Sylt war vom ersten Moment an spannend ... das „Pony“ (Kultdisco in Kampen) war keine Bar, sondern eine Dampfküche für Weltanschauungen und Landebahn für Erosbummler. Mit einer Windbraut, eng an mich geschmiegt, brauste ich manchem Sonnenaufgang entgegen, glücklich zu leben – und hätte gegen das Sterben auch nicht viel gehabt. Schöner als im Glück zu sterben, ist nur, im Glück zu leben ... Poeten sahen Venedig und wollten sterben. Ich sah jenes Eiland im Norden – und wollte ewig leben.“ In dieser Liebeserklärung an Sylt von Gunter Sachs in seinem Buch „Mein Leben“ beschreibt er den bestimmten Syltmythos, der sich zwar nicht jedem erschließt – aber wenn, dann absolut und lebenslang.
Dagegen halten Stimmen, die behaupten, dass dieses unverwechselbare Sylt-Feeling von ausgelassener Lebensfreude und unbändigem Genuss der Vergangenheit angehört, dass sich die Insel verändert habe und die Glanz- und Gloriazeiten, als sich die europäische Prominenz hier tummelte, vorbei seien. Sicher, der Anteil an glamourösen Urlaubern, deren Namen die Klatschpresse beherrschen, ist geringer geworden. Ist das ein Manko? Die alteingesessenen Familien aus Adel, Wirtschaft, Politik und Kultur sind geblieben, ziehen sich aber vermehrt in ihre Refugien in der Kampener und Braderuper Heide zurück. Ihre Kinder sind heute global unterwegs: St. Barth, Hamptons, Ibiza, Malediven und wenigstens für ein paar Tage immer wieder Sylt. Und dann werden auch wieder überschäumende Partys gefeiert und es wird bis zum Morgengrauen abgetanzt. Kultbars und Discos, wie das besagte „Pony“ oder das „Rote Kliff“ in Kampen, sind hippe Locations, in denen man es besonders in den Monaten Juli und August krachen lässt.
Dann sieht man auch etliche Stars aus dem Showbiz, die sich meist sportlich leger an den Hotspots der Szene untermischen. Generationswechsel gibt es auch in einigen Intreffs. Zwei Urgesteine der Kampener Gastronomie haben sich zurückgezogen. War es bereits 2012 Greta, die Wirtin vom „Rauchfang“ (einem Epizentrum vom frühen Nachmittag bis in die tiefe Nacht), und kürzlich auch Rolf Seiche, Lichtgestalt des Kampener Lifestyles vom legendären „Gogärtchen“. Die Befürchtung, dass sich nun hier auf der sogenannten Whiskymeile, die eigentlich Strönwai heißt, weniger abspielt, zeigt sich als völlig unbegründet. Diese Straße ist nach wie vor der Catwalk der Nobelkarossen, die auf dem etwa 300 Meter langen Abschnitt entlangröhren und Laufsteg der „beautiful people” in Edelklamotten aus den exklusiven Boutiquen, die man vor allem in Kampen und dem malerischen Ort Keitum findet. Bereits am Nachmittag trifft man sich hier nach einem prallen Strandtag, sonnenverbrannt und noch leicht versandet in lässiger Beach Wear, trinkt Latte Macchiato zu herrlich duftendem Blechkuchen und an Stehtischen wird der Abend geplant.
Die Faszination Sylt besteht jedoch nicht nur aus den wenigen Facetten, die das Klischee des exklusiven Jetsets mit seinen Luxusansprüchen bedient. Vielmehr ist die Insel eine einzigartige Mischung aus Noblesse und Natur. Nur hier entfaltet sich das besondere Reizklima, das sich noch von anderen nord- und ostfriesischen Inseln unterscheidet. Durch die vorgelagerte Stellung der Insel ist sie Meer und Wind stärker ausgesetzt, was den Salz- und Jodgehalt der Luft erhöht.
Spuren im Sand
Am kilometerlangen Strand des Ellenbogens, des nördlichsten und für viele schönsten Teils des 38 Kilometer langen Eilands, vermittelt sich eine einzigartige Verbundenheit mit der Natur inmitten einer beeindruckenden Dünenlandschaft. Selbst in der Hochsaison ist man oft der Einzige, der hier seine Fußspuren im Sand hinterlässt, begleitet vom Geschrei der Möwen und dem Rauschen der Brandung. Für Roman Polanski war das der ideale Drehort für seinen Film „Ghostwriter“.
Weniger dramatisch, sondern eher lieblich präsentiert sich die Wattseite der Insel mit dem idyllischen Dorf Keitum. Hier bestimmen fast ausschließlich reetgedeckte Häuser mit blumenreichen Bauerngärten und altem Baumbestand das Bild sowie ein betörender Duft von Heckenrosen, Heide, Jod und Tang, den man für zu Hause in Flaschen abfüllen möchte.
