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LAOS
 Laos mon Amour

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Vor 20 Jahren stand Laos bei Luxusreisenden nur selten auf der Bucket List. Inzwischen zählt das Land am Mekong, auch wegen der wachsenden Anzahl an bildschönen Hotels in ehemaligen Kolonialbauten, zu den absoluten Trenddestinationen.

Das also soll die Hauptstadt sein?! Wer in Vientiane aus dem Flughafen tritt und eine moderne, pulsierende Großstadt wie Hanoi oder Kuala Lumpur erwartet, wird enttäuscht sein. Oder freudig überrascht von der wohltuenden Beschaulichkeit, die hier selbst am Airport herrscht. Zwar erwartet uns auch hier das „Hallo, Taxi?“, doch es fällt viel weniger insistierend aus als etwa in Thailand. Die Art der Laoten erscheint sanftmütiger bis abwartend-freundlich, die Zahl der ankommenden Touristen ist überschaubar. Der fehlende Zugang zum Meer und die eher schlechte Infrastruktur haben dafür gesorgt, dass Laos bislang weitgehend vom Massentourismus verschont geblieben ist. Neben der drei Hauptstraßen durchzieht Vientiane ein Netz schmaler Gassen mit meist niedriger Bebauung. Kleine Cafés, Läden, Garküchen und Imbissstände mit Plastikstühlen drumherum, Massagesalons, Kolonialbauten mit bröckelndem Putz sowie alte Tempelanlagen säumen die Straßen. An den Schreinen stehen Blumen und Früchte als Opfergaben. Räucherstäbchenschwaden ziehen in den Himmel. Als Kontrast dazu präsentiert sich die ein paar Kilometer entfernt gelegene Promenade am Mekong als städtebaulicher Sündenfall aus grauem Asphalt und Beton. Ein Eindruck, der durch die mehr als einen Kilometer lange „Erste Freundschaftsbrücke“, die Laos mit Thailand verbindet, noch verstärkt wird. Von der Faszination und der Schönheit des legendären „Strom der Ströme“ ist hier nichts zu spüren. Dafür wird aber deutlich, dass die Laoten den Mekong tatsächlich als eine Art schwimmender „Highway“ nutzen. Nur wenige von ihnen besitzen schließlich ein Auto. Kurze Strecken fahren die meisten mit Mopeds oder Tuk-Tuks. Weitere Entfernungen werden, wenn möglich, bevorzugt auf dem Wasser zurückgelegt.

French Flair am Mekong
Das 210.000 Einwohner zählende Vientiane (ausgesprochen Vientschan) kann gleich mit drei „Must Sees“ aufwarten: Mit dem 45 Meter hohen That Luang Stupa, dessen Name übersetzt „große heilige Reliquie“ bedeutet und der als bedeutendstes Nationaldenkmal von Laos gilt. Mit der alten Tempelanlage Wat Si Saket, die eine prachtvolle Buddha-Sammlung beherbergt. Und mit dem Nachbau des französischen Triumphbogens, der uns an Laos französische Vergangenheit erinnert, die bis heute mit allen Sinnen spürbar ist. Noch immer sprechen viele Laoten besser Französisch als Englisch. Noch immer findet man an den Straßenecken Bäckereien mit Croissants und Baguettes. Und hinter einigen Kolonialstilfassaden befinden sich einige recht anständige französische Restaurants, die viele Thailänder über die Grenze locken, weil hier der feine Bordeauxwein sehr viel günstiger in die Gläser fließt. Angesichts der kolonialen Vorgeschichte empfiehlt sich besonders das Settha Palace Hotel als Unterkunft. Schon in den 30er- und 40er-Jahren war der Minipalast im Besitz einer französischen Hoteliersfamilie die angesagteste Adresse in Vientiane – und ein wahrer Magnet für wohlhabende Laoten sowie für Europäer, die sich ein wenig Luxus gönnen wollten. Daran hat sich auch nach der Wiedereröffnung 1999 nichts geändert. Im Settha Palace residieren bis heute die Staatsgäste, Popstars und Weitgereisten, die polierte Rosenholzfußböden, opulente Himmelbetten und ein schön angelegtes Schwimmbad inmitten eines kleinen Tropengartens zu schätzen wissen. Was hinzukommt: soviel Ambiente gibt es zum kleinen Preis! Und außerdem ist die Anzahl an luxuriösen Unterkünften in Laos Hauptstadt ohnehin recht überschaubar. Viele warten deshalb schon sehr gespannt auf die Eröffnung des The President Hotels im neoklassizistischen Gebäude der ehemaligen Handelspost, die aufgrund eines massiven Regierungsvetos jedoch erneut verschoben wurde. Seit dem Zusammenbruch des Ostblocks verfolgt die laotische Regierung einen Reformkurs, der ausländischen Unternehmen (vornehmlich aus China und Südkorea) die Türen weit öffnet. Die Demokratische Volksrepublik Laos erlebt derzeit zwar einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung mit Wachstumsraten von circa sieben Prozent, der Tourismus steckt aber noch in den Kinderschuhen und konzentriert sich fast nur auf den Norden, während der Süden gewaltig nachhinkt. Doch die Tage der Ruhe scheinen gezählt. Die blaublütige Gegenspielerin von Vientiane ist die alt-königliche Stadt Luang Prabang, deren Ruf, ein Stück unverfälschtes Südostasien zu sein, weit über Laos hinauseilt – besonders seit die Stadt 1995 Weltkulturerbe wurde. Wie eingerahmt liegt sie inmitten grüner Hügel, die durchzogen werden von den braunen Bändern des Mekong und des Nam Khan. Dazu kommen die alten Stelzenhäuser am Wasser, die stuckverzierten Kolonialvillen – und natürlich all die historischen Tempel und goldenen Stupas, die in der Sonne blitzen. Luang Prabang ist geprägt vom uralten Theravada-Buddhismus. Hier gibt es mehr Tempel als Hochhäuser. 32 an der Zahl, die in ihrer Perfektion in Rot und Gold, frisch renoviert, oder mit ihrem morbiden Charme für Mystik sorgen.

