Mit einem breiten Lächeln präsentiert der gut gebräunte Künstler sein neuestes Werk am Strand der Copacabana. Das gesamte Maracanã-Stadion hat er nachgebaut. Aus zahllosen Sandkörnern und in einem Maßstab von 1:10.000. Ein paar Meter weiter formt ein anderer Beach-Künstler auf dem Bauch liegende Bikinischönheiten. Ihr rundes Hinterteil zieht naturgemäß alle Blicke auf sich. Beide Sandskulpturen rufen gängige Assoziationen hervor, die Besucher mit Rio de Janeiro in Verbindung bringen. Da wären einmal die schönen Frauen der Stadt, die sich im Tanga am Strand räkeln. Und natürlich Brasiliens berühmtestes Stadion, in dem Kicker von Pelé bis Neymar leichtfüßig den Ball ins Netz spielten.
Wer Rio de Janeiro kennenlernen will, wird jedoch bald herausfinden, dass sich die Stadt und der gesamte Bundesstaat nicht auf einige wenige Klischees beschränken. Viele der Favelas, die Armenviertel in den Bergen über der Stadt, wurden befriedet. Das heißt, sie wurden an das allgemeine Versorgungsnetz angeschlossen und stehen jetzt auch unter polizeilichem Schutz. Auch in der Stadt wurde die Kriminalität eingedämmt. Reisende sollten zwar nicht ihren teuersten Schmuck auf der Straße tragen, doch ist es nicht so, dass sie jeden Moment über die Schulter blicken müssen.
In der „Zona Sul“, den meerseitig gelegenen Stadtvierteln von Copacabana, Ipanema und Leblon, tummeln sich Menschen auf der acht Kilometer langen Strandpromenade bis in den späten Abend. Viele Bewohner von Rio de Janeiro wollen ihren Körper in Form halten und joggen oder radeln die Promenade entlang. Zu jeder Tageszeit sieht man außerdem Beachvolley- oder Strandfußballteams trainieren. Jeder nimmt am Strandleben teil, von Kindern im Vorschulalter bis zu Senioren, vom Generaldirektor bis zur Putzfrau.
Achtung: Kultur nicht vergessen
Aber Rio wartet nicht nur mit Stränden und Naturspektakeln auf: In seinem historischen Zentrum finden sich geschichtlich bedeutende Bauwerke wie der ehemalige Gouverneurspalast Paço Imperial aus dem 18. Jahrhundert, der der portugiesischen Königsfamilie als Residenz diente, als sie 1808 vor Napoleon aus Europa flüchtete. Über die „Praça XV“, den riesigen Platz, auf dem 1888 das Ende der Sklaverei verkündet wurde, geht es zur verwinkelten Gasse „Arco do Telles“, in der sich am Feierabend die vielen im Zentrum arbeitenden Büroangestellten zur Happy Hour treffen. Auf den Straßenterrassen der unzähligen „Botecos“ der Stadt werden bevorzugt „um chopp bem geladinho“, ein eiskaltes Bier, sowie Appetithäppchen wie „pastel de camarão“, mit Krevetten gefüllte frittierte Teigtäschchen, serviert. Die historischen ehemaligen Amtsgebäude der Banco do Brasil und der Post von Rio de Janeiro wurden zu Kulturzentren umgebaut. Überhaupt soll das Zentrum der Stadt über die nächsten Jahre noch weiter auf Kultur getrimmt werden. Das Altstadtviertel Lapa gilt als das Herz von Rio. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts trafen sich dort die besten Musiker der Stadt zu sogenannten „Rodas“ – Jam-Sessions, bei denen ihnen Rios Halbwelt begeistert zuhörte. In den vierziger Jahren setzte Präsident Getulio Vargas dem Treiben ein Ende, und die schmucken Gebäude mit den schmiedeeisernen Balkonen verfielen. Vor rund einem Jahrzehnt starteten beherzte Bürger eine Initiative, um die bröckelnden, aber höchst charmanten Fassaden zu renovieren. Zahlreiche Lokale sperrten wieder auf. Wer sich an einem Abend durch die ganze Welt brasilianischer Musik hören und tanzen will, hat in Lapa die größte Auswahl: vom allgegenwärtigen Samba und seiner tangoartigen Version Choro über den polkaähnlichen Forró und den bluesigen Baião bis zum leicht anrüchigen Pagode und dem brasilianischen HipHop „Baile Funk“.
