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Eine nachhaltige Luxusoase mitten in Afrikas Wildnis

Dereck Joubert hat gemeinsam mit seiner Frau Beverly die Great Plains Conservation Camps in Botswana, Kenia und Simbabwe gegründet. Das einzigartige Konzept kombiniert Luxustourismus mit Nachhaltigkeit und Tierschutz.



Die weltweite Pandemie war ein Reset für die gesamte Reisebranche. Mit welchen neuen Plänen gehen Sie jetzt an den Start?

Wir haben so viele Pläne, die von der Pandemie nicht gestoppt wurden. Unser 25-Jahres-Plan für Naturschutz und den Community-Tourismus gilt auch weiterhin. Worauf wir uns im Moment konzentrieren müssen, sind vor allem die Großkatzen und andere Tiere, die einen großen Einfluss auf das Ökosystem haben. Sie müssen sofort geschützt werden! Längerfristig sind wir sehr daran interessiert, die Bildungsarbeit in unseren Communitys weiter auszubauen. Außerdem entwickeln wir ein Tourismuskonzept, das Touristen das Erlebnis Menschenaffen näherbringen soll. Es geht also um eine verhaltene Expansion.

Sie besitzen und betreiben mit Great Plains Conservation derzeit 13 Lodges in Kenia, Botswana und Simbabwe. Darunter ist auch das Tembo Plains Camp, das im August eröffnet wird. Warum haben Sie sich entschieden, Luxus-Design-Camps zu entwickeln – und was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Bevor wir Great Plains 2006 gegründet haben, gaben wir eine Studie bei der Duke University in Auftrag, um herauszufinden, wie es vor 15, zehn und fünf Jahren um die Großkatzenpopulationen stand und wie sie sich in den nächsten fünf, zehn und 15 Jahren weiterentwickeln könnte. Dann haben wir eine Karte der menschlichen Population darübergelegt, um die Engpässe in den lebenswichtigen Korridoren zu bestimmen und um kritische Wildtiergebiete zu identifizieren. In diesen Bereich haben wir investiert und werden es auch weiterhin tun. Um unser Vorhaben zu finanzieren, habe ich ein Modell für hochwertige Tourismus-einnahmen entworfen. Es basiert hauptsächlich darauf, die Umweltauswirkungen durch die Reisenden zu minimieren. Dann habe ich überlegt, wie ich die Einheimischen bestmöglich miteinbeziehen kann. So entstanden die Great Plains Models, die auf drei Arten von Campaufenthalten basieren: unserer Reserve Collection am oberen Ende, den Explorer Level Camps, die vor allem junge Menschen anziehen sollen, und die Expedition Camps. Jedes Jahr wird das Angebot nachjustiert und überprüft, um sicher zu sein, dass unser Konzept auch weiterhin stimmt.


© Beverly Joubert

Wann werden alle Camps wieder geöffnet haben und welche wichtigen Schritte und der Pandemie genutzt?

Wir haben die Eröff-nungen gestaffelt, zum Teil aufgrund der Nachfrage, aber auch um fünf unserer Camps neu zu bauen und zu renovieren. Wenn diese Bauarbeiten abgeschlossen sind, werden wir noch in diesem Sommer wiedereröffnen können. Während der Pandemie habe ich alle meine Hospitality-Mitarbeiter sofort für Naturschutzaufgaben eingesetzt. Wir brauchten schließlich keine Kellner, Fahrer und Guides, also haben wir die Rollen des Personals verändert, damit alle beschäftigt bleiben konnten. Wir brauchen diese Männer und Frauen vor Ort wirklich. Ohne sie werden wir alles verlieren. Es hat sich gezeigt, dass wir tatsächlich ein massives Wilderei-Problem als Folge der Pandemie haben und viele Parks zu kämpfen haben. Einige Reservate haben 80 Prozent ihrer Wildtiere in einem Jahr verloren. Deshalb haben wir das Programm „Project Ranger“ gestartet, um Geld für Ranger zu sammeln, die in ganz Afrika arbeiten. In einem Jahr konnten wir etwa eine Million Dollar in neun Länder verteilen, und wir haben diese Bemühungen erweitert. 500 Dollar reichen für einen Ranger für einen Monat.

Sie haben kürzlich Ihre Fotos in einer internationalen Auktion verkauft, um Geld für Ihre Wildtierprojekte zu sammeln. Können Sie uns mehr über diese Projekte wie „Project Ranger“, „Rhinos without Borders“ und „Solar Mamas“ erzählen?

