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Interview mit Lobster Experience-Mitgründerin Astrid Oberhummer

Kaum jemand kennt die Luxusreisebranche so gut wie sie: Lobster Experience-Mitgründerin Astrid Oberhummer ist seit über 25 Jahren erfolgreich in der Luxushotelindustrie tätig. In CC VIP gibt Sie eine profunde Einschätzung der Luxus-Travelbranche in Coronakrisen-Zeiten – zwischen Wunsch, Wirklichkeit und Vision.

Frau Oberhummer, die Reise-Industrie scheint gerade etwas aufzuatmen, und durch die Grenzöffnungen in Europa könnte wieder Leben in die Reiseplanung vieler Kunden kommen. Machen Ihre Hotel- und Reisebüropartner bereits diese Erfahrung? Gibt es Licht am Ende des Tunnels?
A. Oberhummer: Ja, absolut. Wir sprechen hier zwar noch nicht vom Sonnenschein am Ende des Tunnels, aber von ersten hellen Lichtstrahlen. Einige Endverbraucher schauen sich schon wieder um und suchen nach Reisemöglichkeiten für die anstehende Sommerferienzeit oder auch für den Herbst. Der Wille der Menschen zu reisen ist ungebrochen. Es kommt jetzt sehr darauf an, wie, wo und wann Reisebeschränkungen vernünftig aufgehoben werden können.

In den letzten Monaten hat auch die Tourismusbranche viele Erfahrungen mit digitalen Tools für Online-Meetings gesammelt. Sind diese Online-Meetings Ihrer Meinung nach eine gute Alternative zu analogen Gesprächen oder allenfalls eine Notlösung, wenn persönlicher Kontakt nicht möglich ist?
Ich finde, sie sind auf jeden Fall eine gute Ergänzung zu analogen Begegnungen. Sollte man sich nicht persönlich treffen können, schafft ein Online-Meeting wichtige Nähe unter allen Teilnehmern. Der Grund, warum ich darin aber kein Allheilmittel sehe, zumindest nicht für unsere Branche: Der Luxustourismus ist ein hoch emotionales Geschäft. Ohne Emotionen funktioniert es nicht, weder für Endkunden (Customer Journey), noch für den Reisedesigner (emotionaler Verkauf) oder den Hotelier (einzigartiges Produkt, Top-Service). Es ist für unsere Branche weiterhin essenziell, den persönlichen Kontakt zu pflegen, sich zu sehen, sich auszutauschen und auch gemeinsam Spaß zu haben. Das muss und wird es weiterhin geben!

Sie haben vor Jahren die erfolgreiche Luxusreisemesse loop entwickelt und bereits vor der Krise das digitale Format loop Online geplant, das Ende Juni an den Start geht. Wie ist hier die Resonanz der Hotel- und Reisebüropartner, und wer kann wie daran teilnehmen?
Da hatten wir anscheinend schon vor Corona den richtigen Riecher! Wir haben uns lange Gedanken dazu gemacht und letztendlich ein eigenes Tool programmieren lassen, um das loop-Format auch online optimal abbilden zu können.
Dahinter steht die Idee, Teilnehmern mit kleinerem Budget eine Tür zum loop-Netzwerk zu öffnen und unseren ganzjährigen Ansatz weiter zu stärken. Wie sich aktuell zeigt, bietet es derzeit auch eine Alternative für Treffen bei den geltenden Reiseverboten und Beschränkungen. Die Resonanz auf unsere erste Ausgabe ist sehr gut. Loop Online wird es künftig in jeder ersten Woche des neuen Monats geben, bis dato haben wir Termine bis September veröffentlicht. An der gewohnten loop-Qualität ändert sich nichts. Teilnehmen können Luxusreiseanbiete weltweit und Luxusreiseverkäufer aus den deutschsprachigen Ländern sowie aus den CEE-Märkten – und auch Medienschaffende.

