KLM aus den Niederlanden, eine der ältesten Fluglinien weltweit, hat sich
den Trend der Erneuerung der Business Class angeschlossen. 200 Millionen
Euro investiert der „Fliegende Holländer“ in ein wohl durchdachtes Produkt
welches erstmals im Juli 2013 abhob und die Handschrift niederländischer
Designer trägt. 2014 feiert das Unternehmen übrigens ihren 95.
Geburtstag.
Bereites der Zubringerflug von Wien nach Amsterdam überrascht positiv.
Auch auf den Europastrecken wurde der Service aufgewertet. Denn eines ist
klar. Die enormen Service-Leistungen der Fluglinien aus Asien, aber vor
allem aus den Mittleren Osten oder Turkish Airlines haben viele Airlines
in Europa unter Zugzwang gebracht. Allein der Partner von KLM, Air France,
investiert 500 Millionen Euro in neuen Produkte der Economy und Premium
Economy Class.
Amsterdam: Die Wege am Airport durchaus weit, aber vorbildlich in
Beschilderung und hilfsbereiter Boden-Crew findet sich der Reisende zu
recht. Fünf Boeing 747-400 (Stand 25. Oktober 2013) hat KLM mit der neuen
Business Class ausgerüstet. Obwohl ein derartiges Unterfangen
zeitaufwendig ist, schafft es das Unternehmen, alle zwei Wochen ein
Flugzeug umzurüsten. So sollen alle 22 KLM Jumbos im April 2014 über das
neue Produkt verfügen. Obwohl die ersten Boeing 747 in vier bis fünf
Jahren ausgemustert werden. Dadurch wurde so manches Detail, wie die
Gepäck-Fächer, nicht ausgetauscht.
Der erste Eindruck an Bord ist erfrischend. Die neuen Farben der Teppiche,
Wände und Sitzen bringen viel mehr Eleganz, als das zuvor traditionell
dominierende Blau der KLM.
Kernstück ist natürlich der neue Business Class Sitz. Mein Sitz, 73K,
befindet sich am Oberdeck. Der Sessel, leicht nach rechts ausgerichtet,
verschafft dem Fenstersitz eine heimelige Atmosphäre. Einige Daten:
Sitzabstand: 160 Zentimeter, 180 Grad verstellbare Rückenlehne, somit in
ein Bett verwandelbar, welches mit 2 Meter und 7 Zentimeter (Lufthansa 2
Meter, British Airways 1,80 Meter) wohl eines der längsten in der Branche
ist. 58 Zentimeter Sitzbreite (Austrian 51cm, Swiss 57cm, British Airways
63cm) Auf jeden Fall: eine exzellente Liegefläche, der Sitzpolster als
Bett sehr bequem. Auch die Tastatur zum verstellen des Sitzes, simpel und
einfach.
Wer nicht am Oberdeck reist und alleine sein möchte, der sollte sich Sitz
1A oder 4A reservieren. Das sind Einzelsitze am Fenster und bieten
wirklich viel Platz. Zudem wurde die Anzahl der Sitze an Bord des Jumbos
von 42 auf 35 reduziert. 20 am Oberdeck und 15 vorne in der Nase am
Hauptdeck. Und ganz wichtig - kein unbeliebter Mittelsitz mehr.
Neben dem Kabinendesign aus niederländischer Hand, Hella Jongerius, wird
das Kullinarium bei unserem Testflug von Starkoch Onno Kokmeijer kreiert.
Hier bleibt ein Risiko. Nicht immer sind Star Chef Menüs, auch wenn diese
vor Einführung an Bord natürlich probegekoch werden, einfach an Bord
umzusetzen. Vielleicht war Chicken eine nicht glückliche Wahl, die
Qualität des Produktes dennoch sehr gut. Geschirr und Gläser entstammen
von dem Design von Marcel Wanders. Erwähnenswert: Die erlesene Weinauswahl
umfasst auch einen guten Tropfen aus den Niederlanden. Es hätte vor der
Landung noch einen zweiten Speiseservice gegeben, welchen der
Berichterstatter aber verschlafen hat.
Das Unterhaltungsprogramm läuft über 43 Zentimeter persönliche große
Bildschirme, so viele Filme, dass nicht zu eruieren war, wie viele Stunden
des individuellen Audio und Video on demand zur Verfügung steht.
Zur weiteren Langstrecke-Flotte: ab Sommer 2014 wird begonnen sukzessive
fünfzehn Boeing 777-200 umzurüsten, gefolgt von der Boeing 777-300 Flotte.
Dort wird dann das Produkt nochmals moderner gestaltet sein, etwa touch
screen an den Bildschirm. Und trotz der enormen Investitionen, die
Business Class Preise werden bei KLM nicht angehoben - die Konkurrenz
lässt das nicht mehr zu.
Kurt Hofmann