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In ein historisches Gebäude an der prestigeträchtigen Andrássy Avenue in Budapest ist vor kurzem ein W Hotel eingezogen, das eindrucksvoll mit der Dualität aus ungarischer Historie und modernem Lifestyle jongliert.
Text: Simone Dressler
Wow! Der überlebensgroße Buchstabe „W“ aus goldfarben schimmernder Metallstruktur, der vor dem ehrwürdigen Drechsler Palast gegenüber der Ungarischen Staatsoper prangt, ist für sich schon ein Hingucker, genauso wie das neoklassizistische Gebäude mit neugotischen Elementen, das auf den Betrachter von außen fast sakral wirkt. Im Inneren gelangt man zunächst in einen taghellen, mit Glas überdachten Innenhof, der mit moosgrün-samtbezogenen Loungemöbeln, Stuckaturen, Buntglasfenstern und einem mittig platzierten, schnörkellosen Gold-Brunnen die historische Atmosphäre konterkariert. Das historische Erbe des 1883 von Ödon Lechner erbauten Palazzos wurde von den Innenarchitekten Bowler James Brindley aus London und Bánáti + Hartvig aus Ungarn liebevoll bis ins kleinste Detail restauriert und mit modernen Akzenten, wie goldfarbenen Metallgeflechten, die sich in öffentlichen Bereichen und auch auf den Zimmern finden, kongenial ergänzt. Diese lichtdurchlässigen, „Second Skin“ genannten „Metal-Screens“ im Inneren des Palais Drechsler passen sich ganz natürlich der historischen Bausubstanz an und wirken höchst ästhetisch.
Mit 151 Zimmern und Suiten auf fünf Stockwerken ist das neue Hotel nicht unbedingt der Klasse der Boutique-Hotels zuzuordnen, und doch strahlt das Haus im Inneren eine große Intimität aus, die in den Zimmern an ein Boudoir erinnert. Die zentrale Begegnungsstätte ist neben der W Lounge im Innenhof das Nightingale by Beefbar-Restaurant, das sich mit „floor to ceiling“-Glastüren zu einer Terrasse vor dem Andrássy Boulevard öffnet und den Blick auf die gegenüberliegende Ungarische Staatsoper freigibt. Die im Restaurant angebotenen Speisen in den Kategorien Leaf, Beef und Reef – von der asiatischen Küche inspiriert und im Tapas-Style oder Rindfleischspezialitäten von Beefbar-typischer Qualität mit italienischer Note – sind an sich ein eklektisches Erlebnis, das im wahrsten Sinn des Wortes auf der Zunge zergeht. Kein Wunder, dass das Nightingale auch in großer Anzahl Budapester Locals anlockt, die sich in sagenhafter Lage und sehr stimmigem Ambiente mit Yakiniku-Steak aus Uruguay, Tataki Tagliata vom australischen Wagyu-Rind und Gelbschwanz-Sashimi mit Yuzu-Trüffel-Sauce oder erstklassigen ungarischen Weinen und kreativen Cocktails verwöhnen lassen möchten. Dass der Drechsler Palast unter anderem auch ein Ballett-Institut beherbergte, bevor er 15 lange Jahre leer stand, kann man von Gabor erfahren, der hier Ballettschüler war und heute an seine einstige Ausbildungsstätte in der Funktion eines Concierge zurückgekehrt ist. In perfektem Deutsch erzählt er seinen Gästen, dass die mal nach unten und mal nach oben geschwungenen, runden Lampenschirme im Nightingale-Restaurant an das wippende Tutu einer Ballerina erinnern sollen.
Spieglein, Spiel und Hollywood
Anspielungen auf die reiche ungarische Kultur lassen sich auch auf den Zimmern finden, wo schwarz-weiß verflieste Wände der im Land beliebten Tradition des Schachspiels huldigen und verspielte Badezimmerspiegel und Lampen eine Hommage an die ungarische Hollywood-Leinwandlegende Zsa Zsa Gabor darstellen. Die beeindruckende EWOW-Suite ganz ins Schwarz und die WOW-Suite ganz in Weiß gehalten, sollen an den weißen und den schwarzen Schwan aus dem Ballett Schwanensee erinnern. Das muss man natürlich nicht unbedingt wissen, um sich in einer der beiden großzügigen Suiten mit hochwertiger Ausstattung, Balkon und Blick auf die Oper auf 122 qm2 beziehungsweise 198 qm2 wohlzufühlen, aber das stringente Design-Narrativ des W Budapest macht einfach Spaß. Besonders auch in dem im Untergeschoß liegenden, beeindruckenden AWAY®-Spa, das durch ein Gänge-Labyrinth aus verspiegelten Wänden und Türen zu den kaum auffindbaren Behandlungsräumen führt. Optische Klarsicht bietet nur der mitten im Gewölbe liegende WET®-Pool: Ein Besuch, und sei es auch nur für eine kurze Behandlung aus dem „Quick Fix“-Spa-Menü für Nachteulen, ist unbedingt empfehlenswert. Dass diese verspielte Wellness-Oase vom weltberühmten ungarischen Illusionisten Harry Houdini inspiriert ist, kommt dem Spa-Gast wohl nicht sofort in den Sinn, aber spätestens beim „Illusionist“-Cocktail in der sich nebenan befindlichen Speakeasy-Bar „Society25“ wird man vom Barkeeper darüber aufgeklärt, dass Houdini sowohl dem Bar-, als auch dem Architekten-Team als Inspirationsquelle diente. Geschichte, Geschichten, Design- und Kultur-Narrative durchdringen dieses beeindruckende W Hotel, das eine neue Ära bei „W“ einläuten soll, in vielen Details. Wer bislang kein Freund der Marriott-Lifestylemarke war, könnte hier definitiv zu einem W-Fan werden.
www.whotels.com, www.marriott.com