Neue Dimension in der First Class
Das sind die neuen Suiten der Allegris First Class
Lufthansa hat ihre ersten Airbus A350-Jets mit den neuen Suiten der Allegris First Class ausgestattet. Connoisseur Circle durfte als einer der ersten das neue Top-Angebot von München nach New York testen.
Mit vier Jahren Verspätung ging im Mai 2024 endlich die lang erwartete Lufthansa Allegris-Kabine in den neuesten Airbus A350-Jets an den Start. Wenn auch noch ohne die neuen First Class Suiten, die wegen Liefer- und Zulassungsproblemen noch später kamen. Seit Ende Januar 2025 sind sie nun in fünf Flugzeuge eingebaut und erstmals buchbar. Je zehn A350-900 und A350-1000 mit der neuen First sind ab Herbst 2026 bestätigt. Fest steht auch, dass erst ab 2027 alle 19 Boeing 747-8 die neue Allegris First enthalten. Die acht Airbus A380 sollen weiter mit der vorhandenen First-Kabine fliegen.
In München schreite ich über einen als Folie auf den Boden geklebten „roten Teppich“ zum First-Class-Check-in mit eigener Sicherheitskontrolle und bin nur wenige Minuten später auch schon durch die Passkontrolle. Eigentlich darf ich als First-Gast (der einzige) als Erster einsteigen, einige ungeduldige HONs schaffen es allerdings vor mir an Bord, es ist aber alles entspannt. Wir müssen enteist werden und starten 40 Minuten verspätet. Das Erste, was mir die Flugbegleiterinnen erklären: „Sie entscheiden heute, was Sie wann möchten.“ Das sogenannte „Dine on Demand“ ist inzwischen der Goldstandard beim Bordservice , auch in der Business Class einiger anderer Top-Airlines. Leider gibt es das bei Lufthansa nur in der First. Das Menü bietet standesgemäß viele Optionen, und da heute die gesamte First-Verpflegung nur für mich an Bord ist, bekomme ich auch viel zum Probieren gereicht. Üppig aufgefahren wird auf dem riesigen Klapptisch.
Los geht es mit Kaviar , ein wesentliches First-Unterscheidungsmerkmal. Kaviarlöffel gibt es nicht und auch keine Blinis. Das soll sich nach vielen Eingaben aber zum Sommer ändern. Die drei Vorspeisen danach sind exquisit, vor allem die vegetarische: geröstete Karotte mit Cajun-Gewürz, Nektarine und Cashew . Ich verkoste zwei von vier Hauptgerichten: das Duett von Zander und Kaisergranat mit Kartoffel-Lauchpüree und Mini-Fenchel ist eines der besten Fischgerichte, das ich je über den Wolken hatte. Die geschmorten Kalbsbäckchen an Trüffelravioli sind dann leider nicht ähnlich geschmacksintensiv. Die Weine variieren in der Güte stark – vom südafrikanischen Muratie Chardonnay (12 Euro im Einzelverkauf) bis hin zum 2016er Bordeaux La Tour Figeac (100 Euro). Alles sehr ordentlich, aber in First Class insgesamt trotzdem kein Angebot, für das Gourmets Umwege fliegen würden.
Die größte Enttäuschung ist die Bordunterhaltung. Ja, es gibt kabellose Sennheiser Bluetooth-Kopfhörer – nur was man damit hören und sehen kann, ist überall an Bord sehr begrenzt. Es wird anders als bei vielen Wettbewerbern kein Live-TV an Bord geboten und keine aktuelle Premiumware bei Filmen und Audio. Ich höre im Flug immer gern aktuelle Rock- und
Pop-Alben aus den Charts und lasse mich inspirieren. Bei Lufthansa nicht mal Taylor Swift. Ich habe das gesamte Angebot an Musikprogrammen gezählt – es sind 187. Zum Vergleich: Emirates hat allein über 3.500 Musikalben und Playlists an Bord.