Sicher, wenn jemand ein Bild kauft, geht der Erlös beispielsweise an einen Ranger. Es ist also eine wunderbare Möglichkeit, jemanden direkt zu unterstützen und gleichzeitig ein Erinnerungsstück zu haben. „Solar Mamas“ ist ein Projekt, das wir mit dem Barefoot College in Indien durch führen. Wir haben neun Frauen für sechs Monate nach Indien geschickt, damit sie sich in Sachen Nachhaltigkeit weiterbilden. Dabei wurden von uns Frauen ausgewählt, die keinerlei klassische Ausbildung hatten. Sie kommen aus Gemeinden, in denen es keinen Strom gibt und die völlig isoliert leben. Für sie haben wir für rund 250.000 Dollar Solar Kits gekauft, die von den Frauen zu Hause installiert wurden. Ein „Lichtblick“ – im wahrsten Sinne des Wortes also … Und mit „Rhinos without Borders“ haben wir trotz der jüngsten Wilderei in Botswana einen recht spektakulären Erfolg verzeichnen können: Wir sind sehr stolz auf die Geburt von über 60 Babys von 87 erwachsenen Tieren, die wir umgesiedelt haben. Auch dieses Projekt wird fortgesetzt.

Erzählen Sie uns von den Hauptzielen der Great Plains Foundation und der Great Plains Conservation Academy.

Nashörner sind ein großer Schwerpunkt unserer Arbeit in der Great Plains Foundation, aber wir realisieren mit der Foundation auch erstaunliche Wiederaufforstungsprogramme, die dazu dienen, Gebiete wieder zu begrünen, die von Elefanten auf ihren Zügen durch die Landschaft in Mitleidenschaft gezogen wurden. Wir zählen im Moment über 10.000 Setzlinge vor Ort, die fast fertig zum Einpflanzen sind. Die Academy wurde hingegen eingerichtet, um eine Art „Bildungsbrücke“ zu schaffen. Schulabgänger können so in örtlichen Schulen auf die Universität vorbereitet werden. Viele stecken in einem Bildungsstrudel fest, weil die Dörfer zu weit von höheren Bildungseinrichtungen entfernt sind.

Alle reden gerade über Nachhaltigkeit bei Luxusreisen. Was ist Ihre Meinung dazu?

Wir setzten auf konsequente Nachhaltigkeit, seit wir 2006 angefangen haben. Wir verwenden wieder, wir recyceln, wir kaufen lokal ein und haben ein Team von Leuten, die sich mit neuen Technologien beschäftigen, um uns noch nachhaltiger zu machen. Wir führen jedes Jahr eine Prüfung für jeden Bereich in unserem Unternehmen durch – vom Transport über den Kraftstoffverbrauch bis hin zum CO2-Fußabdruck. Und wir machen auch Untersuchungen zur sozialen Gerechtigkeit. Wo es die Unternehmenskultur zulässt, befördern wir Frauen in Schlüsselpositionen. Mein oberes Management ist zu 57 Prozent weiblich, der Betrieb in Botswana zu 41 Prozent, und in unserer Zentrale arbeiten sogar 94 Prozent Frauen. Für ein Safari-Unternehmen und eine Naturschutzorganisation, die traditionell stark von Männern besetzt ist, ist das absolut außergewöhnlich. Deshalb bin ich auch sehr stolz auf diese Zahlen.

Welche Art von Erfahrung möchten Sie Ihren Besuchern als lebenslange Erinnerung bieten?

Hauptsächlich sind wir ein Naturschutz-Safari-Unternehmen – aber wir bieten natürlich auch tolle Lifestyle-Erlebnisse, die weit über das bloße Abhaken von gesehenen Tierarten auf der Gästewunschliste hinausgehen. Für uns geht es darum, das Bewusstsein für die Natur, den Naturschutz und die Umwelt zu schärfen und zu zeigen, dass ein gesunder Geist, ein gesunder Körper und eine gesunde Umwelt ganz eng miteinander verbunden sind. Sie können bei uns großartige Gourmeterfahrungen machen, auf Wunsch auch vegan, also rein pflanzenbasiert, was möglicherweise Ihre Lebensweise verändern wird. Sie können unseren eigenen destillierten Honigbusch-Botanik-Gin probieren. Sie können Tiere beobachten, zu Elefantengeräuschen – oder an manchen Orten sogar mit den echten Elefanten – meditieren und ihnen nahe sein. Sie werden bei uns erfahren, dass ein Drittel der Gewinne aus Ihrem Aufenthalt in den Naturschutz und ein Drittel in die Gemeinden fließt. Das ist lebensverändernd!


