Eigentlich wollte ich an dieser Stelle ja über meine magischsten Kreuzfahrtmomente berichten. So war’s zumindest geplant und angekündigt. Doch dann erschien in der „Welt am Sonntag“ ein Artikel des von mir persönlich und privat sehr geschätzten Sönke Krüger. In seinem „Zehn-Punkte-Plan für die Kreuzfahrt“ analysiert er die momentane Situation und gibt einen Ausblick auf das, was kommen könnte. Drei seiner zehn Punkte gefallen mir ganz besonders gut:
So fordert er z.B. „bessere Gesundheitsmaßnahmen“ an Bord. Dazu gehören für ihn und viele weitere Experten mehr medizinisches Personal, verbindliches Fiebermessen bei Gästen und Personal oder die Einrichtung von mobilen Laboren. Wer, so wie ich, einmal (oder mehrfach) auf einem Kreuzfahrtschiff krank geworden ist, kann diese Forderungen nur unterschreiben – und wird darüber hinaus wohl auch nach qualifizierteren Bordärzten verlangen. Viele Reedereien legen die medizinische Betreuung ihrer Passagiere nämlich noch immer in die Hände von Medizinern, die ihren Aufenthalt an Bord eher als bezahlten Urlaub, denn als zentralen Job verstehen. Die Zeiten, der an Land bereits pensionierten oder gescheiterten Bordärzte muss endlich vorbei sein!
Eine weitere Forderung, die ich absolut unterstützenswert finde: „Büfetts abschaffen“!
Bufetts – egal, ob in Schiffs- oder Hotelrestaurants – sind nicht nur unter hygienischen Bedingungen problematisch, sondern sie sind auch ein Relikt aus Zeiten, in denen der Umgang mit Lebensmittel ein anderer war. Wer jemals in einer Bordküche gesehen hat, wie viele unberührte Speisen zuerst auf meterlangen Tresen, dann auf übervollen Tellern und schließlich als Fischfutter enden, kann nur das Ende dieser unethischen und umweltbelastenden Ressourcenverschwendung fordern!
Und dann wäre da noch der Ruf nach „Mehr Seetagen statt Landgängen“: Heute in Barcelona, morgen in Marseille und übermorgen bereits in Rom: Gerade auf den Rennrouten im Mittelmeer geht das Erlebnis Schiff vielfach komplett verloren, weil nur noch nachts gefahren wird. Kreuzfahrt hat für mich aber auch immer etwas mit Entschleunigung und der „Erfahrung Meer“ zu tun. Im Liegestuhl liegen und Wellenberge zählen, den Wolken zuschauen, sich durch die Schiffsbibliothek blättern oder in aller Ruhe die Decks entlang flanieren und Salons und Bars entdecken – all das ist schließlich nur dann möglich, wenn man nicht von einem Ausflug zum nächsten hetzt. Außerdem würden mehr Seetage auch weniger Overtourism bedeuten. Eine weitere Frage, die ich mir in diesem Zusammenhang schon oft gestellt habe: Warum können die großen Reedereien ihre Fahrpläne nicht einfach untereinander absprechen? Es ist mir nämlich unverständlich, warum in Barcelona im vergangenen Sommer beispielsweise an jedem Dienstag immer dieselben acht Kreuzfahrtriesen mehrere zehntausend Passagiere gleichzeitig in die Stadt entließen, während am nächsten Tag nur ein einziges mittelgroßes Schiff im Hafen anlegte.
Auch hier gilt es alte Gewohnheiten und Denkweisen endlich über Bord zu werfen – damit die Kreuzfahrt auch in Zukunft nicht untergeht.