Mit kuschligen Pyjamas und viel Platz bietet die First beste Schlafgelegenheiten. Die Sensation ist die Doppelsuite, in der sich wahlweise ein oder zwei Betten mit Matratzenauflagen und Bettzeug bauen lassen . Ich halte meinen Mittagsschlaf auf dem gemachten Doppelbett, mit 1,26 m Breite – das vermutlich größte am Himmel. Es gibt nicht mal eine Ritze zwischen beiden Betten, phänomenal. Ohne Fenster und wegen der hohen Wände kann man schon mal vergessen, wo man gerade ist, weil man eben nichts und niemanden hört oder sieht. In der Nachmittagssonne fliegen wir über die Hamptons Richtung JFK, wo wir nach genau achteinhalb Stunden landen. Und es geschieht ein kleines Wunder – im Terminal 1 steht absolut niemand an der Passkontrolle, ich bin innerhalb von Minuten eingereist und auf dem Weg nach Manhattan. Dank der besseren Kabinenluft in der A350 und der Großzügigkeit der Allegris First durchaus entspannter als nach anderen Transatlantikflügen.
Mein Fazit: Lufthansa ist mit der Allegris First ein stimmiges, hochwertiges Produkt gelungen, allerdings ist sie damit sehr spät dran. Singapore Airlines hat etwas Vergleichbares seit 2017 in ihren A380 im Angebot und bringt schon 2027 die nächste Generation heraus. Leider wird es auch noch Jahre dauern, vermutlich bis 2028, bis die Allegris First bei Lufthansa auf allen dafür vorgesehenen Flugzeugen verfügbar ist.
LUFTHANSA ALLEGRIS FIRST CLASS
■ LOUNGE
In der edlen First Class Lounge im Satellitenterminal mit weitem Blick über das Vorfeld auf der Rückseite des Gebäudes kümmert sich extrem zuvorkommendes Personal um jeden Gast persönlich. Nachdem ich ungefrühstückt hier ankomme, genieße ich im Restaurant der Lounge Leckereien vom Buffet und à la carte. Besonders lecker ist der Avocado-Schwarzbrot-Toast mit Rührei. Was hier allerdings fehlt, sind gemütliche Rückzugsecken.
■ SITZPLATZ
Die neuen Lufthansa-Suiten sind verschwenderisch groß. Erstmals bietet die Lufthansa First Class nun Suiten mit 1,80 Meter hohen Schiebetüren sowie ebenso hohen Außenwänden – und damit auf Wunsch fast völlige Privatheit. Ich empfinde diese neue Abgeschiedenheit als wunderbar, auch wenn es auf langen Tagflügen manchen etwas einsam werden kann. Jede Suite hat einen Sitz (bzw. zwei in der Mitte) plus eine Ottomane gegenüber, wo sich erstmals auch die Rückenlehne neigen lässt. Hier kann ein Gast sitzen, und wenn Partner oder Kollegen in der Business reisen, dann dürfen die wohl auch mal vorbeikommen. Die Einzelsuiten haben 89 cm breite Sitze, die zu einem 2,05 m langen Bett werden. Der HD-Bildschirm misst 32 Zoll
(43 in der Doppelsuite) – alles sehr großzügig. Die Farbtöne sind dezent: grauer Teppich, schwarzes Sitzleder, graublaue Schiebetüren und Wände, innen mit schalldämmendem Alcantara bespannt. Jeder Platz verfügt über einen eigenen Garderobenschrank und ein Handgepäckfach am Boden, so hat man auf alles im Flug leichten Zugriff. Das Staufach unter der Armlehne fällt minimal aus, daher sind auch die Ablagemöglichkeiten für Tagesutensilien wie etwa Arbeitspapiere oder gar ein Buch spärlich. Das größte Versäumnis und mir unverständlich: Es gibt nirgends einen Ort, um seinen Laptop sicher, aber in Reichweite zu verstauen. Bedient werden die Haupt-Sitzfunktionen über die Knöpfe oberhalb der Armlehne. Oder in allen Feinheiten über das Tablet an der Wand, von wo sich die Sitze zum Beispiel sowohl heizen als auch kühlen lassen.
■ WLAN
Schnelles Internet an Bord (zumindest auf dem Flug nach New York) ist in der First Class gratis – und leider nur da. Seit dem aktuellen Sommerflugplan sind immerhin Messengerdienste in allen Klassen frei nutzbar.
■ VERFÜGBARKEIT
Im Frühjahr 2025 ist die neue Allegris First auf A350-Flügen von München nach Mumbai,
Bangalore, New York JFK, Chicago, San Francisco und Schanghai verfügbar. Für die neue First gibt es keinerlei Upgrademöglichkeiten, weder mit Geld noch mit Meilen, auch nicht für HON Circle-Mitglieder. Ein Ticket München – New York und zurück kostet an einem Beispieltermin Anfang März 2025 genau 13.163 Euro, beinahe das Doppelte des Business-Class-Tarifs.
www.lufthansa.com