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Wir möchten puren Luxus bieten

Das Jumeirah Hotels & Resorts-Portfolio umfasst mittlerweile 24 Hotels & Resorts, 13 in den Vereinigten arabischen Emiraten und 11 in den GCC-Ländern, Europa und Asien. CEO José Silva sprach mit CC-Chefredakteurin Simone Dressler über die Herausforderungen der Pandemie, das Prinzip Nachhaltigkeit, über globale Expansion und wie er die Marke Jumeirah als eine der weltweit führenden Luxushotel-Gruppen positionieren möchte.

Herr Silva, es sieht so aus, als ob sich die Reisewelt – insbesondere im Luxussektor – langsam von der Pandemie erholt. Was waren die größten Herausforderungen?

José Silva: Wir waren generell in einer privilegierten Lage. Ein paar Maßnahmen haben wir von Anfang an richtig gesetzt. Als Erstes haben wir unsere Betriebsabläufe und Kosten rekalibriert. Die weltweite Pandemie war die größte Umwälzung, die die globale Reisebranche je erlebt hat. Die Belegungsraten vieler Hotels die weltweit noch geöffnet waren, fielen in den einstelligen Bereich, und da das Ende der Krise nur begrenzt absehbar war, mussten die Unternehmen ihr Angebot und ihr Geschäfts-
modell flexibel anpassen, um sich auf die neue Situation einzustellen.

Wie genau wurden die Geschäftsmodelle angepasst?

Wir haben uns sehr auf die Gesundheitsaspekte konzentriert, also auf Hygiene, Sicherheit und Schutz. Und tatsächlich wurde das Jumeirah Al Naseem in Dubai als weltweit erstes Hotel vom Inspektions-, und Klassifikations-Unternehmen Bureau Veritas als Covid-safe zertifiziert. Wir haben dieses Zertifikat gar nicht angestrebt, sondern instinktiv die Maßnahmen gesetzt, die während einer Pandemie eben notwendig sind. Sie erinnern sich: vor eineinhalb Jahren hatten die Menschen viele Ängste. Es war also ein großer Schritt für unsere Gäste, nach der Ausgangssperre direkt ins Restaurant eines Hotels zu gehen. Gleichzeitig haben wir die Entscheidung getroffen, dass wir trotz aller Herausforderungen weiter investieren und das Unternehmen weiterentwickeln wollen.Wir ahnten ja schon, dass das Virus nicht so schnell verschwinden würde. Deshalb entschied ich, dass wir proaktiv bleiben müssen.

Was hat die Jumeirah-Gruppe genau unternommen, um proaktiv zu sein?

Wir haben zunächst unsere bestehenden Investitionen fortgeführt. In London haben wir uns für die vollständige Renovierung des Carlton Tower Jumeirah im Stadtteil Knightsbridge engagiert. Außerdem wollten wir ein oder zwei Akquisitionen tätigen. Eine davon betraf ein Resort auf den Malediven. Im vierten Quartal 2020, als die Flugkorridore zwischen einigen Ländern wieder geöffnet wurden, nutzten wir die Gelegenheit, unsere Investitionspläne zügig umzusetzen und uns eine Immobilie auf den Malediven zu sichern, einem Reiseziel, das nach wie vor zu den beliebtesten der Welt gehört und sich während der Pandemie als sehr widerstandsfähig erwiesen hat. Das ist zum Teil auf die isolierte Lage der Inseln, aber auch auf die Durchsetzungskraft der Regierung zurückzuführen, die frühzeitig Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen durchgesetzt hat. Letzten Monat konnten wir den Erwerb des Hotels auf den Malediven schließlich bekannt gegeben.

Das Hotel wurde vor dem Erwerb durch Jumeirah von der Lux* Hotel Gruppe gemanaged?

Ja, so ist es. Die Resort-Insel hat eine exzellente Lage und ist mit dem Schnellboot vom Airport in nur 60 Minuten erreichbar. So etwas findet man auf den Malediven heutzutage nicht mehr so leicht. Seit dem 1. Oktober ist es bereits als Jumeirah Maldives Olhahali Island für Gäste geöffnet. Die Insel hatte aber leider noch nicht das, was ich „das besondere Erlebnismoment“ nenne. Um noch mehr außergewöhnliche Erlebnisse zu schaffen, haben wir hier zwei unserer preisgekrönten Restaurantkonzepte etabliert: Kayto mit seiner Nikkei-Küche und Shimmers, unser beliebtes griechisches Restaurantkonzept: Damit stellen wir dieses Signature Dining international zum ersten Mal im Jumeirah Maldives vor.

Generell gesehen: Wie gut sind die Jumeirah Hotels and Resorts in Dubai und in anderen Destinationen durch die Pandemie gekommen?