Grüne Lunge mitten in der Stadt
Der Kater am Morgen wird am besten im Botanischen Garten auskuriert, der bereits seit 1808 üppig wuchert. Damals erwarb König João IV. eine Fazenda, um darauf Pflanzen aus fernen Ländern für das brasilianische Klima zu adaptieren. Heute recken sich 128 Riesenbäume dem Himmel entgegen, und Liebespaare verstecken sich gern in den überwachsenen Lauben. Der hintere, wildere Teil des Botanischen Gartens gehört schon zum Tijuca-Nationalpark, dem größten Stadtwald der Welt. Auf 32 Quadratkilometern können Besucher innerhalb der Stadtgrenzen den atlantischen Regenwald in all seiner Pracht erleben.
Relax-Kultur in Petrópolis, Paraty und Búzios
Der Regenwald erstreckt sich bis hin zu den beliebtesten Urlaubsorten im Staat Rio de Janeiro. Über eine steile Bergstraße flüchten Cariocas in die ehemalige kaiserliche Residenzstadt Petrópolis, wenn sie von der Sommerhitze genug haben. Denn dort, 800 Meter über dem Meeresspiegel pendeln sich die Temperaturen auf durchschnittlich 23 Grad Celsius ein. Reiche Brasilianer ziehen sich hier auf ihre „Sitios“ genannten Landgüter zurück. Hinter dicken Mauern versteckt, erholen sie sich in ihren Villen oder spielen auf ihrem privaten Tennisplatz ein Match. Einen Einblick in das brasilianische Landleben bekommen Reisende, wenn sie in einer „Pousada“, einem umfunktionierten Landsitz, einchecken. Diese sind meistens luxuriös und sehr individuell ausgestattet. Da es außerhalb von Rio keine nennenswerte internationale Luxushotellerie gibt, sind Pousadas und Solares die stilvollste und interessanteste Möglichkeit zum Übernachten. Wer sich von der Großstadt erholen will, ist also gut beraten, die historischen Städtchen und die Traumstrände der Umgebung zu besuchen.
Costa Verde wird der Küstenstrich von Angra dos Reis bis Paraty südlich von Rio de Janeiro genannt. Selten auf der Welt findet man eine Gegend, die in so vielen Grüntönen schillert. Das glasklare, türkisfarbene Meer breitet sich vor den dicht wuchernden Bergen der Serra do Mar aus. Weiß glänzt Paraty vom Meer her. Die schmucken Häuser der autofreien Barockstadt sind noch original aus dem 18. Jahrhundert erhalten. Hier endete früher die „estrada do ouro“ genannte Goldstraße, auf der Edelmetalle und -steine aus der Provinz Minas Gerais angeliefert und auf Schiffe nach Europa verladen wurden. Die eine Stunde entfernte Ilha Grande ist eines der größten Ökoparadiese Brasiliens. Kein hoher Hotelbau findet sich auf der 193 Quadratkilometer großen, autofreien Insel. Tatsächlich können einige Teile der inneren Gebiete nur erwandert werden.
„Highlife“ ist hingegen im Strandort Búzios an der Costa do Sol nördlich von Rio de Janeiro angesagt. Im Gegensatz zu der grünen Küste ist die Vegetation hier eher trocken. In der Landschaft zeigt sich der kontinentale Bruch zwischen Afrika und Lateinamerika. Urlauber vergnügen sich hier an zwei Dutzend Stränden, vom hufeisenförmigen Ferradura Beach bis hin zur Tartaruga-Bucht, an der drei Arten von Meeresschildkröten leben. „É a minha praia“ – „das ist mein Strand“, sagt man übrigens auf Portugiesisch, wenn einem etwas besonders gut gefällt.