Die Vielseitigkeit von Sylt zeigt sich jedoch nicht nur in der Landschaft: Vom Campingplatz bis zum exklusiven kleinen Landhotel, Frühstückspension mit Familienanschluss oder noblen Wellnessresort, Fischbude oder Sternerestaurant – jeder findet, was sein Gemüt, Geldbeutel und Geschmack begehren. Kein Syltbesuch, ohne dass man mindestens ein Mal ins Fischbudenimperium Gosch eintaucht, möglichst in List, in der nördlichsten Fischbude Deutschlands, ein Hofbräuhaus im Seemannsstil mit fangfrischen Fischgerichten bei Shantymusik. Ähnlich war der Aufstieg von Herbert Seckler mit dem Phänomen „Sansibar“, der beliebten „Skihütte“ in den Dünen, die das Sylter Lebensgefühl reflektiert und wunderbar umsetzt. Selbst im tiefsten Novembergrau ist die Bude rappelvoll und jeder Gast – egal, ob Jauch oder Joop, europäischer Adel oder Familie XY – wird von Herbert mit seiner authentischen Gemütlichkeit willkommen geheißen. Die Speisen sind vorwiegend rustikal und schmecken hervorragend. Berühmt ist der Weinkeller, der wahre Schätze beherbergt.
Sommerzeit – Strandzeit! Prominent besetzt ist nach wie vor der legendäre Kampener Strandabschnitt „Buhne 16“, der den Ruf der „Schönen, Reichen und Nackten“ von Sylt begründete und auch heute noch gern zelebriert. Im einfachen Holzbistro „Buhne 16“, Kultadresse mit Sylter Dolce Vita, gibt’s deftigen Imbiss bei Chilloutmusik und genialem Meerblick. Nur zehn Fußminuten weiter südlich unterhalb des Kampener Leuchtturms erstreckt sich ein breiter Strand mit weit auseinander stehenden Strandkörben. Hier liegt das angesagte Beach Bistro „Grand Plage“ mit Strandsauna, Treffpunkt zu jeder Tages- und Abendzeit. Grandios, dort einen Apéro bei Sonnenuntergang zu genießen.
Weite Strände gibt es auch in Wenningstedt, Rantum und im südlichen Hörnum, die sich mehr als familienorientierte Badeorte verstehen.
Eine bemerkenswerte Veränderung hat Sylt mit der gesteigerten Anziehungskraft zu jeder Jahreszeit erfahren. Fuhr man in den vergangenen Jahrzehnten vorwiegend im Sommer auf die Insel, ist Sylt heute ganzjährig attraktiv. Natürlich ist die salz- und jodhaltige Luft zu jeder Zeit ein Gesundbrunnen und die sturmgepeitschte Nordsee ein Spektakel der besonderen Art, aber sicherlich tragen die neuen, von manchen Insulanern kritisch beäugten Wellnessresorts dazu bei, einige erholsame Inseltage zu genießen.
Winds of change – ja, aber was immer bleibt, ist die ureigene Seele Sylts!
Bevölkerung
15.169
Sprache
Deutsch
Anreise
? mit Personenzügen der DB per Auto bis Niebüll, dann mit dem Sylt Shuttle (Autozug) bis Westerland über den Hindenburgdamm (ca. 40 Minuten) ? Flug, z.B. Air Berlin und Sylt Air ? per Fähre ab Romö (Dänemark)
Hauptstadt
Westerland, Gemeinde Sylt
Wetter
Auf Sylt herrscht ein vom Golfstrom beeinflusstes Seeklima. Die Wintermonate sind mit durchschnittlich etwa 2 °C etwas milder als auf dem benachbarten Festland, die Sommermonate dagegen mit durchschnittlich 17 °C, trotz längerer Sonnenscheindauer, etwas kühler. Im Jahresdurchschnitt hat Sylt täglich 4,4 Stunden Sonnenschein und ist auf das niedrige Relief der Küste zurückzuführen. Wolken können sich nicht gut stauen und werden in der Regel durch den konstanten West- oder Nordwestwind vertrieben.