Ich bin der Meinung, dass Dubai sehr gut durch die Krise gekommen ist, weil die Regierung für die Bewältigung der Pandemie ein sehr nachhaltiges Konzept gehabt hat. Die Maßnahmen waren anfangs nicht sehr liberal, sondern eher streng, und das hat sich besser bewährt als die „Stop & Go“-Strategie anderer Länder. Ein weiterer Vorteil für Dubai ist natürlich, dass das Land nur einen kurzen Flug von Europa entfernt ist und außerdem eine hervorragende medizinische Versorgung bietet. Von der Tatsache, dass nur wenige
Menschen aus Europa Fernreisen machen konnten oder wollten, haben wir natürlich auch profitiert. Insgesamt sehen wir eine gute Erholung bei unseren Hotels in Dubai, und der Umsatz unserer Hotels in bester Strandlage nähert sich bereits den Werten von vor der Covid-Krise. Das hat es uns ermöglicht unsere europäischen Häuser zu unterstützen, bei denen die Herausforderung während der Pandemie deutlich höher lag.

Wird die Weltausstellung dem Tourismus in Dubai einen starken Impuls bringen?

Dubai ist ein Ort, der sich in den letzten 20 Jahren enorm weiterentwickelt hat und es immer wieder schafft zu überraschen. Ja, ich glaube, dass die Menschen neugierig darauf sind wie eine Expo in Dubai aussehen wird. Sie findet ja mitten in der Hochsaison von Oktober bis April statt. Deshalb bin ich sicher, dass sie den Menschen die sich nach Sonne und Strand sehnen, einen zusätzlichen Impuls liefern wird zu uns zu kommen.

Vor Jahren begann Jumeirah mit der Expansion in Europa und im asiatisch-pazifischen Raum. Sind Sie weiterhin auf der Suche nach neuen Standorten?

Natürlich. Wir haben, wie Sie schon wissen, gerade auf den Malediven investiert. Kurzfristig suchen wir auch weiter nach zusätzlichen Möglichkeiten in Asien. Hier werden wir demnächst ein Projekt in Bali und ein spektakulär designtes Hotel in Guangzhou eröffnen, wo wir Managementverträge haben. Jumeirah erkundet kontinuierlich neue Reiseziele in Asien, Nordamerika, dem Nahen Osten und Europa und konzentriert sich dabei auf die wichtigsten Destinationen, von Städtezielen bis hin zu Küsten und Bergresorts.

Sie sind 2018 zur Jumeirah-Gruppe gestoßen und haben begonnen, die Luxus-Kernwerte des Unternehmens neu zu definieren. Was sind Ihre Pläne, um die Jumeirah-Gruppe zu einer der führenden Luxushotelmarken zu machen?

Als ich als CEO bei Jumeirah anfing, haben wir das Capri Palace in Anacapri gekauft – ein einzigartiges, sehr charismatisches Haus mit einem Zwei-Michelin-Sterne-Restaurant und einem aufregenden Ein-Michelin-Stern-Restaurant direkt am Meer. Ein Hotel, das genau das repräsentiert, was die Marke Jumeirah sein möchte. Es erfüllt alle Kernwerte der drei Säulen von Jumeirah bei Service, Design und Gastronomie.

Das Capri Palace ist ja für sich allein schon eine Hotel-Ikone. Wie passt es ins Jumeirah-Portfolio?

Um noch einmal auf die Marke Jumeirah zurückzukommen: Wir sind mit etwas über 20 Jahren ein ziemlich junges Hospitality-Unternehmen, das zu Beginn mit eher großen Hotels auf den Standort Dubai konzentriert war. An einem 1,5 Kilometer langen Privatstrand haben wir anfangs fünf Hotels gebaut, die sich voneinander unterscheiden sollten, jedoch gleichzeitig die Werte der Marke Jumeirah vertreten haben. Zuerst das ikonische Burj Al Arab, das sehr opulent und sehr luxuriös ist. Ganz anders, das auf Familienurlaub spezialisierte Jumeirah Beach Hotel mit dem Wild Wadi Wasserpark, oder die Hotels Jumeirah Al Qasr mit arabischem Luxus und das Villenhotel Jumeirah Dar Al Masyaf. Und am Ende, was fehlte noch?
Ein Konferenzhotel. Also machten wir aus dem Jumeirah Mina A’Salam ein Hotel mit entsprechenden Kapazitäten. Auf dem Weg zur Globalisierung muss man sich jedoch entscheiden, was für eine Art von Unternehmen man eigentlich sein will. Das Capri Palace Jumeirah zum Beispiel bietet ein ultra-luxuriöses Erlebnis inmitten von Kunst und Kultur mit fesselnden Design-Nuancen.Wir wollen puren Luxus bieten, in allerbester Lage, ganz gleich für welche Destination wir uns entscheiden.

