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New York ist auch nach der Pandemie eine Stadt der Superlative:

Besucher klettern auf Wolkenkratzern dem Himmel entgegen. Der Inselpark Little Island und Governor’s Island lassen Manhattan in die Länge und Breite wachsen.

30 HUDSON YARDS
Die Adresse, um über der Stadt zu schweben

Den Sicherheitsgurt gut zugezurrt, und auf geht’s! Über 161 Stufen arbeiten sich ein paar Wagemutige in einem Winkel von 45° hinauf bis kurz vor die Spitze des Wolkenkratzers 30 Hudson Yards. In diesen Höhen wird die Luft schon dünner. Ein etwas blass dreinblickender Mann im blauen Sicherheitsanzug tastet sich an den Rand der Plattform vor und blickt in die schwindelerregende Tiefe. „Mach den Superman,“ ruft ihm einer der Guides von „City Climb“ zu. Hat er die Chuzpe, sich in 335 m Höhe über das Häusermeer von Manhattan zu beugen?
Kurz greift er an seinen Bauchgurt. Angeblich reißt der erst ab einem Gewicht von 5.000 Kilo. Und dann der magische Moment: Für ein paar Sekunden trotzt der Klettermaxe dem freien Fall und verwandelt sich mit einem lauten Schrei in ein menschliches Victory-Zeichen. Superman, Batman und Spiderman – allesamt Bewohner von New York – hätten ihre Freude an der weltweit ersten Wolkenkratzerbesteigung für Normalsterbliche. 185 Dollar sind für den Nervenkitzel zu berappen.
Zur Belohnung bekommen die Möchtegern-Super-Heroes in höchsten Höhen ein Gläschen Champagner, mit freier Sicht bis nach Pennsylvania und Connecticut.
In Richtung Downtown Manhattan könnten sie auch den Inselpark „Little Island“ erblicken. Von den Hudson Yards erreicht man ihn bequem zu Fuß über die begrünte Highline. Fashion-Designerin Diane von Fürstenberg und ihr Ehemann, der Medienmogul Barry Diller, spendeten 260 Millionen Dollar, um am früheren Pier 55 auf der West 13th und 14th Street den Inselpark entstehen zu lassen. Ins Flussbett des Hudson wurden zu diesem Zweck 280 Betonpfeiler getrieben, auf denen 132 tulpenförmige Strukturen wachsen. Little Island ist so populär, dass man sich auf der Website anmelden muss, wenn man den Park über dem Wasser nach 12 Uhr mittags besuchen will. Wenn er in voller Blüte steht, wandern die Besucher durch einen urbanen Dschungel, der gelb, golden, lavendelfarben und violett in der Sonne leuchtet.
Aber auch die Kultur hat auf „Little Island“ reichen Nährboden gefunden. Im Sommer 2023 greifen Künstler wie der Trump-Parodist James Austin Johnson oder der Broadway-Star Tonya Pinkins im Amphitheater zum Mikrofon. Und das alles gratis.

LITTLE ISLAND
Die grüne Oase im Hudson wurde auf 280 Betonpfeilern errichtet.

Tanzend durch New York City
Manhattan wächst aber nicht nur im Westen, es dehnt sich auch in Richtung Süden aus: Seit einigen Jahren zieht es New Yorker und Besucher aus aller Welt auch auf die verkehrs-befreite Governors Island, das größte Freizeitareal nach dem Central Park. Hier wandern Erholungsbedürftige über weite Wiesen, bewundern zeitgenössische Kunstinstallationen, mieten sich Fahrräder oder besuchen ein Bienenrefugium. Der mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete österreichische Küchenchef Edi Frauneder eröffnete hier seinen Streetfood-Stand „Taco Vista“, wo er an guten Tagen bis zu 12.000 Hungrige versorgt. Sein Erfolgsrezept: hausgemachte Maistortillas, langsam gekochtes Fleisch oder kurz gebratener Fisch und dazu die passende Salsa. Besonders ins Schwitzen gerät Chef Frauneder im August. Da steigt auf Governors Island die große „Jazz Age Lawn Party“. Dann tanzen Damen in Seidenkleidern mit Herren im weißen Leinenanzug und mit Strohhut den Charleston. Ein paar Wagemutige in langen Badehosen werfen sich sogar ins Wasser. Zum Glück herrscht 2023 keine Prohibition. Gin & Tonic dürfen in Strömen fließen.