Klima
| Jan | Feb | Mar | Apr | May | Jun | Jul | Aug | Sep | Oct | Nov | Dec |
Max. Temperaturen | 2 | 2 | 5 | 10 | 14 | 17 | 18 | 19 | 16 | 12 | 8 | 4 |
Min. Temperaturen | 0 | 0 | 1 | 4 | 8 | 11 | 13 | 14 | 12 | 8 | 4 | 1 |
Sonnenstunden | 2 | 2 | 4 | 6 | 8 | 8 | 7 | 7 | 5 | 3 | 2 | 1 |
Luftfeuchtigkeit | 90 | 88 | 86 | 81 | 77 | 76 | 78 | 77 | 79 | 84 | 86 | 88 |
Regentage | 12 | 8 | 10 | 9 | 8 | 9 | 11 | 11 | 13 | 13 | 16 | 13 |
Wassertemperatur | 4 | 3 | 4 | 6 | 10 | 13 | 16 | 17 | 15 | 13 | 9 | 6 |
Aktivitäten auf Sylt – Sportfans aufgepasst
Ganz gleich ob Sie Reiten, Radfahren, Segeln, Wandern,
Golfen oder einfach nur Fitness machen möchten, auf Sylt wird Ihnen all das
geboten.
Radfahren:
Besonders beliebt sind die sogenannten „Fernstrecken“ von
Westerland nach Hörnum oder List entlang der Inselbahnstraße, mit jeweils einer
Länge von ca. 18 km. Die Radwege zwischen Wiesen und Felder im Sylter Osten
sind oft verzweigt, aber bieten eine wunderschöne Landschaft mit Schafen und
Deichen. Sie können selbst den Grad der Anstrengung und Länge entscheiden, je
nachdem ob Sie eine Fahrt gegen den Wind wählen oder mit einer leichten Brise
im Rücken Radfahren.
Wandern:
Durch die gesunde Meerluft bieten Ihnen Wanderungen am
Flutsaum nicht nur Erholung für Körper und Geist, sondern schaffen auch für die
Haut und Ihre Bronchien ein wohltuendes Gefühl. Entlang des Lichtsignals zweier
Leuchttürme können Sie die Stille und Ruhe am Strand genießen. Für Vogelfreunde
ist der Wanderweg um die Hörnum Odde ein absolutes Highlight, führt er doch
durch eines der artenreichsten Seevogelschutzgebiete. Ein besonderes Erlebnis
sind Wattwanderungen entlang der Sylter Ostküste, die man am besten unter
fachkundiger Leitung erforscht und kennenlernt.
Wassersport:
Sylt ist für seine diversen Wassersportmöglichkeiten bekannt
und bietet daher nicht nur Surf-, sondern vor allem auch Segelschulen an. Die
meisten Surfschulen sind auf den Kitesurftrend bereits aufgesprungen und bieten
den mit einem Lenkdrachen vollzogen Spaß ebenfalls an. Vor allem das
Segelrevier im Nationalpark Wattenmeer ist riesengroß, windsicher und flach und
bietet sich als idealer Ausgangspunkt für Segelanfänger und Fortgeschrittene
gleichermaßen.
Golfen:
Die weitläufigen vier Golfplätze auf Sylt bieten nicht nur
grandiose Ausblicke auf die Nordseen, sondern vor allem spannende Spiele jeder
Stärke für Golfliebhaber. Der Golfclub Budersand Sylt wurde im Jahr 2010 auf
den Platz 6 der „Top 10 Golfplätze Deutschland“ gewählt.
Strände:
An der gesamten Westseite der Insel sind wunderbare Sandstrände von Hörnum bis List. Besonders reizvoll sind im Norden der Ellenbogen und die Südspitze mit weitläufigen Dünenlandschaften und Stränden (Vorsicht: teilweise starke Strömungen). Am Kampener Strand bei Buhne 16 und am Ellenbogen liegt und badet man auch unbekleidet.
Sehenswertes auf Sylt – Die schönsten Orte
- List – an der nördlichsten Spitze der Insel mit weiten Stränden, urwüchsigen Dünenlandschaften und einem bunten Veranstaltungsprogramm.
- Wenningstedt-Braderup – durch zahlreiche Freizeitmöglichkeiten, wie Minigolf, Trampolinspringen, Malkurse und Ponyreiten gilt dieser Ort als Paradies für Familien
- Morsum – Brauchtum und Tradition werden hier groß geschrieben, vor allem die Kulturfreunde und der Ringreiter-Verein spielen eine große Rolle. Besonders sehenswert und von atemberaubender Schönheit ist das Morsum-Kliff, in seinem geologischen Aufbau einzigartig in Europa.
- Tinnum – zentral gelegener Ort, der Stadt und Land miteinander verbindet und als idealer Ausgangspunkt gilt, um Sylt zu erkunden. Der Tinnumer Tierpark erfreut vor allem Familien durch exotische und einheimische Bewohner.
- Hörnum – der wunderschöne Hafen an der Südspitze wird von einem schönen Leuchtturm bewacht und Sonne, Sanddünen und Meer lassen die Herzen höher schlagen.