Foto: (c) Christian Heeb
Lage
Rio de Janeiro
Sprache
Portugiesisch
Anreise
Galeao, Dumont
Hauptstadt
Brasília
Wetter
Das Klima Brasiliens, das zwischen 5° nördlicher Breite und 34° südlicher Breite liegt, ist überwiegend tropisch mit geringen jahreszeitlichen Schwankungen der Temperaturen.
Klima
| Jan | Feb | Mar | Apr | May | Jun | Jul | Aug | Sep | Oct | Nov | Dec |
Max. Temperaturen | 29 | 30 | 29 | 28 | 26 | 25 | 25 | 25 | 25 | 26 | 27 | 28 |
Min. Temperaturen | 23 | 23 | 23 | 22 | 20 | 19 | 18 | 19 | 19 | 20 | 21 | 22 |
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Regentage | 12 | 9 | 9 | 10 | 8 | 6 | 6 | 6 | 9 | 10 | 11 | 13 |
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Währung
Real
Visa
Visumpflicht: nein, bis zu 90 Tage Aufenthalt.
Impfungen
Es wird empfohlen, ca. 8 Wochen vor Reisebeginn Ihren Hausarzt oder eine andere geeignete Einrichtung zu kontaktieren, um sich über die empfohlenen Impfungen zu erkundigen.
Rio de Janeiros Küche spiegelt die Einflüsse der Völker wider, die diese Stadt geprägt haben. Am Anfang waren das die Afrikaner, Indianer und Portugiesen, später auch Franzosen, Italiener und zahlreiche andere. Aus den anderen Regionen Brasiliens kommen die exotischen Fische Amazoniens, die scharfen Speisen des Nordostens und die rustikalen aus Minas Gerais, das „Churrasco“ (Spießbraten vom Holzkohlengrill) aus dem Süden des Landes und zahlreiche andere. Ursprünglich aus Rio de Janeiro stammend ist nur die am Mittwoch und Sonnabend servierte „Feijoada“ (ein Bohnengericht mit Fleisch und Beilagen). Auch wenn man in Rio, wenn man weiß wo, recht gut essen kann, hat die Restauration ausgerechnet an den Touristenstränden keinesfalls Mittelmeer-Niveau. Am besten sind die "Churrascarias" in den Straßenschluchten abseits vom Strand, auch im Hinblick auf das in Brasilien erstklassige Schweine- und Hühnerfleisch. Rindfleisch, da in Rio meist von tropischen Zebu-Rindern stammend, ist bis auf das begehrte "Filet Mignon" hingegen oft hart und von bockigem Geschmack.
Das Nachtleben ist sehr vielfältig und hat mit zahlreichen Cafés, Scotch-Bars, Discotheken, Pubs und Bierhallen eine große Auswahl an Alternativen anzubieten. Das ganze Jahr über gibt es gute Kulturprogramme. Die Einwohner Rio de Janeiros sind sehr große Rindfleischliebhaber. Es gibt drei Grundarten der Bedienung: Tellergerichte, Selbstbedienungs-Buffet, das per Kilo abgerechnet wird, oder das Rodízio, bei dem der Gast kontinuierlich die Speise (Pizza, Sushi, Rindfleischsorten, Hähnchen und Würstchen) serviert bekommt. Dazu gibt es auch die „Chopes“ (eiskaltes Bier vom Fass) und Aipim-Klößchen (Aipim ist eine Form des Maniok, die wie Kartoffeln zubereitet wird und auch ähnlich wie diese schmeckt).
