Jean-Christophe Gaudeau, Business Class Product Manager, Air France im Gespräch über die Entwicklung der Premium-Klassen und den enormen Umrüstungsarbeiten für eine ganze Flotte. Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, ist gerade das Produkt in der Business Class auf der Langstrecke sehr entscheidend. Relativ häufig adjustiert Air France dieses Produkt im Vergleich zu anderen europäischen Fluglinien. So wird die 2003/04 eingeführte Business Class nun mit einem komplett neuen Produkt ersetzt.
„Manche Fluglinien behalten Ihre Business Class für eine lange Zeit und dann ersetzen sie diese komplett“, so Jean Christophe Gaudeau, Business Class Product Manager der Air France. Ein derartiges Beispiel wäre etwa Lufthansa, die sich nun ebenfalls in einem Umrüstungsprozess befindet. Spät aber doch, werden ab Herbst auch die Langstreckenflugzeuge der Austrian Airlines mit einem Wettbewerbsfähigen Produkt ausgestattet. „Air France geht einen anderen Weg. Wir wollen alle drei Jahre Neue Produkt an Bord. Das bedeutet nicht, dass wir gleich neue Sitze installieren, aber verschiedene Teilbereiche“. Derzeit bekommen die Langstreckenflugzeuge ein komplettes Business Class Upgrade. Wie bei allen Airlines, welche einen Umrüstprozess einleiten, kreiert dies in der Änderungszeit verschiedene Teilflotten mit unterschiedlichen Produkten. Ein Faktum, welches sich nicht vermeiden lässt, da man ja nicht alle Flugzeuge zum selben Zeitpunkt umbauen kann.
Die neuen Sitze bei Air France sind jedenfalls in eine flache Bett-Stellung verwandelbar. „Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass der Sitz und die dazugehörigen Elemente einfach zu bedienen ist, und es genügend Ablagemöglichkeiten gibt“. Insgesamt werden bei Air France 5.000 Sitze Business Class Sitze ausgetauscht. Seit 2010 rüstet Air France rund 100 Flugzeuge um. Ein Prozess, welcher rund drei Jahre dauern wird. Rund 60 Prozent der Flotte werden bis Ende 2012 mit dem neuen Produkt unterwegs sein. 110 Millionen Euro umfasst diese Investition. Gleichzeitig dazu wird aber auch am Boden investiert, etwa in neue Lounges am Flughafen Paris Charles de Gaulle.
Eine Veränderung wird es aber in der Zukunft des Infight Entertainments geben. Denn immer mehr Passagiere habe Notbooks, I-pads, I-phones etc dabei und kreieren ihr eigenes Programm. „Irgendwann wird das IFE komplett anderes sein als heute. Die Hardware wird es dann ermöglichen an Bord die eigenen Filme zu spielen“. Bereits heute sind ja USB-Sticks möglich die eigenen Daten in das IFE einer Airline zu transferieren. Als französische Airline spielt Essen und Trinken eine wichtige Rolle. „Es ist eine unserer wichtigsten Prioritäten. Wir wechseln alle zwei Wochen das Menü an Bord. Gerade für Vielflieger eine Besonderheit“. Zahlreiche Mitbewerber tauschen die Speisekarte monatlich oder noch weniger aus. Alle sechs Monate wird ein neuer Welt-Klasse Koch für die Air France Menüauswahl engagiert.
Air France, welche sich einen massiven Sparkurs unterziehen muss, betont, dieses aber nicht beim Kundenservice zu tun. Im Gegenteil, dem Kunden wenn möglich noch mehr zu bieten. Natürlich, es wird weiterhin geprüft, auf welchen Strecken etwa die First Class noch immer Sinn macht oder nicht. Denn das Aufkommen in der teuersten Luxusklasse bleibt zum Teil zurück. Schließlich wird die Konkurrenz aus der Golf Region oder dem Fernen Osten nicht müde immer neue Standards zu setzen. „Ich glaube, wir sind in der Position, mit diesen Airlines mithalten zu können. Dennoch müssen wir versuchen, diese wenn möglich zu übertreffen. Eines unserer Ziele ist es, zu den bevorzugten Fluglinien der Welt zu zählen“, so Gaudeau zur Service-Philosophie.
Kurt Hofmann
(Juli 2012)