Swiss International CCO Markus Binkert erläutert im exklusiven Connoisseur Circle Interview, welche Anstrengungen notwendig sind Passagieren eine gute Infrastrutkur zu bieten.
Herr Binkert, SWISS hat zwei neue Lounges eröffnet. Wie wichtig ist eine moderne Bodeninfrastruktur im Wettbewerb? Ist für die Fluggäste vermehrt die Qualität, wie sie die Infrastruktur am Flughafen Zürich bietet, für deren Reisepläne entscheidend?
Binkert: Als Premium-Carrier ist uns ein hochwertiges Produkt sowohl in der Luft als auch am Boden sehr wichtig. Die Entscheidung der Fluggäste, über welchen Flughafen sie fliegen, hängt mit dem gesamten Reiseerlebnis zusammen. Der Flughafen Zürich trägt mit seinen kurzen Wegen und der übersichtlichen und modernen Infrastruktur entscheidend zu einem guten Reiseerlebnis bei. Es ist uns wichtig, dass unsere Fluggäste unsere Lounges in kürzester Zeit erreichen, um dort in Ruhe arbeiten, sich erholen oder kulinarisch verwöhnen lassen zu können. Das Bodenprodukt wird auch für Fluggäste auf der Kurzstrecke immer wichtiger. Deshalb freut es mich sehr, dass das modernisierte Lounge Center A ab sofort wieder geöffnet ist.
SWISS Eigentümer Lufthansa sagt, es sei teuer den Hub Zürich zu betreiben, weil aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen mit überkreuzenden Lande- und Startbahnen, die Pünktlichkeit sicher zu stellen sehr aufwendig sei.
Die niedrige Pünktlichkeit ist nicht nur in Zürich ein Thema. Die gesamte europäische Airline-Industrie kämpft mit Kapazitätsproblemen. Die Nachfrage ist sehr gross, aber die Flughäfen und Luftverkehrsräume sind bereits heute ausgelastet. Hinzu kommen Streiks und Personalmängel bei den europäischen Flugsicherungen sowie aussergewöhnliche Wetterverhältnisse. Dies führt dazu, dass das gesamte System schnell an seine Grenzen kommt.
SWISS ist erfolgreich. Wie schwierig ist es das hohen Niveau zu halten?
Das ist eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen. Wir sind sehr dankbar, dass unsere Erfolge von der Lufthansa Group mit weiteren Investitionen in moderne Flugzeuge honoriert werden. Wir haben bereits 23 Bombardier C Series Flugzeuge in unserer Flotte und rechnen mit bis zu fünf weiteren in diesem Jahr. Anfangs 2020 gehen nochmals zwei Boeing 777 in den Linienbetrieb, zudem modernisieren wir die fünf Airbus 340-300, um sie komfortseitig auf den hohen Standard der Triple 7 zu bringen. Mit den soeben modernisierten SWISS Business und Senator Lounges im Terminal A verfügen wir über ein konsistentes, hochwertiges Bodenprodukt. All diese Investitionen kommen unseren Fluggästen zugute. Wir sind überzeugt, dass wir das sehr hohe Niveau auch in Zukunft halten können.
Es heisst, immer mehr Fluggäste steigen lieber auf kleineren Flughäfen wie Zürich oder Wien um. Merken Sie das auch?
Wir spüren, dass viele Fluggäste über Zürich mit SWISS an ihre Zieldestination fliegen. Nicht umsonst wurde der Flughafen Zürich erneut zum besten Flughafen in Europa ausgezeichnet. Die gute und enge Zusammenarbeit zwischen Flughafen und uns als Hub-Carrier ermöglicht ein hochstehendes Angebot.
Aber auch in Zürich wird es eng an Kapazität und für künftiges Wachstum…
Schon heute kommen wir an Spitzenzeiten ans Limit. Ein nachfragegerechtes Wachstum ist mittelfristig nicht möglich. Wenn die Infrastruktur so bleibt, dann wird das Wachstum zwangsläufig anderswo in Europa stattfinden. Erschwerend kommt dazu, dass Zürich einer der restriktivsten Flughäfen dieser Grösse in Europa ist. Damit die Schweiz weiterhin im globalen Wettbewerb mithalten kann, darf der Flugbetrieb keinesfalls weiter eingeschränkt werden und es müssen schon heute Wachstumsperspektiven für morgen geschaffen werden.