Vietnam gehört nicht nur zu den faszinierendsten Ländern Südostasiens, sondern auch zu den facettenreichsten. CC-Autorin Kiki Baron hat das Paradies auf der indochinesischen Halbinsel für uns besucht – und nach achtjähriger Vietnam-Abstinenz so manch neue Erfahrung gemacht.
Die Vietnamesen beschreiben ihr Land gern als ein Bambusrohr mit einem Korb voll Reis an jedem Ende. Mit den Reiskörben sind die großen Deltas vom Rotem Fluss und Mekong gemeint. Dazwischen liegt das etwa 1.500 Kilometer lange „Bambusrohr“ mit seinem schmalen Küstenstreifen und dem mächtigen Truong-Son-Gebirge. Auf meiner Fahrt erstaunen mich immer wieder die unzähligen Flüsse, Wasserläufe und Kanäle, die die Reisfelder speisen.
Die bäuerlichen Regionen strahlen friedvolle Ruhe aus. Im Gegensatz zu den großen Städten. Die haben, so wie große Teile des gesamten Landes, nämlich eine unglaubliche Entwicklung vollzogen. Vietnam boomt wieder, und auch die Touristenorte wachsen, obwohl sich das Land während der Pandemie vollständig abgeschottet hatte – oder vielleicht gerade deswegen?
Es ist mein erster Besuch nach acht Jahren. Aus Fischerdörfern sind inzwischen Städtchen wie Quy Nhon geworden. Ländliches Gepräge im Mekong-Delta hat sich in Industriegebiete verwandelt, und dort, wo einst Strandidylle herrschte, stehen jetzt Hotelhochhäuser und Wohn- bzw. Apartmentviertel wie auf Phu Quoc. Ho Chi Minh City, also dort, wo die Wirtschaftsmacht von Vietnam versammelt ist, scheint sich in der bebauten Fläche verdoppelt zu haben. Im allgemeinen Sprachgebrauch hört man übrigens immer noch häufiger den alten Stadt-namen Saigon. Was sich nicht grund-legend verändert hat, ist der motorisierte Verkehr auf zwei Rädern. Ein Heer von Mopeds und Motorrollern düst zur Rush Hour in dichten Pulks über die Hauptstraßen. 7,6 Millionen sollen es allein in Saigon sein. Könnte einem Angst einjagen. Doch die Fahrer manövrieren ihre Gefährte in Ruhe und Freundlichkeit durchs Tohuwabohu. Dennoch, ich halte jedes Mal die Luft an, wenn ich den Fuß auf die Straße setze ...
Die neuen Luxushotels sind in der Regel vom lebhaften Hinterland abgeschirmt. Sie verfügen über eigene, sorgfältig gepflegte Strandabschnitte oder wie das „Zannier Bãi San Hô“ sogar über eine eigene Bucht. Das „Azerai“ breitet sich hingegen auf einer Privatinsel im südlichen Mekong-Delta aus, und die Anlagen auf Phu Quoc befinden sich in einer Gated Community. Was mir in allen Häusern große Freude bereitet hat, sind die personalisierten Ausflüge. Man hat erkannt, dass speziell Gäste aus dem Westen authentische Erlebnisse in Sachen Land und Leute lieben. Und dass sie sich dabei nur ungern Gruppen anschließen.
Die beste Reisezeit? Gibt es nicht!
Welche Jahreszeit ist die beste? Das kommt drauf an, würde ich mal sagen. Denn der zentrale und der südliche Teil mit den genannten Luxusresorts liegen im Einfluss von unterschiedlichen Monsunen. Es kann manchmal tagelang regnen, was nicht selten zu Überschwemmungen führt. Zudem fegen hin und wieder Taifune übers Land. Auf Zentralvietnam, wo Danang, Hoi An, Quy Nhon und Cam Ranh liegen, trifft der Nordostmonsun zwischen Anfang Oktober und Ende Februar. Nicht die beste Zeit also für Reisende, die beispielsweise Golf spielen wollen. Im Süden wütet der Südwestmonsun zwischen Mai und September. Dann kann es nicht nur im Mekong-Delta, sondern auch auf Phu Quoc ungemütlich werden. Kleiner Trost: Der tropische Regen ist warm. Und wer sich in dieser Zeit ganz der Wellness widmen möchte, findet in allen Luxusresorts hervorragende Spas.