1.200 Mönche sorgen für friedliches Karma Besonders empfehlenswert ist eine frühmorgendliche Erkundung, wenn sich die vielen Mönche von den Einheimischen ihre Opferschalen mit Reis und Obst befüllen lassen, Kinder in adretten Uniformen zur Schule gehen, Touristen aus Übersee ihre ersten Croissants auf den Veranden der charmanten Gästehäuser verspeisen und die Hausfrauen mit Mekonggras-Wedeln vor ihren Türen kehren. Ein echtes Bilderbuchasien! Wir radeln zum Morgenmarkt, der mit so exotischen Waren wie Pythonfleisch, riesigen Mekong-Welsen oder Paradiesfrüchten weitaus authentischer und beschaulicher erscheint, als der Night Market, dessen Krimskrams meist aus China und Vietnam kommt. Noch herrscht – besonders im Viertel, wo die beiden Flüsse zusammenkommen – ein Hauch von magischer Ruhe und royaler Atmosphäre. Schließlich befanden sich hier auch die Paläste der königlichen Familie. Darüber hinaus haben sich viele Franzosen in kolonialen Zeiten hier niedergelassen und eindrucksvolle Prachtbauten errichtet. Nach dem Ende des Vietnamkriegs, von dem auch Laos stark betroffen war, und der Machtübernahme durch die Kommunisten, wurde der letzte laotische König mit seiner Familie in ein Umerziehungslager geschickt. Luang Prabang versank in einen Dornröschenschlaf, aus dem es bis heute noch nicht wirklich aufgewacht ist. Doch alsbald wird eine weitere Brücke nach Thailand auch hier für mehr Rummel und Menschen-massen sorgen. Außerdem werden eine neue Schnellstraße und die für 2019 erwartete Zugverbindung nach China die Stadt vermutlich unsanft aufschrecken und für einen rasanten Ausbau sorgen. Noch wehrt sich Luang Prabang aber erfolgreich gegen jede Veränderung – vom Fahrverbot für die ohrenbetäubenden Longtail-Boote innerhalb der Stadt, bis hin zur strikten Bauordnung, die moderne Häuser im historischen Stadtkern untersagt. Nur da und dort entstehen neue Hotels. Etwa das Rosewood Hotel in Golfplatznähe oder das brandneue Avani Luang Prabang. Seit 2009 befindet sich inmitten der Welt-kulturerbe-Stadt auch ein atemberaubendes Aman Hotel: Das Amantaka ist eine Welt für sich. Überwältigend luxuriös und puristisch zugleich, ist es der perfekte Ort, um die Flut an Eindrücken zu verdauen. Kontemplative Stille gibt den Ton an. Gewohnt wird in 15 Kolonialgebäuden, die sich über ein drei Hektar großes Gelände mit Eukalyptus-, Frangipani- und Calliandrabäumen verteilen. Die 24 Suiten, jede von ihnen größer als eine durchschnittliche Dreizimmerwohnung, bestechen durch ihr klares und schlichtes Design mit heimischen Möbeln aus rotbraunem Rosen- und Teakholz – ganz so, wie es im Norden von Laos Usance ist. Dazu kommen, als kolonialer Kontrast, schlammgrüne Fensterläden, hohe Decken, filigrane Lamellentüren, von feiner Baumwolle umrahmte Himmelbetten sowie herrlich altmodische Badewannen, die frei im Raum stehen. Ein ganz besonderer Platz ist unsere hinreißende Veranda und der kleine Innenhof mit eigenem Pool. Mehrmals am Tag werden die Suiten von unsichtbaren Geistern aufgeräumt und die gestärkten Leinenbademäntel gewechselt. Aber auch die Betreuung durch den General Manager verläuft hier noch ein bisschen liebe-voller als in anderen Amans.

