… oder besser gesagt, willkommen zu meiner neuen Kreuzfahrt-Kolumne für den Connoisseur Circle!
Ich glaube, es ist jetzt ziemlich genau 20 Jahre her, seit ich mein erstes Kreuzfahrtschiff betreten habe – wobei die legendäre Queen Elizabeth 2 ja eigentlich nie ein „ordinäres Kreuzfahrtschiff“ war, sondern vielmehr ein „stolzer Oceanliner“ im Liniendienst zwischen der Alten und der Neuen Welt …
Damals lebte ich jedenfalls noch als Freier Journalist in Berlin und New York und der Auftrag eine Reportage über die QE2-Transatlantikpassage zu schreiben, kam mir ziemlich gelegen. Denn erstens konnte ich so umsonst von einer Wohnung in die andere reisen. Und zweitens brauchte ich mich auf dem Weg dorthin endlich einmal nicht in die Economy Class derjenigen Airline quetschen, die auf der Rennstrecke über den Großen Teich gerade den günstigsten Tarif anbot …
Stattdessen also sechs Tage Luxus auf hoher See. Wobei, es eigentlich gar nicht so sehr der Luxus war, der mir in Erinnerung blieb. Vielmehr waren es die Stunden zwischen Frühstück im Bett, Matinée im Bordkino, Five-o-Clock-Tea im Salon, Diner im Britannia-Grill und finalem Betthupferl auf dem Kopfkissen: Stunden an Deck, in denen ich nach Walen Ausschau hielt, Wellenberge zählte und in die Kondensstreifen der hoch oben vorüberjagenden Flugzeuge blinzelte. Stunden in der Bibliothek, in denen ich all die Bücher verschlang, die mir am Land immer zu lang vorkamen. Stunden im Gespräch mit so spannenden Menschen wie der wunderbaren Beatrice Muller, die ihren Erstwohnsitz eines Tages einfach auf die QE2 verlegte, weil ihr das Leben an Bord so viel amüsanter und aussichtsreicher als im Altersheim erschien. Mehrere Jahre reiste die alte Dame fast ununterbrochen zwischen New York und Southampton hin und her – und glauben Sie mir, sie genoß jeden einzelne Tag auf ihrem schwimmenden Zuhause in vollen Zügen und von ganzem Herzen!
Zeit haben, ein paar Tage lang den festen Boden unter den Füßen verlieren, am Horizont kein Land mehr sehen, den Weg zum Ziel erklären – und das Ziel einmal nicht auf dem schnellsten, sondern auf dem schönsten Weg erreichen: All das fasziniert mich am Kreuzfahren bis heute.
Und wenn ich in den nächsten Wochen für den nächsten Connoisseur Circle-Artikel wieder an Bord eines Kreuzfahrtschiffs gehe, dann weiß ich schon jetzt, dass sich erneut dieses wohlige Prickeln im Bauch einstellt, wenn die Schiffsmotoren angeworfen werden und dass ich beim ersten Auslaufen ganz sicher wieder so lange am Deck stehen werde, bis sich das Festland und der Alltag hinter dem Schiffsschornstein in Rauch aufgelöst haben …
In diesem Sinne wünsche ich auch Ihnen viel Lust auf Meer und viel Spaß beim Seefahren – wo immer Sie auch aufkreuzen werden!
Jörg Bertram