Lassen Sie uns über Kulinarik sprechen, denn Sie sind bekanntermaßen ein Foodie und waren von Anfang an darauf fokussiert, das F&B-Konzept zu optimieren …
Jumeirah unterstreicht die Bedeutung seines Restaurantangebots für die Hotelbranche, indem es in seine kulinarischen Talente investiert und die richtigen Rahmen- bedingungen schafft, um Innovationen zu fördern und neue Konzepte zu entwickeln, die mit den erfolgreichsten unabhängigen Restaurantmarken mithalten können. Die Gastronomie ist ein wesentlicher Bestandteil eines jeden Hotelaufenthaltes und wird daher immer mehr zu einem Schlüsselfaktor im Entscheidungsprozess der Gäste bei der Wahl ihres bevorzugten Hotels. Jumeirah konzentriert sich auf die Schaffung von Markenrestaurants, die mehr als nur Hotelrestaurants sind. Wir kreieren unvergessliche Kulinarikerlebnisse mit außergewöhnlichen Speisen in einer ansprechenden Umgebung. Unsere Gastronomiephilosophie sehen wir als unser Leitmotiv und Alleinstellungsmerkmal.

„Stay different“, der Slogan von Jumeirah klingt vielversprechend. Was genau bedeutet er ?

Wir wollen überraschen und Innovationen einführen, die man zuvor noch nicht gesehen hat. Zurzeit bauen wir ein Hotel in Dubai, das Marsa Al Arab heißen wird. Es befindet sich gegenüber dem Burj Al Arab und wird in zwei bis drei Jahren eröffnen. Es soll ein ikonisches Hotel werden, das die Türen zu einer neuen Ära von Luxushotels öffnen wird. Von außen hat das Hotel die Form eines Schiffes und die Zimmer werden 11 Meter weite Meerblickfronten und vier Meter hohe Decken bieten. Jedes Detail wird für dieses Hotel eigens zugeschnitten. Ich denke, dass wir mit dem Marsa Al Arab eine neue Stufe auf der internationalen Luxushotelskala betreten und ein vielbeachtetes Statement abgeben werden.

Sehen Sie mit Rückblick auf die Pandemie neue Trends in der Luxushotellerie?

Pandemien sind Schockwellen, die Trends beschleunigen können. Einer dieser Trends nennt sich „inklusiver Luxus“, was bedeutet, dass man ein breiteres Spektrum an Preisen anbietet. Zum Beispiel sollte ein teures Luxusrestaurant meiner Meinung nach auch einige Speisen um nur 40 oder 50 Dollar anbieten. Ich glaube, dass inklusiver Luxus sehr, sehr wichtig ist – sei es in den Restaurants oder bei den Zimmerkategorien. Weniger elitär zu sein und das Haus für mehr Menschen in der Gesellschaft zugänglich zu machen lautet das Motto. Luxusmarken, die einer breiteren Gesellschaft nicht zugänglich sind, werden meiner Meinung nach langfristig keine Zukunft haben.

Wird die wachsende Nachfrage nach Nachhaltigkeit in der Luxus-Reisebranche neue Hotelentwicklungen oder bestehende Objekte der Jumeirah-Gruppe beeinflussen?

Nachhaltig zu operieren ist nicht leicht, aber wir haben bereits ein paar erfolgreiche Initiativen gestartet. Z.B. als der Eigentümer unseres Hotels auf Saadiyat Island auf unseren Vorschlag eingegangen ist, das Hotel zu 100% frei von Einwegplastik zu gestalten. Bei Nachhaltigkeit geht es aber auch um das Ökosystem. Die Diskussion über die globale Erwärmung und den Klimawandel beherrscht die Medien, und nachhaltiges Reisen beeinflusst mehr und mehr die Wahl des Reiseziels der Gäste. Die ganze Hospitality-Branche befasst sich heute mit nachhaltigem Tourismus und ich glaube, dass dies in naher Zukunft ein Teil der Identität eines jeden Hotels sein wird. Neue Hotelentwicklungen werden sich an nachhaltiger Bauweise und Architektur orientieren. Ein großartiges Beispiel für nachhaltige Tourismus-Entwicklung zeigt übrigens ein neues Projekt am Roten Meer in Saudi-Arabien. Und natürlich gibt es noch viel mehr zu tun.

Was zum Beispiel?

Wie Sie wissen ist Nachhaltigkeit nicht immer komfortabel. Auf Saaddiyat Island testen wir beispielsweise gerade, Meer-
wasser vor Ort zu entsalzen. Übrigens, auch soziales Engagement ist für das Thema Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor. Wir betreiben in Dubai eine Schule und bilden dort junge Menschen zu Hoteliers aus. Es ist der Versuch, Wohlstand für alle zu ermöglichen. Eine nie endende Aufgabe, aber man muss jetzt einfach auch damit anfangen Maßnahmen in Richtung einer besseren sozialen Gemeinschaft zu setzen.

http://www.jumeirah.com


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