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Joan Miró in Bilbao, Gerhard Richter in Berlin und Pablo Picasso von Münster bis Madrid:

In diesem Frühjahr verleiten einzigartige Künstler zu einzigartigen Städtetrips. Wo da die nächste Reise hingehen soll? Unser Kunstkolumnist Jörg Bertram hätte da ein paar ganz besondere Tipps ...

Gerhard Richter in Berlin
Maler, Bildhauer, Fotograf – Gerhard Richter ist einer der bedeutendsten Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts. Und darüber hinaus ein ausgesprochen großzügiger Mensch. „Bildschöner“ Beweis: die 100 Werke, die der 91-jährige der Neuen Nationalgalerie für die nächsten drei Jahre überlassen hat! Zentrales Werk der Ausstellung ist der Zyklus „Birkenau“ aus dem Jahr 2014. Er basiert auf Fotografien aus dem gleichnamigen KZ, die vom Künstler auf Leinwand übertragen und dann so lange übermalt wurden, bis die Motive nicht mehr erkennbar waren. Beeindruckender lässt sich die Auseinandersetzung mit der (Nicht-)Darstellbarkeit des Holocaust kam ausdrücken. Darüber hinaus sind in „100 Werke für Berlin“ aber auch so ikonische Arbeiten wie „Besetztes Haus“, „6 Stehende Scheiben“ oder „4.900 Farben“ zu sehen. Eröffnung war im März diesen Jahres.
www.smb.museum

Erwin Wurm im Park
Der schönste Ort für einen sonnigen Frühlingstag? Ein englischer Landschaftspark! Mein absoluter Favorit befindet sich etwa 180 Meilen nördlich von London, ganz in der Nähe von Leeds. Was den geschichtsträchtigen Yorkshire Sculpture Park für mich so besonders macht? Der eklektische Mix aus jahrhundertealter Gartenkunst und modernen Skulpturen. Auf einem 200 ha großen Areal lassen sich hier nämlich nicht nur Hortensien und Rosen, sondern auch Werke von Henry Moore, Dennis Oppenheim oder Thomas J. Price bewundern. Ab dem 10. Juni wird auch der österreichische Künstler Erwin Wurm einen Teil des Parks mit neuen Skulpturen aus den Serien „Skins“ und „Avatar“ bespielen.
In seiner ersten Museumsausstellung in Großbritannien setzt sich der Erfinder der „One Minute Sculptures“ mit der Kleidung als zweite Haut auseinander.
www.ysp.org.uk

Frauenpower für Frankfurt:
Niki de Saint Phalle
Rund, bunt – und von einer vermeintlichen „Gefälligkeit“, hinter der sich die Brisanz oft erst auf den zweiten (oder dritten) Blick erschließt: Die Werke von Niki de Saint Phalle, Erschafferin der berühmten „Nana“-Figuren und Hauptvertreterin der europäischen Pop-Art, sind nicht nur ein Plädoyer für das Feminine, sondern hinterfragen stets auch gesellschaftliche Konventionen. Die Schirn Kunsthalle in Frankfurt zeigt noch bis zum 21. Mai 2023 rund 100 ihrer Werke, die sich auch mit Gewalt und Krieg, dem Recht auf Abtreibung oder der Stigmatisierung durch Aids auseinandersetzen.
www.schirn.de

Wien zeigt die großen Meister:innen der Druckkunst
Von Albrecht Dürer über Henri de Toulouse-Lautrec bis hin zu Kiki Smith oder Damien Hirst: In einer einzigartigen Schau präsentiert die Wiener Albertina einen Querschnitt durch die Geschichte der Druckgrafik – und das gleich an zwei Standorten. Während die „Great Masters of Printmaking“ im altehrwürdigen Ambiente des Haupthauses bei der Staatsoper zu sehen sind, widmet man sich gegenüber vom Wiener Musikverein, in der Albertina Modern, der „Revolution in Printmaking“. Beide Ausstellungen haben noch bis zum 14. Mai 2023 geöffnet.
www.albertina.com