JAZZ AGE LAWN PARTY
Hommage an die „Roaring Twenties“ auf Governors Island

Die wildeste Party der Stadt steigt jedoch in der „Höllenküche“, dem Stadtteil Hells Kitchen. Und das sogar in einem Nobelrestaurant! „Ha-Salon“, eine Erfindung des israelischen Restaurant-impresarios Eyal Shani, ist nur von Donnerstag- bis Samstagabend geöffnet. Die erste Runde von Gästen von 18 bis 20 Uhr benimmt sich ja noch recht gesittet und genießt bei klassischer Musik ein feines Feigencarpaccio mit Gorgonzola oder Ribeye-Steak für 100 Dollar. Sobald sie das eklektisch eingerichtete Lokal verlassen haben, geht es ausgelassener zu. Die Playlist wechselt zu R&B, Hip-Hop und Pop-Musik von ABBA bis zu Ariana Grande. Man plaudert angeregt miteinander und teilt sich einen schallplattengroßen Bagel mit Krabbenfleisch und eine 3.5 Meter lange Pici-Nudel mit Salbeisauce. Um 22 Uhr rattern schließlich die Rollläden runter, das Geschirr wird weggeräumt und die Musik lauter gedreht. Die Gäste springen auf die Tische und tanzen, was das Zeug hält. „Denke nicht an morgen“, lautet das Motto, ganz wie in Tel Aviv. Die Gäste verbrüdern sich mit Köchen und Kellnern, die ebenfalls angeregt mittanzen. Nur wenn eine Handglocke läutet, hält das Personal kurz inne und eilt mit einer großen Wodkaflasche heran. Und schon zahlt irgendwer die nächste, nicht ganz billige Runde.
Der Kater lässt sich am nächsten Tag am besten mit einer klassischen New Yorker Spezialität auskurieren. Am Times Square, im Herzen der Stadt, serviert „Brooklyn Delicatessen“ den „jüdischen Schinken“, Pastrami, eine Rindfleischspezialität, die in einer Salzlake mit Muskat, Knoblauch, Nelkenpfeffer und Paprika gepökelt und in dünne Scheiben geschnitten wird. Küchenchef Daniel Angerer empfiehlt als Draufgabe noch einen echten New Yorker Cheesecake mit riesengroßen, süßen Erdbeeren.
Vom Times Square ist es nur ein Sprung zum neueröffneten Museum of Broadway. Besucher erleben hier die Geschichte des „Great White Way“ von seinen Anfängen im frühen 20. Jahrhundert bis zur heutigen Zeit. Und wieder tönen heiße Rhythmen durch den Raum – aus Musicals wie „Dreamgirls“ und „Hamilton“. Auch hier darf wieder getanzt werden!

HA-SALON
Die angesagteste Adresse für Dancing & Dining in Hells Kitchen



HOTELS

Ritz Carlton NoMad
Ritz Carlton goes hip: 2022 hat die edle Hotelmarke ein Haus im trendigen Flatiron District beim Bügeleisenhaus eröffnet. Von den Zimmern im 500 Mio. Dollar-Bau genießen Gäste einen herrlichen Blick auf das südliche Manhattan. In der riesigen Badewanne jedes Zimmers können Paare gemeinsam gemütlich entspannen. Nur im Room Service wird die köstliche Schokolade-Grand-Marnier-Torte serviert. Hinter dem von David Rockwell gestylten Restaurant „Zaytinya“ steht die Gastrolegende José Andrés, der mit seiner Charity-Organisation „World Central Kitchen“ Millionen von Mahlzeiten in Kriegsgebiete liefert. Im Ritz Carlton NoMad serviert er kreative mediterrane Gerichte wie Kibbeh aus Rindermark. Köstlichkeiten tischt er auch im Nubeluz auf, der angesagtesten Bar der Stadt im 50. Stock mit dem tollen Rundumblick.
www.ritzcarlton.com

SCHLAFEN MIT AUSSICHT...im The Ritz Carlton NoMad

Hotel Barrière
Fouquet‘s New York
In die Wohnung einer großbürgerlichen Pariser Familie aus den 1920er-Jahren zurückversetzt fühlt man sich als Gast im Barrière Fouquet’s. Nur dass man aus den Flügelfenstern nicht auf die Avenue Foch, sondern auf das Kopfsteinpflaster von Tribeca blickt. Ein Hauch von Paris weht auch durch die Brasserie Fouquet‘s, wo Michelin-Chef Pierre Gagnaire Soupe à l’Oignon, Escargots und Éclairs serviert. Einen herrlichen Blick auf den Hudson genießt man von der riesigen Terrasse des Grand Appartements. Im Spa stehen ein Hydrotherapiepool sowie Sauna und Hammam zur Verfügung. Das Kino wird besonders während des Tribeca Film Festivals genutzt.
www.hotelsbarriere.com

