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ZUVERLÄSSIGKEIT FÜR DIE SOMMERREISEZEIT

23. Juni 2014

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Austrian Airlines CEO Jaan Albrecht im Gespräch mit Connoisseur Circle über die enorm wichtige sommerliche Hochsaison der heimischen Fluglinie.

Nach Ansicht des Generalanwalts des Europäischen Gerichtshof, dessen Schlussantrag am Dienstag veröffentlicht wurde, wirkt der alte Kollektivvertrag des fliegenden Personals der Austrian nach und ist somit noch immer gültig. Wie geht es jetzt weiter?

ALBRECHT: Jetzt geht der Fall einmal an den EuGH-Richtersenat und dann wieder zurück an die Gerichte in Österreich. Vor 2015 rechnen wir hier mit keiner Entscheidung. Im Sommer konzentrieren wir uns auf den Kunden und
das Geschäft. Deshalb ist unsere Priorität neben bewährten Service auch einen zuverlässigen Flugbetrieb zu gewährleisten. Wir haben Indikationen, dass wir diesen Sommer gut unterwegs sind. Die Buchungen sind gut.

Wieso ist es bei manchen Berufsgruppen, wie Piloten, so schwierig Dienstverträge einer sich massiv verändernden Luftfahrt notwendigerweise anzupassen.

ALBRECHT. Weil genau diese Veränderung schwierig ist. Schließlich sind die Mitarbeiter direkt davon betroffen. Das Geschäftsmodell Fliegen ist heute anders als vor 15 Jahren. Heute beträgt der Marktanteil in Europa von
Billigfluglinien 50 Prozent. Diese haben eine Kostenstruktur, deren wir noch nicht Paroli bieten können, obwohl wir unsere Hausaufgaben machen. Zudem sind die Airlines aus dem Golf eine gewaltige Herausforderung. Da müsste die Politik auch verstehen, dass eine Ticketsteuer oder ein Nachtflugverbot den Wettbewerb verzehrt. Wir brauchen ein faires Spielfeld.

Die einstige Stärke der AUA des Ost/West-Verkehrs hat sich überlebt?

ALBRECHT. Ost/West ist schon noch eine Strategie der AUA, aber nicht DIE Strategie, obwohl historisch bedingt wir nach wie vor dort unsere Stärken haben. Wir haben Nachholbedarf auf der Langstrecke. Und es zeigt sich ja, dass wir gut unterwegs sind. Die Vorausbuchungen für unser neuestes Ziel Newark stimmen uns zuversichtlich und wir wissen, das es in Nordamerika noch einige Destinationen gibt welche man von Wien aus Nonstop bedienen kann. Gleiches gilt für Ziele in Nord-Ost-Asien, welche etwa ein bischen Umweg für Drehkreuze wie Istanbul sein können, etwa Hong Kong, Seoul oder
Ziele in China.

The new Change der Industrie sind die Golf-Carrier meinte Lufthansa Chef Carsten Spohr beim IATA AGM in Doha. Können Europas Airlines überhaupt noch mithalten?

ALBRECHT. Ich glaube wir haben jetzt eine Welle der Bosporus (Turkish Airlines) und Golf-Airlines Gesehen, welche die etablierten Long-Haul Airlines in Europa unter Druck gebracht haben. Die erste Welle wird sich aber auch abschwächen, gleichzeitig haben wir massiv investiert, etwa in unser Produkt. Die Politik muss verstehen, wenn wir nicht alle gemeinsam
arbeiten, mit den Flughäfen etc, dass unsere Drehkreuze in den Osten verlagern werden, wobei vor allem die kleineren Drehkreuze wie Wien oder Mailand zuerst betroffen sind. Wir benötigen ein faires Spielfeld, der dem Standort auch nicht schadet. Der massive Anflug der Gulf-Carrier etwa nach Wien ist deutlich überzogen. Es gibt langsam Signale, das die Politik
einsieht, das solche Modelle nicht realistisch sind.

Hat man die Golf-Carrier unterschätzt?

ALBRECHT Ja, man hat sie zu einem gewissen Grad unterschätzt in welcher Geschwindigkeit sie sich verbreitet haben. Aber der größere Einfluss ist, weil sie mit Subventionen unterwegs sind. Wie kann man sonst erklären, dass eine Emirates 140 Airbus A380 bestellt hat, wenn der Rest der Welt nicht auf diese Zahl kommt. Da fehlt jede Logik, ein Zeichen das der
Verkehr verlagert wird. Keine Air France oder Qantas oder Singapore Airlines können so etwas bewerkstelligen.

Was kann die AUA besser machen?

ALBRECHT. Unsere Stärke ist unsere günstige Kostensituation gepaart mit einem Top-Produkt. Vor allem innerhalb der Lufthansa sind wir einer der besten. Wenn wir es richtig ausspielen, dann haben wir eine gute Ausgangssituation.

Ein zusätzliches Langstreckenflugzeug pro Jahr ist realistisch?

ALBRECHT. Ja, das haben wir bewiesen mit Chicago. Aber wohlgemerkt, alles bleibt eine vorsichtige Expansion.

Die Zeit für einen Flotten-Austausch bei der Regional-Jet Flotte drängt?

ALBRECHT. Die Fokker-Flugzeuge müssen wir in den nächsten drei, vier Jahren ersetzen weil dieses Gerät an das Design-Limit kommt. Wir haben mit dem Eigentümer (Lufthansa) besprochen, ob wir einen 100sitzer benötigen in
der Netzperspektive oder wir diese durch gesteigerte Produktivität anderer Flugzeuge einsparen können. Wir haben aber eine Auflage von der Lufthansa, das wird nur geschehen, wenn wir eine klare Rechtssituation mit den Piloten haben. Die Investition für 22 bis 23 Flugzeuge beträgt eine Milliarde Euro.

Lufthansa, Singapore Airlines usw führen eine Premium Economy ein. Thema für die AUA?

ALBRECHT. Nicht jetzt. Wir haben 90 Millionen Euro in unser Produkt investiert. Wir warten die ersten Rückmeldungen der Lufthansa Premium Economy ab und basierend auf diese Zahlen wird entschieden, ob die Austrian auch diesen
Schritt machen muss. Wir wollen das 2015 entscheiden.


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