© Beverly Joubert


Wie lautet Ihre Definition von Wellness in Safari-Lodges, und wie integrieren Sie das Thema Spa in Ihre Lodges?

Wellness ist für uns nicht nur ein Raum mit Massagen. Denn die können auch in Ihrem Zimmer, draußen an Ihrem eigenen privaten Pool oder am Flussufer stattfinden. Für uns ist Wellness stattdessen ein ganzheitliches Angebot, bei dem wir auch gesunde Mahlzeiten, Säfte, Bewegung und Diskussionen mit den Chefköchen über gesunde Ernährung anbieten. Sie sollen uns mit einem anderen, besseren Gefühl verlassen und bereit sein, die beste Version Ihrer selbst zu sein.

Was erfüllt Sie mit dem größten Stolz?

Mitarbeiter heranzuziehen, die die DNA von Great Plains voll und ganz verstehen, sodass sie in die Gemeinden gehen und sie dort weiterverbreiten können. Nur durch vertrauenswürdige Worte werden wir in der Lage sein, Dinge zu verändern.

Können Sie mehr über die Zusammenarbeit mit Relais & Châteaux erzählen? Welche Ihrer Lodges gehören zu der exklusiven Vereinigung, und was bieten Sie dort an?

Wir lieben alles das, wofür die Vereinigung Relais & Châteaux steht: beste, aber auch verantwortungsvolle Küche, feinstes Serviceniveau, großartige sensorische Erlebnisse, aber auch die Möglichkeit, in einer Gruppe Werte zu teilen und sich als Gleichgesinnte wie in einer Familie gegenseitig zu helfen. Bei Relais & Châteaux fehlt es nie an Leidenschaft. Das ist der Grund, warum wir so viele unserer Anwesen in die Kollektion aufgenommen haben: Zarafa und jetzt Selinda, Duba Plains, Tembo Plains, die ol Donyo Lodge, Mara Plains und Mara Nyika – alle unsere Fünf-Sterne-Réserve-Collection-Camps eben.


© Beverly Joubert

Neben Abenteuern wie Helikopterflügen, in Lavahöhlen abtauchen, Mountainbiking, Kanu- und Mokoro-Ausflügen oder Safaris zu Pferd bieten Sie auch „Workation“-Stays in Ihren Lodges. Ist das Teil eines neuen Lifestyle-Konzepts im Tourismus?

Ich habe mich nie sonderlich wohl gefühlt mit Safaris, bei denen alle zwei Tagen das Camp gewechselt wird. Was kann man schon in zwei Tagen pro Standort erleben? Sicherlich werden Sie Tiere sehen, aber das können Sie auch in Disney’s Animal Kingdom. Aber was fühlen Sie, was erfahren Sie, welche Sinne werden aktiviert, wenn ein Leopard jagt oder ein Elefant sein Junges zur Welt bringt? Das sind die Dinge, über die Sie während einer zweitägigen Flash-Safari höchstens stolpern werden. Wirklich bedeutungsvolle Erfahrung machen Sie nur, wenn Sie alles verlangsamen und sich Zeit nehmen. Deshalb bieten wir unseren Gästen auch die Möglichkeit, länger zu bleiben, vielleicht sogar vom Camp aus arbeiten zu können und sich bei uns wie zuhause zu fühlen.

Was sind Ihre nächsten Pläne? Können Besucher damit rechnen, Sie persönlich in einer Ihrer Lodges zu treffen?

Wir bauen gerade in drei Ländern, also springen wir zwischen allen Destinationen hin und her. Ich verspreche meinen Gästen nie, selbst eine Safari zu führen. Aber wenn wir uns in einem unserer Camps aufhalten, sind wir oft Gastgeber beim Abendessen oder bei gemeinsamen Drinks. Denn wir lieben es, Gäste zu unterhalten und von ihnen zu erfahren, wie ihr Leben aussieht.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz auf der Welt und warum?

Ich liebe Duba Plains in Botswana, es ist normalerweise unsere Homebase. Das Mara-Ökosystem ist das ganze Jahr über spektakulär, und ich bin verliebt in unsere Plätze dort – Mara Plains, Mara Toto, Mara Expedition Camp und Mara Nyika. Okay, ich weiß, ich kann mich vielleicht nicht entscheiden: Aber ich mag auch die großen Elefantenherden um das Selinda Camp in Botswana, in ol Donyo in Kenia und in Tembo Plains in Simbabwe. Es ist eben etwas ganz Besonderes, in der Gesellschaft von zwei unglaublichen Naturgewalten zu sein: Elefanten und meiner Frau Beverly!



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