DIPLOMATISCHE VERTRETUNGEN
Vietnamesischen Botschaft in Österreich
Felix Mottl-Straße 20, 1190 Wien
Tel.: +43 1 368075510
Fax: +43 1 3680754
E-Mail: office@vietnamembassy.at
www.vietnamembassy.at
Vietnamesischen Botschaft in Deutschland
Elsenstrasse 3, 12435 Berlin
Tel.: +49 30 53630108
Fax: +49 30 53630200
E-Mail: sqvnberlin@t-online.de
www.vietnambotschaft.org
Fläche
331.210 km²
Bevölkerung
89,71 Millionen
Sprache
vietnamesisch
Anreise
Turkish Airlines fliegt über das Drehkreuz Istanbul sowohl Ho Chi Minh City als auch Hanoi von 16 Flughäfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus an. Zu den Highlights der Airline gehören die Business Class Suiten sowie die großartige Lounge auf Istanbuls neuem Flughafen.
www.turkishairlines.com
Hauptstadt
Hanoi
Wetter
Vietnam lässt sich grob in drei Regionen unterteilen: den heiß- schwülen Süden mit Regenzeit von etwa Juni bis Oktober; den Norden mit heißen Sommern und feucht-kühlen Wintern, in denen die Temperaturen im Hochland nachts den Gefrierpunkt erreichen können; und die Zentralregion mit heftigen, mitunter tagelangen Niederschlägen von Oktober bis etwa Januar. Dem Südostmonsun geschuldet, werden die Strände zwischen Da Nang und Hoi An dann von hohen Wellen überspült. Zudem ist mit Taifunen zu rechnen.
Klima
| Jan | Feb | Mar | Apr | May | Jun | Jul | Aug | Sep | Oct | Nov | Dec |
Max. Temperaturen | 20 | 21 | 23 | 26 | 32 | 33 | 33 | 32 | 32 | 28 | 26 | 23 |
Min. Temperaturen | 13 | 14 | 17 | 21 | 24 | 26 | 26 | 25 | 24 | 22 | 17 | 15 |
|
|
|
|
Zeitverschiebung
+7 Stunden
Visa
Reisende aus Deutschland benötigen bis zu 45 Tagen Aufenthalt kein Visum (inklusive An- und Abreisetag), Österreicher und Schweizer benötigen ein Visum.
vietnamembassy.at/de/visum-fuer-vietnam
Impfungen
Für Vietnam bestehen derzeit keine landesspezifischen Sicherheitshinweise.
Gourmet-Food aus der Garküche
Rinderbrühe zum Frühstück und Reispapierröllchen aus der Hand:
Vietnams Küche präsentiert sich ebenso köstlich wie unkompliziert.
Unausprechlich gut: „Pho“, die vietname-sische Nationalspeise, will mir auch nach langem Üben nicht akzentfrei über die Lippen kommen. Zu tricky
ist die Aussprache des offenen, fast
gehauchten Vokals am Schluss.
In meine Suppenschüssel kommt die
geschmacksintensive, mit unterschiedlichen Gewürzen, Gemüse, Fleisch oder Garnelen verfeinerte Rinderbrühe dafür umso öfter. Und in den Hotels steht in der Regel bereits ein brodelnder Topf auf dem Frühstücksbuffet, umrahmt von Schüsselchen mit Beilagen und Würze. So kann der Gast je nach Gusto noch etwas Fischsauce, Limette, Chili und Koriandergrün dazugeben. Schmeckt köstlich und ist gesund. Auf meiner Reise schlürfe ich die kräftige Brühe jeden Morgen und fühle mich gut gestärkt für einen
Tagesprogramm in der schwülen Hitze.
Aber auch viele andere landestypische Gerichte sind unglaublich gut und abwechslungsreich. Kein Wunder, zeigen sie sich doch von vielen
Einflüssen inspiriert: China, die Mongolei, Thailand, Kambodscha, Laos und natürlich auch Frankreich hinterließen ihre kulinarische Spuren! Heute präsentiert sich die Vietnam-Cuisine jedenfalls weniger scharf als die Thaiküche, aber auch aromareicher als die südchinesische. Gemeinsam ist ihnen das Grund--nahrungsmittel Reis, zu finden auch als Reisnudeln in Suppen und Salaten, im herzhaften Porridge oder als Reismehl-Crêpe in Frühlingsrollen.