Vorausgesetzt, das Corona-Virus kann eingedämmt werden: Wird es in Zukunft die „analoge“ loop weiterhin an verschiedenen Standorten im DACHRaum geben? Haben Sie schon geplant?
Das wird es absolut! Unsere nächste loop findet vom 15.-18. November 2020 im Interalpen-Hotel Tyrol statt, wie gewohnt mit 62 Terminen über drei Tage hinweg, den weltweit besten Luxusreiseprodukten und Verkäufern aus den deutschsprachigen Märkten. Zu den weiteren Formaten im November gehören die loop MICE, loop CEE und loop Media. 2021 geht es dann weiter mit der loop Spring in Wien vom 18.-21. April. Gefolgt von einem ganz neuen loop-Format: der loop reverse (21.-24. April 2021). Hier vereinen wir die besten Hotels und touristischen Anbieter aus dem Luxusreisesegment der deutschsprachigen Märkte mit Top-Verkäufern aus aller Welt.

Viele Airlines haben jetzt ihre Flugpläne veröffentlicht. Ihre Einschätzung: Wird sich das Reisegeschäft zumindest in Europa etwas erholen? Und wie schätzen Sie die Bereitschaft von Reisenden ein, eine Luxusfernreise für Herbst/Winter zu buchen?
Im Hier und Jetzt ist die Buchungssituation noch verhalten und kurzfristig. Das liegt aber auch daran, dass erst kürzlich das Reiseverbot für viele europäische Länder aufgehoben wurde. Für Herbst und Winter gibt es schon etliche Anfragen und Buchungen. Es zeigt sich klar, dass die Menschen nach einer so langen Durststrecke wieder in die Ferne möchten. Die Reisebüros, die ihre Stammkunden auch durch die Krise begleitet haben und für gute Kundenbindung gesorgt haben, sowie auch die Vertrauensverhältnisse zu ihren Leistungspartnern (Hotels ,etc.) in den jeweiligen Destinationen gestärkt haben, profitieren jetzt davon. Vertrauen ist das magische Wort.

Immer wieder fällt der Satz „Nach Corona wird nicht wie vor Corona sein“. Was heißt das Ihrer Meinung nach für die Reisebranche?
Wir haben alle in den letzten Wochen erlebt, dass eine Situation wie diese unsere Leben und Gewohnheiten verändert. Das gilt ausnahmslos für alle Bereiche des Lebens. Für die Reisebranche sehe ich vor allem Veränderungen im Reiseverhalten der Käufer. Vermutlich werden künftig andere Prioritäten gesetzt und neue Erwartungen formuliert werden. Für die Reiseanbieter wird sich dadurch ein neues Bild ergeben, angefangen von veränderten Konfigurationen in Flugzeugen, neuen Preismodellen bis hin zu Beschränkungen vor Ort in der Unterkunft. Die neuen Abstands- und Hygieneregeln werden die Urlaubsformen verändern.

Die Corona-Pandemie hat weltweit und in allen Bereichen zu vielen Tragödien geführt. Gibt es dennoch etwas, was Ihnen aus dieser Zeit positiv in Erinnerung bleiben wird?
Ich habe in den letzten Wochen und Monaten mein Ohr ganz dicht an unser Netzwerk gehalten und dabei neben verständlicher Wut, Hoffnungslosigkeit und Enttäuschung auch viele positive Momente erlebt. Zum Beispiel durch großen Zusammenhalt. Nicht jeder kann gegen diese Krise alleine ankämpfen, um sein Geschäft zu erhalten. Wir selbst haben eine Plattform für Reiseverkäufer gegründet – loop FACES – auf der wir wöchentlich ein Online-Meeting mit vier Gastrednern aus der Branche initiiert haben. Das viele gute Feedback hat uns gezeigt, dass Hoffnung, Mut, Gemeinschaft, aber natürlich auch wichtige Tipps von Profis uns allen weiterhelfen können. Zum anderen erlebe ich auch unendlich viel Kreativität, neue Energien und Modelle, die sich jetzt entwickeln und garantiert die Zukunft unserer Branche verändern werden. Das wird mir sicherlich in Erinnerung bleiben.

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