Picasso weltweit
Guernica, die Friedenstaube, aber auch die kubistischen Frauenporträts und Stillleben: Wie kein anderer Künstler hat Pablo Picasso unseren Blick auf die moderne Kunst geprägt. Anlässlich seines 50. Todestages am 8. April 2023 erinnert eine Vielzahl hochkarätiger Ausstellungen an den Ausnahmekünstler. So zeigt das Nationalmuseum Picasso - Paris in der französischen Hauptstadt noch bis zum 6. August 2023 eine Schau unter dem Motto „La collection prend des couleurs“.
Sie wurde vom neuen Chefkurator des Hauses, dem britischen Modedesigner Paul Smith, erfrischend neu und absolut sehenswert in Szene gesetzt.
In Picassos Heimatland Spanien stehen insgesamt 14 Ausstellungen auf dem Programm. Zu den Highlights gehören „Picasso - El Greco“ im Madrider Prado (13. Juni bis 17. September 2023) oder „Picasso: Körper und Materie“ im Guggenheim-Museum Bilbao (ab 29. September 2023). Klein, fein – und ein bisschen unterschätzt – präsentiert sich das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster, das im Jubiläumsjahr die Ausstellung „Zum Zeigen geben“ präsentiert (noch bis zum 7. Mai 2023).
Auf der anderen Seite des Atlantiks widmet sich das Solomon R. Guggenheim Museum in New York den Anfängen des Künstlergenies. „Der junge Picasso in Paris“ ist dort vom 5. Mai bis 7. August 2023 zu sehen. Und noch weiter weg, im fernen Japan, konzentriert sich das eher unbekannte, aber absolut sehenswerte Yoku Moku Museum in Tokio mit seiner Ausstellung „Der moderne Touch“ auf Picassos Keramikarbeiten (noch bis zum 24. September 2023).
www.museepicasso.fr
www.museodelprado.es
www.guggenheim-bilbao.es
www.kunstmuseum-picasso-muenster.de
www.guggenheim.org
www.yokumokumuseum.com

AUSSERDEM SEHENSWERT …

AMSTERDAM
JOHANNES VERMEER: DAS GOLDENE ZEITALTER UND SEINE BERÜHMTEN MEISTER
(bis 04.06.23)
Rijksmuseum
www.rijksmuseum.nl
Gerade einmal 37 Werke hat Vermeer zeit seines Lebens erschaffen. 28 davon sind in dieser Jahrhundertausstellung zu sehen! Kein Wunder, dass der Run auf das Rijksmuseum riesig ist und derzeit alle Tickets ausverkauft sind. An längeren Öffnungszeiten wird aber schon gearbeitet.

DÜSSELDORF
JENNY HOLZER
(bis 06.08.23)
Kunstsammlung
Nordrhein-Westfalen
www.kunstsammlung.de
Berühmt wurde die US-amerikanische Konzept- und Installationskünstlerin Jenny Holzer mit ihren Schriftbändern und LED-Installationen, die häufig im öffentlichen Raum zu sehen waren.
In Düsseldorf stehen hingegen Holzers Gemälde, Poster und Steinarbeiten im Fokus.

NEW YORK
KARL LAGERFELD – A LINE OF BEAUTY
(05.05. – 16.07.23)
Metropolitan Museum
www.metmuseum.org
Vor vier Jahren verstarb das Kreativgenie Karl Lagerfeld. Im New Yorker Metropolitan Museum widmet man sich nun seiner Mode – von den Anfängen in den 1950er-Jahren bis zur letzten Kollektion von 2019. Die Ausstellungseröffnung findet übrigens im Rahmen der glamourösen Met Gala statt.

INNSBRUCK
SCHAURIG SCHÖN 2.0
(22.06 – 31.10.23)
Schloss Ambras
www.schlossambras-innsbruck.at
Lust auf eine „schaurig schöne“ Bergpartie? Dann ist das älteste Museum der Welt vielleicht genau der richtige Ort für einen Wochenendtrip. Ab Frühsommer werden hier düstere Kreationen, Dämonen und Mischwesen gezeigt, die sich mit der Bedeutung und Symbolik alter Mythen auseinandersetzen.

PARIS
MANET / DEGAS
Musée d‘Orsay
(bis 23.07.23)
www.musee-orsay.fr
Paris im Frühling ist ja immer eine Reise wert. Noch wertvoller wird der Trip, wenn man sich in diesem Jahr vor Ort im Musée d‘Orsay dieser Ausstellung widmet, die zwei Protagonisten der Malerei der 1860er- bis 1880er-Jahre gegenüberstellt.

AMSTERDAM
ARTZUID
(19.05. – 22.09.23)
Amsterdamer Südstadt
www.artzuid.nl
Fans großer Kunst-biennalen wird in diesem Jahr leider so gut wie nichts geboten. Rühmliche Ausnahme ist da die Artzuid, die auf einem 5 km langen Parcours durch die Amsterdamer Südstadt führt. Im öffentlichen Raum lassen sich hier rund 90 Skulpturen von Nicole Eisenmann, Sarah Lucas, Erwin Wurm, Jaume Plensa, Leiko Ikemura oder anderen zeitgenössischen Künstler:innen bewundern.

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