Keine andere Stadt tanzt so gern wie Rio. Neben der riesigen Samba-Parade in einem von Oscar Niemeyer geschaffenen Stadium wird der Karneval auch auf der Straße gefeiert. Verschiedene Gruppen, „blocos“ genannt, ziehen mit tausenden Anhängern durch die Straßen. Wer außerhalb der Karnevalszeit nach Rio kommt, sollte das Altstadtviertel Lapa aufsuchen. Hier wird jede Art von brasilianischer Musik gespielt – vom Samba zum Baião, vom Forro zum Baile Funk. Doch aufpassen: Lapa ist nicht immer ganz sicher. Am besten ein Taxi bis vor das Lokal nehmen und in keine allzu ruhige Seitengasse einbiegen.
Zu den nahe der Stadt gelegenen Erholungsgebieten gehören die Strände, insbesondere diejenigen von Ipanema und Copacabana, die Bergschluchten des Barra da Tijuca sowie die Inseln der Guanabara-Bucht, die allerdings im Januar 2000 durch nach einem Unfall ausfließendes Öl stark verschmutzt wurde.
Copacabana ist einer der bekanntesten Stadtteile Rio de Janeiros, der direkt am Atlantik liegt und über den berühmten vier Kilometer langen Sandstrand verfügt. Der halbmondförmige Strand mit der Promenade wird auch „Princesinha do Mar“ (Kleine Meerprinzessin) genannt und sah in den 1930er-, 1940er- und 1950er-Jahren sein goldenes Zeitalter. Als Stadtteil der Bohème, des Reichtums und des Glanzes ist Copacabana zum Thema vieler Musikstücke, Bücher und Bilder geworden. Den in Deutschland gängigen Begriff "Die Copacabana" gibt es in Brasilien nicht, da sich der Name auf den Stadtteil als Ganzes bezieht. Die stark befahrene Küstenstraße mit ihren attraktiven marmorierten portugiesischen Flanierbürgersteigen, die den Strand von den Gebäuden trennt, heißt dort "Avenida Atlantica".
Die Stadt beherbergt verschiedene Museen (zum Beispiel das „Museu Paço Imperial“ und das „Museu do Indio“). Das „Museu Chácara do Céu“ zeigt Werke Pablo Picassos und anderer moderner Meister wie Henri Matisse, Amedeo Modigliani und Claude Monet. Das „Museu Histórico Nacional“ ist eines der wenigen noch erhaltenen Bauwerke des 16. Jahrhunderts. Es widmet sich der brasilianischen Geschichte und zeigt Möbel und andere Gegenstände aus der Kolonialzeit Brasiliens.
Im Stadtviertel Catete südlich vom Stadtzentrum befindet sich nahe der U-Bahn-Station „Catete“ das „Museu da República“. Nicht zu vergessen ist noch das „Museu Nacional do Brasil“ im nördlichen Teil der Stadt. Das 1938 eröffnete „Museu Nacional de Belas Artes“ (Nationalmuseum der Schönen Künste) im Zentrum der Stadt beherbergt eine bedeutende Sammlung brasilianischer Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts sowie italienischer und französischer Meister des 17. bis 19. Jahrhunderts.
Sehenswert ist auch das „Museu de Arte Moderna“, kurz MAM, das der bekannte brasilianische Architekt Affonso Eduardo Reidy geplant hat. Das MAM besitzt Ausstellungsstücke moderner brasilianischer Kunst und zur Geschichte des Kinos. Nach der Brandkatastrophe im Jahre 1978 konnte die Sammlung durch verschiedene Schenkungen und Ankäufe wieder aufgebaut werden. Seit 1993 befindet sich im Museum auch die Sammlung des Kunstförderers Gilberto Chateaubriand.
Im Museum der Kunstschule „Dom João VI.“ befinden sich Werke und Dokumente der brasilianischen Kunstproduktion des 19. und 20. Jahrhunderts, vor allem aus Rio de Janeiro, aber auch europäische Kunst. Das „Museu Castro Maya“ beherbergt Sammlungen von Raymundo Ottoni de Castro Maya (1894–1968) in zwei Einrichtungen: im „Museu do Açude“ (dekorative Künste) und im „Chácara do Céu“, Museum für brasilianische Kunst und Ikonografie.