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Ciao, Crociera ciao!

27. Juli 2020

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Ob Corona die Kreuzfahrtbranche wirklich nachhaltig verändern und zum Umdenken bei Reedereien und Passagieren führen wird?

Noch lässt sich das nicht abschließend sagen. Kann schon sein, dass die Zeit der Megaliner mit tausenden Passagieren an Bord tatsächlich vorbei ist. Kann aber auch sein, dass die schwimmenden Riesen sogar noch beliebter werden, weil sie sich wie ein „sicherer Hafen“ anfühlen, den man den gesamten Urlaub über nicht verlassen muss … In diese Richtung zielen zumindest die „Blauen Reisen“, die derzeit von einigen Reedereien angeboten werden. Da heißt es dann rauf aufs Schiff, raus aufs Meer und ein paar Tage später ran an den Quai – und all das ganz ohne auch nur einen einzigen Landgang.

Aufhorchen lässt jedenfalls eine Mitteilung von Royal Caribbean, der immerhin zweitgrößten Kreuzfahrtreederei der Welt. Ab Sommer 2021 soll die für 2.000 Passagiere konzipierte Rhapsody of the Seas nicht mehr den Hafen von Venedig anlaufen! Die offizielle Begründung: „zunehmende Bedenken hinsichtlich der Zukunft der Kreuzfahrt in der Lagunenstadt“. Bereits gebuchten Passagieren wurde nun schriftlich mitgeteilt, dass die Ein- und Ausschiffung stattdessen in Ravenna stattfindet.

Über die Hintergründe dieser Entscheidung lässt sich derzeit nur spekulieren: Erwartet man tatsächlich, dass die venezianische Stadtregierung endlich ein Verbot von Megalinern verkünden wird? Angesichts undurchsichtiger Nahverhältnisse zwischen Politik und Wirtschaft eher unwahrscheinlich … Will man so ein bewusstes Zeichen gegen Overtourismus setzen? Wohl kaum, denn das würde ja bedeuten, dass man die gesamte eigene Flotte – mit der 6.870 Passagiere fassenden Symphony of the Seas“ als Flagschiff – in Frage stellen müsste. Oder reagiert man einfach nur auf die immer lauter und selbstbewusster werdende Kritik der wenigen, noch immer ins der Stadt lebenden Venezianer, die während des Lockdowns plötzlich festgestellt haben, dass sie auch mit sehr viel weniger Touristen sehr gut über die Runden kommen? „We demand to see the horizon“ – „Wir verlangen, den Horizont wieder sehen zu können“: Das Graffiti habe ich bereits im vergangenen Jahr, also noch vor Corona, irgendwo im Gassengewirr von Venedig an einer Wand entdeckt und fotografiert. Wäre doch toll, wenn dieser Forderung nun endlich Taten folgen und außer Royal Caribbean auch andere Reedereien einen weiten Bogen um die Lagune fahren würden …



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