Reise zum Reis
Auf meiner Reise habe ich festgestellt, dass sich die Speisekarten von Touristen-Hotels und -Restaurants landauf und landab ziemlich gleichen. Für Abwechslung sorgen da die Garküchen, an denen sich auch die Vietnamesen für kleines Geld versorgen. Nach Kostproben an mindestens zehn von ihnen habe ich gelernt: Es wird sorgfältig und hygienisch gearbeitet, und die aromareichen Speisen schmecken delikat.
Für Fisch- und Seafood-Fans ist Vietnam ein Paradies. Ein Marktbesuch, wie er in vielen Hotels zusammen mit einem Kochkurs angeboten wird, gewährt einen ersten Einblick in das umfangreiche Angebot. Von nachhaltiger Fischerei ist allerdings keine Rede, und bei der Verschmutzung der küstennahen Gewässer und Flüsse sollte man Vorsicht walten lassen. Luxus-
hotels importieren zur Sicherheit ihre maritimen
Waren von zuverlässigen Quellen oder kooperieren
mit handverlesenen Aquakulturen.
Bei Kochkursen steht in der Regel die Zubereitung von vietnamesischen Frühlingsrollen auf dem Programm – ebenfalls eine Landesspezialität. Hauchzarte Reis-papierblätter werden angefeuchtet und mit gekochten Garnelen, Sprossen und Frühlingszwiebeln gefüllt. Ob kalt oder kurz frittiert, mit Salatblatt und frischen Kräutern umwickelt – sie sind stets ein schmackhafter Bissen aus der Hand!
Sightseeing
■ Hanoi
Dank des historischen Zentrums sowie des Nachtmarkts gilt Vietnams Kapitale als reizvollste Großstadt des Landes. Sehenswert sind der Tempel der Literatur- & Nationaluniversität Van Mieu, der Ngoc-Son-Tempel im Schildkröten-See sowie das Ho-Chi-Minh-Mausoleum. Außerdem lohnt ein Tagesausflug nach Ninh Binh mit seinen
überwucherten Karsthügeln.
■ Halong Bay
Mehr als 3.000 bizarr geformte Inseln erheben sich aus der Bucht, an manchen kleben schwimmende Dörfer. Das ist tatsächlich atemberaubend schön – weshalb täglich leider auch um die 200 vollbesetzte Schiffe durch das Naturwunder kreuzen.
■ Hue
13 Könige haben die Zitadelle mit einem Kaiserpalast nach dem Vorbild der Verbotenen Stadt in Beijing geprägt. Im Vietnamkrieg größtenteils zerstört, gehört Hue heute, nach umfangreicher Renovierung, zum UNSECO-Welterbe. Sehenswert sind zudem die sogenannten Kaisergräber und die Thien-Mu-Pagode. Mit Privatwagen und Chauffeur lohnt es sich, die wenig befahrene Strecke über Da Nang direkt an der Küste entlangzufahren – mit Lunch und Sprung ins Meer im Banyan Tree Hotel Lang Co. Danach über den Wolkenpass zu kurven ist spannender, als den Tunnel zu nehmen.
■ Hoi An
Die malerische, ehemals chinesisch-japanische Handelsstadt, die ebenfalls zum UNESCO-Welterbe gehört, hat sich in den letzten Jahren zur Partyhochburg gemausert. Reizvoll bleibt aber eine Street Food-Tour, bei der man in die Geheimnisse der lokalen Küche eintauchen kann.
www.eathoian.com
■ My Son
Die größte, teilweise noch erhaltene Tempelstadt aus der Zeit des Champa-Reichs hat für Vietnam eine ähnliche historische Bedeutung wie Angkor für Kambodscha oder Pagan für Myanmar.
■ Ho Chi Minh City / Saigon
Ohne Zweifel, hier ist die Wirtschaftsmacht Vietnams versammelt. Wolkenkratzer recken sich in den Himmel. Gute Restaurants, Rooftops-Bars und Shoppingmeilen im historischen Zentrum sowie der Ben-Thanh-Markt sind Anziehungspunkte für Besucher.
■ Traumstrände
Im Prinzip gibt es unzählige Beaches, die sich entlang der Küste sowie auf den Inseln wie Perlen an eine Kette reihen. Gefahren durch hohe Pazifikwellen und Strömungen bergen fast alle, Ausnahmen bilden die geschützten Buchten. Die Verschmutzung ist vielerorts erschreckend, wenn Beachhotels oder Gemeinden nicht täglich den Strand säubern.