Wo das Leben im Fluss ist Großes Kino bietet darüber hinaus eine abendliche Mekongfahrt mit dem Aman-Langboot: Während sich die letzten Sonnenstrahlen im Wasser spiegeln, cruisen wir durch eine traumhafte Wasserlandschaft und genießen bei einer Tasse Zitronengrastee das Treiben am und auf dem Fluss: Einsame Fischer, die ihre Netze zum Fischfang auswerfen. Bauern, die ihre Gemüsegärten bewässern und auf Bambusgestellen Flussalgen trocknen. Kinder, die auf Sandbänken Purzelbäume ins Wasser schlagen ... Es sind Bilder wie diese, die uns in eine andere Zeit und eine andere, längst vergessen geglaubte Welt entführen. Ein weiterer, unerlässlicher Tipp: der Aufstieg zum 150 Meter hohen Felsenhügel Phousi. Am besten sind die gefühlten 400 Stufen frühmorgens zu erklimmen, wenn die Hitze noch erträglich ist und der Morgendunst auf der Stadt und den Bergen liegt. Von Luang Prabang bietet sich auch ein kurzer Abstecher auf die savannenartige Hochebene der Tonkrüge an, wo 300 rätselhafte Gefäße mit bis zu einer Tonne Eigengewicht Fragen aufwerfen. Auf dem Weg dorthin passieren wir eine von Wasserfällen und Reisfeldern geprägte Landschaft, die vom Wandel im Land noch gänzlich unberührt scheint. Kein Wunder, denn Laos hat eine geringe Bevölkerungsdichte und man findet hier immer noch viele unentdeckte Dschungelgebiete sowie unzählige kleine Dörfer mit indigenen Einwohnern, die teils nur zu Fuß oder per Boot erreichbar sind.

Von Büffelhaut und Heuschrecken
Wer dieses unglaubliche Land besucht, sollte zudem unbedingt an einem Kochkurs teilnehmen. Einer der besten wird in der Belmond La Résidence Phou Vao, zwei Kilometer außerhalb von Luang Prabang, angeboten. Hier erklärt uns die Sous-Chefin nach einem gemeinsamen Besuch im Kräuter-garten nicht nur einiges über die laotischen Gewürze und Speisen, sondern auch, dass der Mörser das wichtigste Küchenutensil ist und die gestampften Jeow-Pasten Basis fast aller Gerichte sind. „Thailands Küche mag vielleicht ein wenig raffinierter sein, aber wer kann schon unseren Spezialitäten wie gerösteten Heuschrecken, gemahlener Büffelhaut, Mekonggras-Crackern oder angebrüteten Eiern widerstehen“, so Frau Sengchanh augenzwinkernd. „Aber keine Sorge, wir kochen hier nur Klassiker wie Khausoy, eine Reisnudelsuppe mit gehacktem Fleisch, Minze, Tomaten, scharfen Chillies und
Fischsauce, die für uns Laoten Leib- und Magenspeise zugleich ist.“ Übrigens hat sich die Résidence Phou Vao, eines der besten Häuser von ganz Laos, auch eine der spektakulärsten Locations ausgesucht: Dank der erhöhten Lage überblickt man nicht nur die grünen Bergkuppen, sondern auch die Altstadt und den berühmten Phousi Tempel. Ganz besonders aussichtsreich präsentiert sich die Veranda des Kolonialhauses, das den beschaulichen Lebensrhythmus und die lebendige Kultur dieses Landes, in dem Veränderung und Geschwindigkeit (noch) kaum Bedeutung haben, recht stilvoll widerspiegelt.

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