Wo findet man das noch? Fliegen in einer Verkehrsmaschine, wo die Cockpit-Türe offen bleibt und es am Flughafen selbst keine Sicherheitskontrollen gibt?
Etwa auf Inlandsflügen in Grönland.
Unterwegs mit der Dash 8 Flotte innerhalb Grönlands ist ein Erlebnis. Nicht nur die atemberaubende Natur ist beeindruckend, sondern auch das Unternehmen Air Greenland selbst. Letzte Woche in Kangerlussuaq, dem wichtigsten Flughafen der Insel, besteigt der Berichterstatter die sehr saubere Kabine des Turbopropflugzeuges. Freundlich und charmant ist die Flugbegleiterin und man merkt dennoch, auf Sicherheit wird großer Wert gelegt. Während daneben gerade ein Transportflugzeug der US Air Force abhebt - die großen Dinger landen mit Skiern ausgerüstet auf befestigten Eisflächen bei diversen Forschungsstationen mitten auf der Insel – rollt unsere viel kleinere Dash 8-200 zur Startbahn für einen 50-minütigen Hüpfer in die Hauptstadt Nuuk, mit ihren etwas mehr als 15.000 Einwohnern.
Nur 56.000 Menschen leben in Grönland, 30.000 Besucher kommen jährlich. Und da es zwischen den wichtigsten Ortschaften keine Straßen gibt, ist die Luftfahrt unentbehrlich. Air Greenland selbst ist als Fluglinie eigentlich sehr komplex aufgestellt. Dies ist notwendig angesichts der örtlichen Bedingungen. Man verfügt über 22 Hubschrauber, sieben Dash 8 und einen Airbus A330. Letzterer stellt nicht nur die wichtige Verbindung nach Kopenhagen her, sondern gilt auch als Bindeglied, damit diese Insel überhaupt wirtschaftlich funktionieren kann.
Für die Piloten selber ist Fliegen in Grönland eine echte Herausforderung. Kurze Pisten, harsches Wetter und geringe Navigationshilfen benötigen Profis in den Cockpits. Nur 70 Prozent aller Inlandsflüge können pünktlich abgewickelt werden da Wetterkapriolen den Flugplan durcheinander bringen. „Hat sich einmal der Winter eingestellt, dann stabilisiert sich auch der Flugbetrieb. Am schwierigsten sind die Übergangszeiten zu dieser Jahreszeit“, so einer der erfahrenen Piloten. Und für den Passagier ist somit manchmal Geduld von Notwendigkeit. Etwa wenn das Wetter in der Hauptstadt Nuuk schlecht ist und der Airbus nach Kopenhagen in Kangerlussuaq auf die verspäteten Gäste warten muss. Hierfür empfiehlt sich dies einfach mit grönländischer Gelassenheit hinzunehmen.
Kurt Hofmann