■ Lang Co
In eine langgestreckte Bucht geschmiegt und ca. 50 km nördlich von Da Nang gelegen, ist dieser palmengesäumte Prachtstrand abgesehen von den Gäste des Angsana- und Banyan Tree-Hotels zumeist menschenleer.
■ My Khe/An Bang
Über 20 km erstreckt sich der breite Sandsaum von Da Nang bis Hoi An. In der Stadt beleben Beach-Lokale die Szenerie, am anderen Ende herrscht (noch) Ruhe und Einsamkeit. Achtung: von Oktober bis Ende Januar oft überspült!
■ Quy Nhon
Der breite Beach vor dem Anantara Quy Nhon Villas Resort auf der einen Seite erscheint
nicht weniger paradiesisch wie die idyllische Bucht vom Zannier Hotel Bai San Ho auf der anderen.
■ Mui Ne
Der touristische Hot-Spot ist für Wassersportler ein Paradies – speziell für Surfer und Kiter. Spektakulär präsentiert sich die Dünenlandschaft im Hinterland, in der man sich fast wie in der Sahara fühlt.
■ Cam Ranh
Der mehr als 20 km lange Hausstrand des Hotel Alma begeistert mit hellem, puderweichem Sand, der sich wie Samt unter den Füssen anfühlt.
■ Phu Quoc
Mehrere attraktive Strände säumen die Westküste dieser Insel. Am südlichen Zipfel sind es Buchten wie beim JW Marriott und Premier Village. Der Long Beach beim The Regent ist ein groß-flächiges Entwicklungsgebiet mit einigen Monumentalbauten. Am White Beach, einst Backpacker's Paradise, ersetzen immer mehr große Hotels die kleinen Hüttenanlagen. Bei teilweise heftigen Winden und viel Niederschlag in den Sommermonaten ist das Badevergnügen eingeschränkt, zudem lässt die starke Verschmutzung des Meeres wenig Genuss aufkommen.
Shopping
Unter allen Städten Vietnamsbietet Hanoi das größten Shopping-Vergnügen. In der Altstadt ballen sich Läden mit Kunsthandwerk, Seiden- & Papierwaren sowie Wohnaccessoires. Außerdem gibt es einen quirligen Nachtmarkt mit viel Kitsch und Krempel. Hoi An ist hingegen vor allem bei jungen Frauen beliebt, die sich bei den ortsansässigen Schneidern aufwendige Abend- oder Hochzeitsroben anfertigen lassen. Dass es dafür mehrerer Anproben und mehrerer Tage Zeit bedarf, sollte vorab klar sein. Wer internationale Nobellabels sucht, wird im historischen Zentrum von Saigon fündig. Einige exzellente Herrenschneider gibt es hier ebenfalls. Am besten man fragt den Hotel-Concierge nach den besten Adressen.
Genießen
Top-Restaurants findet man vorwiegend in Saigon, weil dort das Geld sitzt und Essengehen zum gesellschaftlichen Leben gehört. Außerhalb der Monsunzeit gibt es hier auch zahlreiche Rooftop-Bars. Besonders angesagt ist derzeit die Dachterrasse vom Hôtel des Arts mit tollem Infinity-Pool.
www.hoteldesartssaigon.com
■ Å by Tung
Klingt wie ein Dorf auf den
Lofoten, ist jedoch Saigons jüngster Gourmet-Hotspot, der es auch ins Ranking der „Asia’s 50 Best Restaurants“ geschafft hat. Chef Hoang Tung hat in Skandinaviens Sterneküchen gelernt und zaubert feinste Kreationen aus lokalen Produkten. In Hanoi ist sein „T.U.N.G. dining“ the place to eat.
www.abytung.com
■ Anan
In Vietnams bestem Restaurant fungiert Peter Cuong Franklin als Küchenmeister. Rezepte seiner vietnamesischen Mutter transformiert er mit französischen Kochtechniken zu höchst köstlichen 12-Gänge-Menüs. Zwei Stockwerke über seinem Gourmettempel in Saigon sind im „Pot au Pho“ seine Suppen die eigentlichen Stars.
www.anansaigon.com
■ Square One
Im Gourmetrestaurant vom Park Hyatt Saigon Hotel ist die „Plateau de Fruits de Mer“ ein Muss. Als
Signature Dish fungiert das Wagyu-Kalbsbäckchen in
Kokosmilchsud.
www.hyatt.com