeug schnell schlecht wird, dann wählen Sie für Ihre erste Seereise eine Route, die nah am Land vorbei führt. Das ist gut für die Psyche und außerdem hilft es, wenn man seinen Blick bei bewegter See auf ein nicht-bewegtes Ziel konzentrieren kann. Empfehlenswert: eine Schärenkreuzfahrt entlang der norwegischen Küste.

2. Meiden Sie Fahrgebiete, in denen es erfahrungsgemäss schon mal „hoch hergehen“ kann. Dazu gehört die Nordsee, das Mittelmeer zwischen Korsika und Sardinien, der Atlantik im Herbst und die Drake-Passage im europäischen Winter. Sehr viel ruhiger ist man meistens im Roten und Schwarzen Meer, dem Arabischen Golf und in der Ostsee unterwegs.

3. Wählen Sie ein möglichst großes und modernes Schiff mit möglichst großen und modernen Stabilisatoren. Die sorgen nämlich dafür, dass Ihr Cruise-Liner auch bei höheren Wellen stabil bleibt. So konnte sie Queen Mary 2 dank ihres erstklassigen Stabilisatorensystem im Jahr 2012 auf ihrer Reise von New York nach Southampton völlig problemlos Hurricane Sandy durchqueren, während alle anderen Reedereien anstehende Kreuzfahrten im Fahrgebiet entweder kurzfristig streichen oder umrouten mussten.

4. Auch wenn die Suiten zumeist ganz oben und entweder vorne oder hinten untergebracht sind: Wählen Sie lieber eine Mittschiff-Kabine in der unteren Hälfte vom Schiff. Da spürt man den Wellengang am wenigsten.

5. Wenn Ihr Schiff vor einem kleinen Hafen auf Reede liegt, überlegen Sie sich lieber zweimal, ob der Landgang mit den Tender wirklich sein soll. Die kleinen Zubringerboote sind nämlich nicht nur äußerst flink und wendig, sondern auch äußerst wellenanfällig.

6. So seltsam es auch klingen mag, aber meiden Sie Rotwein, Parmesam und Salami. Alle drei erhöhen den Histamingehalt im Blut und der ist Mitauslöser fürs Unwohlsein.

6. Und wenn es Sie doch einmal erwischt haben sollte, dann fixieren Sie am besten vom niedrigst gelegenen Außendeck, oder vom Balkon bzw. dem Fenster Ihrer Kabine aus einen Punkt am Horizont. Das hilft den gestörten Gleichgewichtssinn wieder in Balance zu bringen.

Einige Kreuzfahrer schwören auch auf Ingwer-Bonbons, Pflaster gegen Reiseübelkeit oder Akupunktur-Nadeln. Vielversprechende Ergebnisse hat darüber hinaus vor kurzem eine Studie mit sehr hoch dosiertem Vitamin C ergeben. Und wenn all das nichts bringen sollte, dann gibt’s immer noch den freundlichen Bordarzt mit der Spritze – und der hat seine schwimmende Praxis immer auf den unteren Decks, da wo es ohnehin am ruhigsten zugeht.



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