Business Class oder doch First? Vier oder niemals unter fünf Sterne? Was Luxus im Tourismus ist, darüber kann man trefflich streiten. Aktuell dreht sich diese Diskussion aber um ein ganz anderes Thema:

„In Zeiten von Corona ist das unbeschwerte Reisen an sich schon Luxus“, sagt Professor Dr. Heinz-Dieter Quack, Leiter des Kompetenzzentrums Tourismus des Bundes. „Das bleibt sicher auch im kommenden Jahr noch so, aber dann wird der Tourismus langsam wieder Fahrt aufnehmen.“ Kehren wir damit auch zum alten Luxusbegriff zurück? Nicht zwangsläufig, meint Professor Dr. Martin Lohmann, der als wissenschaftlicher Berater der Forschungsgemeinschaft Urlaub & Reisen e.V. jährlich die Reiseanalyse herausbringt: „Das Hauptmotiv einer Reise ist grundsätzlich die Erholung vom Alltagsstress. Aber ein Trend der letzten Jahre wird sich weiter verstärken: Insbesondere junge Luxusreisende wünschen sich mehr als fünf Sterne und Top-Service. Sie möchten unvergessliche Erlebnisse, besondere Begegnungen und einzigartige Momente mit nach Hause nehmen.“

Werden also die, die es sich leisten können, noch anspruchsvoller sein und noch genauer hinschauen, was sie buchen? Die Forscherin Anja Kirig vom Zukunftsinstitut sieht die Entwicklung so: „Nach der Coronakrise wird der Tourismus sich wieder mehr zu etwas entwickeln, das besonders und rar ist. Statt schnellem und schnell vergessenem Kick werden nun andere Qualitäten gesucht, die nachhaltige Eindrücke hinterlassen.“ Außerdem prognostiziert Kirig: „Ziele werden zudem bewusster und achtsamer gewählt, gerade von den etwas älteren Generationen. Sie werden ihre Entscheidungen auch davon abhängig machen, welche Garantien und Sicherheiten Tourismusanbieter gewährleisten.“

Hier sehen wir eine Chance für clevere touristische Anbieter, die einerseits das neue Sicherheitsbedürfnis von Reisende erfüllen. Andererseits aber vor allem mit Einfallsreichtum, Einfühlungsvermögen und Flexibilität ihre anspruchsvollen Kunden erreichen. Der Wunsch nach dem nachhaltigen Erlebnis einer Reise bleibt trotz Corona für viele unserer Leser und Leserinnen bestehen. Die Kunst wird es aber sein, Produkte anzubieten, die genau das erfüllen, und dabei die veränderte Situation durch Corona geschickt miteinzubeziehen. Es werden die Reiseberaterinnen und Reiseveranstalter positiv auffallen, die diesen Spagat am elegantesten in Szene setzen – vor allem bei der Zielgruppe der Reisenden mit gehobenen finanziellen Mitteln.