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"Wir haben Verantwortung zur Nachhaltigkeit"

11. Juli 2019

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SAS Scandinavian Airlines Group Präsident & CEO Rickard Gustafson sprach mit Connoisseur Circle Luftfahrtexperten Kurt Hofmann über eine besondere Herausforderung: Denn immer mehr Schweden haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie das Flugzeug nehmen.

Das Thema Flugscham wird besonders in Schweden enorm diskutiert. Wir sehr wirkt sich diese Debatte auf Ihr Geschäft aus?

Gustafson: Ja, es ist wahr, dass in Schweden eine heftige Debatte darüber begonnen hat Fliegen zu vermeiden. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass die Luftfahrt als Industrie jetzt aufsteht und sich mit der Bevölkerung diesbezüglich auseinandersetzt. Ja, Nachhaltigkeit ist eine echte Herausforderung. Aber, die Antwort ist: Hört nicht auf zu fliegen! Denn wenn wir aufhören zu fliegen, bricht die Gesellschaft zusammen. Die Luftfahrt hat eine enorme Verantwortung zum Thema Nachhaltigkeit. Wir als SAS sind sehr bemüht diese Herausforderung anzunehmen, um sicher zu stellen, dass wir unsere Emissionen hier und jetzt erheblich reduzieren.

Wir bemühen uns aktiv Produktion von Biokraftstoffen in großem Maßstab in unseren Heimatmärkten durchzuführen. Und wir setzen auf die Zusammenarbeit wie etwa mit Airbus um Flugzeuge der nächsten Generation zu entwickeln.
Weiters arbeiten wir an einer Agenda über die nächsten Jahre, langfristig das Ziel des emissionsfreien Luftverkehrs zu erreichen.

Aber all das braucht Zeit. Die Leute wollen schnell Ergebnisse sehen ...

Deshalb kann man jetzt kein fixes langfristiges Ziel nennen. Zum Beispiel das Projekt CORSIA (Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation) der IATA, das zunächst das weitere Wachstum der Branche bis 2020 emissionsneutral gestalten soll, was gut ist. Dann folgt eine 50-prozentige Reduzierung der Emissionen bis 2050. Aber das ist zu weit weg. Wir müssen jetzt Projekte demonstrieren. Und aus diesem Grund ist unsere Agenda umfangreich. Wir sind uns voll bewusst Emissionen zu reduzieren. Aber bis wir null Prozent Emissionen erreichen, das wird einige Zeit dauern.

Glauben Sie, dass die Debatte über Flugscham zunimmt und sich auf die Nachfrage in der Luftfahrt negativ auswirkt?

Ja. Wenn wir nichts tun, wird das passieren. Und in Schweden, wo diese Debatte sehr hitzig ist, sanken die Inlandsreisen bereits um fünf Prozent. Ein wesentlicher Treiber ist natürlich diese Klimadebatte. Da bin ich mir absolut sicher.

Wie sieht der weitere Plan für ihre umweltfreundliche Flotte aus?

In den nächsten Jahren werden weiterhin Airbus A320neo an SAS ausgeliefert. Unser erster Airbus A350 kommt im Dezember zu uns und ersetzt dann A340. Drei Airbus A321LR folgen 2020. Für dieses Flugzeug sehen wir drei strategische Bereiche. Erstens, neue Destinationen die wir heute nicht betreiben. Zum Beispiel von Kopenhagen nach Montreal oder Toronto. Dann aktuelle Ziele mit einer Sekundärstadt in Skandinavien zu verbinden, zum Beispiel Bergen-New York. Und drittens gibt es Städte, die wir gerne das ganze Jahr über bedienen würden, aber die Saisonalität erlaubt es nicht, ein Großraumflugzeug dafür einzusetzen. Boston ist ein Paradebeispiel dafür. Wenn die Tests mit den drei A321LR positiv ausfallen, werden Sie sicher weitere A321LRs bei uns sehen.

SAS musste bei einem Pilotenstreik im Frühjahr rund 4.000 Flüge streichen. Kann man den Schaden für das Image beziffern?

Es ist schwierig, den Imageschaden finanziell umzurechnen, aber wir wissen, dass der Streik uns 650 Millionen Kronen (61 Millionen Euro) gekostet hat. Und natürlich hat er ein negatives Image bei unseren Passagieren hinterlassen. Fast 370.000 Kunden haben ihr Ziel mit uns nicht erreicht, weil wir unser versprechen nicht gehalten haben. Und wir versuchen alles wieder Vertrauen aufzubauen. Das Gute ist, dass das Buchungsniveau wieder auf normalen Stand ist. Ich denke, wir können nun den Streik hinter uns lassen und nach vorne schauen. Aber wir müssen unser Unternehmen weiter transformieren, um Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen.

Müssen Sie Kosteneinsparungen erweitern?

Ja, ich denke schon. Genaueres dazu werden wir noch mitteilen. Wir sehen ja das Fluggesellschaften in ganz Europa Probleme haben um wettbewerbsfähig zu sein und das in den letzten ein, zwei Jahren einige Airlines in die Pleite flogen. Und um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir uns weiter verändern. Der Streik war das Schlimmste was uns passieren
konnte. Aber jetzt ist Frieden.

Die größte Herausforderung für SAS?
In erster Linie kämpfen wir mit einer sehr schwachen schwedischen Krone gegenüber den US-Dollar. Das schadet unseren Finanzen. Aber die große Herausforderung ist, wir müssen der Bevölkerung intensiv erklären, das sich SAS auf dem Weg zu einer nachhaltigen Fluglinie entwickelt. Wir nehmen das sehr ernst, vielleicht noch mehr als die meisten anderen
Fluglinien. Somit haben wir bei diesem Thema etwas Vorsprung.

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