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Ein Porträt zu Julia Harnischfeger

Julia Harnischfeger wurde im Februar 2020 zum Managing Director der UPARTMENTS Real Estate GmbH berufen. Zu ihren Aufgaben zählt die europaweite Leitung des Geschäftsbereichs Serviced Living unter der Marke JOYN.

Frau Harnischfeger, Sie sind seit mittlerweile fast einem Jahr in der Geschäftsführung der UPARTMENTS Real Estate GmbH tätig. Welche beruflichen Meilensteine haben Sie in den letzten Monaten gemeistert?
"Die Zeit seit Februar 2020 war durchaus eine Herausforderung für mich, für das Team und für die gesamte Tourismus- und Hotellerie-Branche. Aufgrund von Corona waren wir mit Themen konfrontiert, die für uns alle neu waren. Als beruflichen Meilenstein empfinde ich den Erfolg, dass wir keine Mitarbeiter:innen in Kurzarbeit schicken mussten und alle unsere JOYN Serviced Living Standorte geöffnet geblieben sind. Persönlich empfinde ich eine große Verantwortung, das Team und die Gäste physisch und auch emotional sicher und hoffentlich auch gesund durch die Krise zu führen. Das kostet Kraft, ist aber auch ein Erfolg. Ganz besondere Momente waren die Eröffnung des JOYN Zurich und JOYN Dusseldorf in 2021. Außerdem noch die Eröffnungen der Standorte Köln und Wien unserer Marken YOUNIQ und LINKED LIVING im Bereich des studentischen Wohnen. Darauf sind wir sehr stolz. Das Team hat super Arbeit geleistet und trotz Homeoffice und Lockdown viele Erfolge erzielt."

In Ihren Geschäftsbereich fällt europaweites Serviced Living unter der Marke JOYN. Das Unternehmen betreibt Micro-Wohnungen für Geschäftsreisende. Wie unterscheidet sich der Geschäftsreisende vom Ferienreisenden? Welche Bedürfnisse hat er, die der Urlauber nicht hat?
"Unabhängigkeit, Eigenständigkeit und sich zuhause fühlen sind wichtige Kriterien für alle die unterwegs sind. Bei JOYN nennen wir unsere Zielgruppe die „Generation Unterwegs“, da spielt es keine Rolle, ob der Gast auf Geschäftsreise oder Wochenend-Trip ist. Natürlich gibt es Unterschiede, aber Gäste bei JOYN Serviced Living wollen Privatsphäre und Community, das widerspricht sich nicht. Im Apartment haben Gäste ihren eigenen Platz, können sich versorgen und fühlen sich zuhause. In den Community Lounges trifft man Gleichgesinnte, kommt ins Gespräch, lernt sich kennen. Da ist es egal ob man beruflich reist, mehrere Wochen ein Projekt leitet oder für ein paar Tage eine Stadt erkundet. Gäste kommen aus ganz unterschiedlichen Gründen in ein JOYN. Wir nennen das Wohnen auf Zeit."

Was sind die Vorteile einer Micro-Wohnung gegenüber eines Hotelzimmers oder einer regulären Wohnung?
"Serviced Apartments ist ein „Zwischending“ zwischen Hotel und Wohnen. Im Vergleich zum Hotel besteht der Vorteil ganz klar in der Möglichkeit sich selbst zu versorgen. Die in jedem Apartment eingebaute Kitchenette trägt einen großen Teil dazu bei. Im Vergleich zum Wohnen hat der Gast den Vorteil der Services und der Community. Bei JOYN bieten wir eine Washing Lounge und das Host Team steht mit Rat und Tat den Gästen zur Seite. Für alle, die neu in einer Stadt sind, fühlt sich JOYN wie ein Zuhause auf Zeit an. Im Hotel zahlt man für viele Services, welche die meisten Gäste nicht nutzen. Bei JOYN hat man alles was man braucht. Nachhaltigkeit ist unseren Gästen wichtig. Dazu gehört auch Dinge nicht zu verschwenden und beispielsweise mit der Reinigung im Sieben-Tage- Zyklus wunderbar klarzukommen."


Sie bringen mehr als 15 Jahre Erfahrung in der internationalen Hotellerie mit. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
"Kooperativ, lösungsorientiert, passioniert."

Immer noch gibt es sehr wenige Frauen als Führungskräfte in der Hospitality-Industrie. Was denken Sie, woran das liegt?
"Ich kenne viele inspirierende Frauen in Führungspositionen in der Hospitality-Industry. So wenige sind das gar nicht. Dennoch gibt es die Zeitspanne in der beruflichen Entwicklung in der Familie und Schichtbetrieb im Hotel nur schwer zu vereinbaren sind. Viele Frauen verlassen dann den Hospitality Bereich. In unserem Team bieten wir Teilzeitmodelle an, flexible Arbeitszeiten und seit neustem auch Mobile Working. Nicht nur für Frauen, sondern für alle, egal wie das Lebensmodell aussieht, möchten wir kreative Lösungen finden. Die Mitarbeiter:innen geben uns dafür viel Loyalität und Engagement zurück."

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen, mit denen sich die Hospitality-Industrie künftig konfrontiert sehen wird – abgesehen von Corona?
"Mitarbeiter:innen finden, entwickeln und binden. Für mich ist es das Thema unserer Zeit – jetzt und in Zukunft."

Was gibt Ihnen Kraft für den Berufsalltag?
"Zu sehen, wie sich mein Team weiterentwickelt motiviert mich. Auch die individuelle Weiterentwicklung von Einzelnen finde ich immer wieder inspirierend. Das macht Spaß. Kraft ziehe ich natürlich auch aus guten Gesprächen mit Freunden, Familie und Kollegen. Es geht immer weiter, auch wenn es mal holprig ist. Unsere Gäste vernetzen sich in der Community durch interessante Kontakte mit anderen Gästen. Oft erzählen sie uns, dass ihnen das Kraft und Energie gibt, besonders wenn sie neu ankommen und noch fremd in einer Stadt sind."

Eine Ihrer Aufgaben ist das Change Management. In welche Richtung entwickelt sich das Serviced Living?
"Serviced Apartments haben in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt und sind immer beliebter geworden. Das sieht man auch am wachsenden Angebot im Markt. Corona hat der Branche nochmal einen Schub verliehen, da es in der Zeit nicht anders ging. Restaurants waren geschlossen und diejenigen, die unterwegs waren, haben sich selbst versorgen müssen. Die Entwicklung geht aber über das Serviced Living hinaus. Das gesamte Microliving Segment wächst weiter. Dies beinhaltet Serviced Apartments, Co-Living, Student Living und in Zukunft auch noch mehr Senior / Assisted Living. In zwei der Bereiche sind wir bereits vertreten und können uns vorstellen, weitere Segmente zu entwickeln. Wir sehen uns als Microliving Betreiber und Experte. Das ist extrem spannend."

Das Interview führte Claudia Hilmbauer

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