BARRIÈRE FOUQUET‘S – Ein Hauch Paris im Flatiron District

Aman New York
Als perfekter Ruhepol im hektischen Treiben New Yorks fungiert das Aman auf der Fifth Avenue. Das Erdgeschoss tarnt sich als undefinierbarer Lobbybereich. Von hier geht es zu den öffentlichen Räumen im ersten Stock, die durch ihr elegantes Understatement überzeugen. Obwohl das Hotel gegenüber dem Luxuskaufhaus Bergdorf Goodman auf der 57th Street gelegen ist, dringt kein Autolärm in den Saal mit seinen offenen Kaminen. Geschmackvolles, minimales Design herrscht auch in den Zimmern und Suiten vor, die in Braun-, Grün- und Goldtönen gehalten sind. Die Restaurants „Arva“ und „Nama“ tischen die feinsten Delikatessen aus Italien und Japan auf. Im fast 2300 m2 großen Spa können sich Gäste in Infrarotsaunas und Kältekammern einer Verjüngungskur unterziehen.
www.aman.com

DESIGN-OASE – Aman Hotel New York



RESTAURANTS

Mary Lane
Ein gediegenes „Neighborhood“-Lokal ist das „Mary Lane“ im romantischen West Village. Stammgäste lassen sich hier taufrische Zutaten aus dem Hudson Valley gut schmecken. Auf den Hamachi Crudo kommen gegrillte Avocados, Pomelo, Moosbeeren und Kaviar aus Fingerlimetten. Die Süßkartoffel-Trüffelricotta-Lasagne mit Maitake-Pilzen und Grünkohl zeigt, welch hohen kulinarischen Standard vegetarische Gerichte erreichen können.
„Mary Lane“ heißt eine gelbe Feige mit einem fast samenlosen, marmeladeartigen Fruchtkern. Sie findet Eingang in einen potenten Negroni. Auf keinen Fall entgehen lassen sollte man sich den Mandel-Olivenölkuchen, der das herbe Öl dessertfähig macht.
www.themarylanenyc.com

Semma
Endlich ist die feine indische Küche in New York auf Londoner Niveau angekommen! Die jungen Unternehmer Roni Mazumdar und Chintan Pandya erobern seit 5 Jahren die New Yorker Restaurantszene und haben 2022 einen James Beard Award, den Gastro-Oscar, eingeheimst. Ihr „Semma“ liegt auf der mit vielen hippen Restaurants gesegneten Greenwich Avenue. Hier steht die Küche des südindischen Staates Tamil Nadu auf dem Programm. Küchenchef Vijay Kumar serviert Schnecken in einer Ingwer-Tamarindensauce mit hauchzarten Dosa-Pfannkuchen. Der Hummer schwimmt hingegen in einer Senf- und Kurkuma-Kokos-Sauce. In das mit Garam Masala und Minze angereicherte Reisgericht Biryani kommt Ziegenfleisch. Dazu gönnt man sich am besten einen „Semma Sour“ – Hibiskusgin verfeinert mit Kardamon, Zitrone undAngosturabitter.
www.semmanyc.com

Avra Rockefeller Center
Unweit des Rockefeller Centers sperrte letztes Jahr eine weitere Filiale des Edelgriechen „Avra“ auf. Über-Designer David Rockwell gestaltete das helle, fast vollkommen verglaste Ambiente, in das große Grünpflanzen einen Hauch von Natur bringen. Unbemalte Tonvasen erinnern an die Antike. Avra versteht sich auf Fische: Pompano und Barbounia werden mit ein paar Tropfen hauseigenem Olivenöl serviert. Das American Wagyu Ribeye verzehrt man am besten mit gegrillten Pilzen, Spanakorizo, Spinat und Reis. Kirschkernmuscheln von der Raw Bar isst man nur in New York so gut. Gäste können unter 600 erlesenen griechischen Weinen wählen.
www.theavragroup.com

Dagon
Das levantinische Restaurant „Dagon“ sperrte während der Pandemie auf und behauptet sich seitdem erfolgreich. Küchenchef Ari Bozovka ließ sich von seiner israelischen Großmutter inspirieren. Shishbarak-Teigtäschchen füllt er mit Pilzen und serviert sie auf einer Joghurtsauce mit Pinienkernen. Seine Lammzigarren hüllt er in frittierten Kartoffelteig, während die gehackte Hühnerleber mit Senfkörnern, Dattel-sirup, knusprigen Schalotten und der Gewürzmischung Baharat verfeinert wird. In das Leibgericht der New Yorker, Matzo Ball Soup, mischt er Entenstücke.
www.dagon.com

Shmoné
Eyal Shani, einer der wichtigsten Innovatoren der „Israeli cuisine“, betreibt 19 Restaurants in seiner Heimat und 21 weitere im Rest der Welt. Im „Shmoné“, seinem neuesten Fine-Dining-Restaurant in New York, serviert er Spanische Makrele mit Rote-Bete-Parfüm und Seeteufel mit Osetra-Kaviar. Die beeindruckende Cocktailliste hebt die Vorzüge von Absinth hervor.
www.shmonenyc.com

Text: Dr.in Karin Hanta

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